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„Tänze, Bilder, Sinfonien“, Ballettabend

"Sinfonie Nr. 15, Uraufführung": Damenensemble

Der dreiteilige Ballettabend mit Choreografien von George Balanchine, Alexei Ratmansky und Martin Schläpfer wird durch die Kompositionen der russischen Komponisten, Igor Strawinsky, Modest Mussorgsky und Dimitri Schostakowitsch, zusammengehalten. Premiere dieses abwechslungsreichen Ballettabends­­­­ war am 26. Juni 2021. Die letzte Aufführung in dieser Saison ist am 30. Oktober 2021.

Hausdebüt für Hyo-Jung Kang in Geroge Balanchines "Symphony in three Movements": Die neue Erste Solotänzerin am Start, ein Publikumsliebling zu werden.

Zu Strawinskys „Symphony in Three Movements“ hat George Balanchine sein gleichnamiges, recht sportlich anmutendes, Ballett geschaffen. Der Herausforderung des ständigen Rhythmus- und Tempowechsels in Strawinskys Sinfonie in drei Sätzen zeigt sich das Corps durchaus gewachsen. Auch die drei Paare konnten begeistern. Aleksandra Liashenko und Denys Cherevychko, Hyo-Jung Kang und Marcos Menha haben ihr Rollendebüt mit Bravour absolviert. Wobei Menha von der Lebendigkeit und Anmut Hyo-Jung Kangs profitiert hat, die zugleich ihr Hausdebüt gefeiert hat. Die Koreanerin hat zuletzt in Stuttgart als Erste Solistin getanzt und ist ab dieser Saison Mitglied des Wiener Staatsballetts. Schon mit ihrem ersten Auftritt hat sie das Publikum begeistert. "Symphony in three Movements": Marcos Menha und Hausdebütantin  Hyo-Jung Kang Für Bühnenpräsenz und Charisma ist die Körpergröße nicht von Belang. Als fröhliches, nahezu ausgelassenes, junges Paar haben Hyo-Jung Kang und Marcos Menha den 2. Satz zum Flötengezwitscher getanzt. Auch Ketevan Papava debütierte als Solistin in Balanchines Choreografie. Partner war Géraud Wielick, der schon in der Premiere (damals, im Juni, mit Maria Yakovleva) bewiesen hat, welch ausgezeichneter Tänzer er ist.
Pure Freude bereitet Alexei Ratmanskys Choreografie (2014 für das NYCB kreiert) „Pictures at an Exhibition / Bilder einer Ausstellung“ für fünf Paare. Eine Gelegenheit für sieben überzeugende Tänzer:innen in ihren Rollendebüts. "Pictures at an Exhibition": Rollendebüt für  Davide Dato Gleich nach der ersten „Passage“, wenn die jungen Ausstellungsbesucher:innen ins Museum geströmt sind, verzaubert Rebecca Horner als geheimnisvolle Fee. Ihr Partner, Francesco Costa, kennt die Rolle schon. Bezaubernd auch Elena Bottaro, die mit Andrey Teterin das Debüt teilt. Sonia Dvořák tanzt im Doppeldebüt mit Davide Dato. Bleiben noch zwei Herrendebüts im Ausstellungshaus: Trevor Hayden hebt Kiyoka Hashimoto über den Kopf und Zsolt Török wirbelt Maria Yakovleva herum. Bei Ratmansky tanzen Figuren, Bilder, Farben. Die fünf Paare gemeinsam in "Pictures at an Exhibition" von Alexei Ratmansky.Die Kostüme von Adeline André korrespondieren mit dem Bühnenbild – Kandinsky digital verändert – und der Originalkomposition Mussorgskys für Klavier solo. Alina Bercu tanzt mit zehn Fingern im Orchestergraben. Ein helles, leichtfüßig getanztes Ballett voller kleiner Geschichten und ebensolcher Gefühle.
Zum Abschluss des Abends wird es dunkel. „Uraufführung“ nennt Martin Schläpfer seine Choreografie zu Dimitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 15. Begleitet von einem großen Ensemble reihen sich Pas de deux aneinander. Die Paare bleiben beziehungslos, begegnen einander nur in flüchtigen Treffen.
Bedrückend.
Einmal, Ketevan Papava und Roman Lazik tanzen zum Cellosolo, sind Gefühle zu spüren, taucht etwas wie Zuneigung zwischen Mann und Frau auf.
Roman Lazik, Ketevan Papava in "Sinfonie Nr 15, Uraufführung" von Martin Schläpfer.Thomas Ziegler hat einen schwarzes Hintergrund mit grauen Flecken entworfen. Auch nicht gerade stimmungserhellend. Die Damen zappeln und trippeln, wie bei Schläpfer üblich. Woher kommen sie? Wohin wollen sie? Die Männer springen und laufen. Zu den Damen hin, von diesen fort? Weil der Komponist kurz Giacomo Rossinis Oper „Wilhelm Tell“ zitiert, kann sich der Schweizer Martin Schläpfer nicht beherrschen und platziert den Tänzern Äpfel auf den Kopf; auch der Mann mit dem Koffer ist kein wirklich origineller Einfall, seit etwa 1980 taucht er, meist vervielfacht, auf den Tanzbühnen auf.
Am Ende siegt ohnehin der Komponist. "Sinfonie Nr 15 , Uraufführung":  Kristián Pokorný , seit der Saison 2020721 im Corps des Wiener Staasballetts.Es ist seine letzte Symphonie, viel hat er nach diesem so reich an Selbstzitaten 1972 uraufgeführten Werk nicht mehr komponiert. 1975 ist Schostakowitsch in Moskau an einem Herzinfarkt gestorben. Wenn er gegen Ende der 15. Symphonie mit „Isoldes Liebestod“ Richard Wagner zitiert, müssen schaudernd die Augen geschlossen werden.
Nicht nur den Solist:innen und dem Ensemble gilt der Applaus, auch Dirigent Robert Reimer und das Staatsopernorchesters werden gebührend bedankt. Enthusiastisch nahezu, auf jeden Fall herzlich, war der Applaus für die fünf Paare und die sie begleitende Pianistin nach Ratmanskys Choreografie zu Musorgskis Komposition „Bilder einer Ausstellung“.


„Tänzer, Bilder, Sinfonien“, Werke Von George Balanchine / Igor Strawinsky; Alexander Ratmansky / Modest Mussorgski und Martin Schläpfer / Dimitri Schostakowitsch. Wiener Staatsballett in der Staatsoper, 24. September 2021
Noch drei Aufführungen: 25.9., 28., 30.10.2021
Bildrechte für Abbildungen zu „Symphony in Three Movements“ von George Balanchine: © The George Balanchine Trust
Alle Fotos: © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor