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Hamakom: Komödie von Theresia Walser

Darf man über Hitler lachen? (Patton, Hatzl, Weixelbraun) © Freda Fiala

Mit Theresia Walsers gern gespielter „Komödie für zwei Hitler-Darsteller und einen Goebbels“m "Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm",  unterhält Regisseur Hans-Peter Kellner im Theater Nestroyhof-Hamakom das Publikum. Ein Schauspieler-Trio diskutiert über die eigene Kunst.  Zwei davon haben Hitler gespielt, einer nur den Goebbels. Darf man über diese Männer lachen, fragen sie und erzählen wie sie in angelegt haben, den Hitler und den Goebbels.

Walsers Komödie „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ ist 2006 in Mannheim uraufgeführt worden und kaum eine deutsche Bühne hat sich seitdem den Trialog entgehen lassen, auch Zürich hat bereits gelacht und nun endlich darf auch Wien schmunzeln. Denn die Autorin spielt mit den bekannten Theaterklischees, vor allem der Eitelkeit der Selbst-Darsteller. Kabarettistische und melancholische Monologe gibt es bereits genügend zum Thema, Dialoge ebenso und nun also ein Dreierteam – immer zwei gegen einen.

Andreas Patton ist der berühmte Hitler-Darsteller Nummer 1, Franz Prächtel, aufbrausend, selbstverliebt, besserwisserisch. Heinz Weixelbraun hat als Ulli Lerch die A-Karte, er hat nur Goebbels spielen dürfen, ist der Jüngste und muss den Tisch in Balance halten, indem er ihn mit seinem Fuß stützt.  Ziemlich schmerzhaft auf die Dauer. Prächtel benutzt den kleinen Lerch als Diener und Putzmann. Zwischen den beiden sitzt im froschgrünen Anzug Simon Hatzl als Peter Söst, Hitler-Darsteller Nummer 2. Wer war der bessere? Söst redet dem Stärkeren nach dem Mund, versucht den Grundsatzstreit über die Aufgabe des Theaters zu kalmieren, die zwei Generationen (Prächtel / Lerch) wieder an einen, den wackligen, Tisch zu bringen.

Die drei Schauspieler warten auf den Beginn einer Talkshow in der sie darüber diskutieren sollen, ob es angebracht ist, Hitler als lächerliche Figur darzustellen, ihn Schokoladetorte essend zu zeigen, oder als Deutscher ein Holocaust-Opfer zu spielen. Da hat der kleine Uli Lerch so seine Erfahrungen. Als Folteropfer hat Seiten aus dem Koran aufessen müssen. Die drei reden sich heiß, verlassen immer das geplante Thema, um über sich selbst zu bramarbasieren. Nicht in Linz haben sie gespielt, aber damals in Göttingen oder Ingolstadt.

Walser bombardiert vor allem zu Beginn mit einem Feuerwerk aus bekannten Kalauern, doch Regisseur Kellner hält die Schauspieler spielenden Schauspieler im Zaum. Inszeniert kühl und lässt die Bonmots nur nebenbei fallen. Gelacht wird dennoch viel, eine Antwort auf die angerissenen Fragen gibt es natürlich nicht. Wenn die Talk-Show beginnt ist das kurzweilige Stück zu Ende.

Theresia Walser: „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“, Österreichische Erstaufführung, 22.10. 2015, Theater Nestroyhof-Hamakom.
Weitere Vorstellungen: 23.,24., 28., 29., 30.  Oktober; 23., 24., 25. November 2015.