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"Wolkenträume" im Dschungel

Maartje Pasman: Perfekt im Luftballontanz. © Ani Antonova

Maartje Pasman, die großartige Tänzerin aus dem Dschungel-Team trägt ganz allein ein Stück, das unter einem irreführenden Titel angekündigt ist und Zweijährige ins Theaterhaus lockt. Die halten 50 Minuten jedoch, die Länge einer Schulstunde, nicht durch. Dementsprechend kämpft die Tänzerin als Gärtnerin tapfer gegen Unruhe und Unmut der kleinen Gäste und geplagten Mütter / Väter.

Der Beginn macht noch Freude. Helles Gelächter ist die Reaktion auf Pasmans Stiefeltanz. In viel zu großen Gummistiefeln können sich die Beine schon mal verwursteln und die Füße den Halt verlieren. Beim endlos scheinenden Röhrentanz (Unmengen von Plastikrohren, wie sie im Kanalbau verwendet werden), wandern die ersten Daumen in die Schmollmünder;  Ben versucht den am Rand aufgeschichteten Erdhaufen zu entern, Lina fragt, was die "Frau da macht", Elias will wissen, warum das Licht plötzlich rot ist; Säuglinge brüllen.

Geschwebt, von Wolken (in Wolken?) geträumt wird noch lange nicht. Maartje Psman virtuos  im Röhrentanz. © Ani Antonova

Mit dem perfekten Schattentanz können die Zwergerl gar nichts anfangen. Hat eine Zweijährige sich schon mit ihrem Schatten beschäftigt? Sie ist doch gerade erst dabei sich selbst zu entdecken. Trockennebel wird gesprüht, ein paar Seifenblasen schweben herab, die Geräuschbegleitung simuliert ein Gewitter, Pasman balanciert in einem riesigen Ballon. Lina weiß nicht, dass sie staunen soll, doch sie will wissen, wo das Loch ist, durch das die Tänzerin hinein gekommen ist. Es geht für so junges Publikum darum, die Welt zu begreifen, Wolkenträume sind ihm noch fern. "Wann ist Pause?", fragt ein offenbar theatererfahrener Knabe.

Ich hingegen frage mich, ob sich das Dschungel Theaterhaus eine pädagogische Beratung leistet. Notwendig wäre es.

Wie ist Maartje Pasman in die Blase gekommen? © Ani Antonova Mit ungebrochener Energie, intensiver Mimik und perfektem Tanz plagt sich die Tänzerin nahezu eine Stunde, die längst abgedriftete Kinderschar zu begeistern. Es gelingt nicht, weil dieses Stück unter falscher Flagge segelt und die Kunst der Tänzerin auch mit dem zauberhaften, schwierigen Ballontanz verschwendet ist. Genießen können ihn auch die Eltern nicht. Sie sind um die unruhige, teils gelangweilte Brut bemüht. Auch die schöne Idee der von Ballons gehaltenen und an den Plafond schwebenden Papierpuppen wird kaum estimiert. Schade!

Nach dem verdienten, vor allem von den Großen gespendeten, Applaus wird die Schar lebendig: Luftballons werden verteilt, manche grapschen sich gleich zwei – Belohnung für langes Ausharren. Dann muss gedehnt, gestreckt, bewegt werden. Fröhlich unter den Regentropfen. "Bitte eine Runde noch", bettelt Mona, zieht sich die Kapuze über den Kopf und saust hinter ihrem Bruder her.

„Wolkenträume“, Konzept, Regie: Stephan Rabl; Choreografie: Steffi Jöris, Maartje Pasman;Komposition: Matthias Jakisic; Licht: Stefan Enderle; Ausstattung: Claire Blake. 
Tanz: Maartje Pasman. Gesehen am 7. 10. 2015 im Dschungel Wien.
Weitere Termine: 28., 29., 30. November, 1. Dezember.