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Jan Jakubal: „Lost Mythologies“, Performance

Jan jakubal Tanzt mit der Installation von Gudrun Lenk-Wane.

Für geladene Gäste hat der Tänzer und Choreograf Jan Jakubal sein jüngstes Stück „Lost Mythologies“ gezeigt. Uraufgeführt wurde die von Akrobatik dominierte Performance im Oktober 2021 bei den Internationalen Puppentheatertagen in Mistelbach. Eine Puppe, Objekte und eine hölzerne, bewegliche Installation von Gudrun Lenk-Wane spielen eine wesentliche Rolle.

Das Skelett ist in Wahrheit eine Fetzenpuppe, die den Tänzer Jan Jakubal begleitet.Solange noch Licht ist im halböffentlichen Wohnzimmer, sehe ich ein Gestell aus Leitern, Plattformen und Holmen, an dem ein gruseliges Skelett häng. Dann geht das Licht aus und oben auf der Plattform liegt ein Mensch, das Skelett ist gar keines, sondern eine Fetzenpuppe, die mit dem Solisten Jan Jakubal tanzt, ihn malträtiert und auch als liebevolle Begleiterin und Trösterin fungiert. Die Installation wird ebenfalls vom starren Objekt zu einem lebendigen Wesen, einem Feind, scheint mir.
Die einzelnen Teile dieser kompliziert konstruierten Skulptur (Gudrun Lenk-Wane) sind durch Scharnieren verbunden, was den Tanz mit, auf, unter und über ihm zu einem gefährlichen Abenteuer macht.
Das menschliche Wesen (Jan Jakubal) scheint mir aus dem Wald zu kommen und keine Ahnung von der Welt draußen zu haben. Es lernt, sich fremde Schuhe anzuziehen und kämpft mit dem hölzernen Bett, auf dem es erwacht. Später wird zum Gefängnis für die Puppe (entworfen von Nina Lindroos, die auch für das Kostüm Jakubals zeichnet) und zur Plattform für einen Diktator. Jakaubal mit der Installation, die sich senkracht, waagrech, stabil und instabil bewegen lässt.
Jakubal, der 2015 die Tanztheatercompany Yellow Buoy (Gelbe Boje) gegründet hat, in deren Rahmen er seine eigenen Choreografien aufführt, ist auch als Tänzer bei Dans.Kias, der Company von Saskia Hölbling, bekannt. Im Grunde ist Jakubal ein Poet, der das scharfe Licht scheut, der geheimnisvollen Dämmerung, in der die Konturen weich und die Schatten scharf werden, den Vorzug gibt. Seine körperorientierten Choreografien vereinen den tanzenden, turnenden, sich körperlich verausgabenden Tänzer im Verein mit Puppen und Objekten, die sehr bald zu Subjekten werden, die den Tänzer unterstützen oder bekriegen. Jakubal ist auch flexible wie auch seine Choreografien. Für Kinder (etwa bei der Uraufführung in Mistelbach) rücken Witz und Zirkuskunst in den Vordergrund, ohne dass die Basis, diesmal das Nachdenken über den Missbrauch von Mythen durch totalitäre Regime oder Figuren, die danach streben, verloren geht. der Körper im Kampf mit dem Objekt. Will man als Zuschauerin den Titel, „Lost Mythologies“ in der Performance wiederfinden, so sieht man Jakubal als Täter und Opfer Er ist ein Wesen, das nach einem Sinn im Leben, nach einer Leitfigur sucht, das könnte die wandelbare einäugige Puppe sein, die für mich wirklich böse ist. Er ist aber auch das Opfer dieser verbreiteten Mythen, deren Versprechungen nicht gehalten werden.
Notwendig ist das nicht, der Titel ist wohl der Ausgangspunkt für Jakubals Überlegungen, Erfahrungen und auch Ängste, doch dann, Prozess der Proben, gibt lässt er sich ganz von seinem Körper leiten, bewegt ihn geschickt zwischen den Objekten, kriecht und klettert, rollt sich zusammen, um in eine kleinen Kasten zu passen, und steht als Sieger auf der Plattform. Doch da geht das Licht aus, und wir wissen nicht, ob der Triumphator nicht bald herunterfällt von seinem Podest. Jan Jakuabal vis à vis der wandelbaren Begleiterin. Doch man kann Jakubals Körperkunst die zwischen Tanz, Schauspiel und Akrobatik changiert, auch schlicht genießen, ohne an irgend eine Erzählung, an einen als Botschaft vermittelten Inhalt zu suchen. Wenn sich der Vorhang heb, gehört eine Aufführung nicht mehr dem Schöpfer / der Schöpferin, sondern den Zuschauer:innen. Sie liefern sich selbst die Interpretationen und die Puppe ist für die einen böse und für die anderen der Mann mit dem Koffer, der den Diktator begleitet.

Jan Jakubal / Yellow Buoy Company: „Lost Mythologies“.
Regie, Konzept, Performance: Jan Jakubal. Live Musik: Viktor Braunshirn; Puppendesign, Kostüm: Nina Lindroos; Bühnenbild: Gudrun Lenk-Wane; Musik Komposition: Jan Čechtický. Licht und Foto: Ivan Jakariċ.
Uraufführung Oktober 2021, Internationale Puppentheatertage, Mistelbach. Gesehen am 20.12.2021, Wien. Informationen über weitere Vorstellungen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.