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TWOF2: WaVID-20 – „Wo ist Walter? (reloaded)“

WaViD-20 ist gelandet. © David Pujadas Bosch

WaVID-20 ist der Bordcomputer eines Raumschiffes, in dem das Publikum als Test-Crew zu neuen Welten reist. Wie in der Unternehmung im April 2019, „Wo ist Walter?“, ist die Entdeckungsreise ein Stadtspaziergang, um den Planeten Wien neu zu entdecken. Ausgangspunkt ist der Hof vor dem Dschungel Wien im Museumsquartier. Im Gegensatz zum 1. Stück ist beim Reload von „Wo ist Walter?“  die Besucherzahl reduziert, Masken sind Vorschrift. TWOF2 + DasCollectiv haben zur Reise eingeladen, ein riesiges Team hilft und begleitet die Crew auf der Reise.

Notlandung! Alles aussteigen bitte und Schutzmaske + Schutzkleidung anziehen. Wir wissen noch nicht, wo wir sind.  Wir wandern ins Space-Center das Museumsquartier entlang und gelangen über einen finsteren Gang zu den kleinen Leuchtdioden, die unsere Startplätze anzeigen. Natürlich müssen die Neoastronauten und -astronautinnen, bevor das Raumschiff abhebt, in alle Feinheiten eingeführt werden. Daten rasen über den Bildschirm, der Datenstrom begleitet die Reisenden auch weiterhin. Vorschau auf die bisher unbekannten Planeten, die besucht werden sollen, kreisende Galaxien auf dem Bildschirm, blinkende Sterne, rote und blaue Wolkengebilde. Alles bereit für den Start: „Bitte Schutzmantel anziehen, die Helme aufsetzen.“… 4, 3, 2, 1, Go.
Wir sind gestartet, „Houston, wir haben kein Problem!“ Alles klappt. Oder? Bumm und Krach, roter Nebel. Was wächst da aus der Erde? Wir untersuchen, was wir nicht kennen. Alle Bilder: © David Pujadas Bosch Der Datenstrom bricht ab, der Computer schweigt, der Bildschirm ist schwarz. Systemausfall. Houston ist unerreichbar. Wir werden den Weltraum nicht durchpflügen, wir müssen notlanden, verlassen unser unbrauchbares Schiff und stehen bald vor einer Hütte die „Aloha“ heißt. Wir sind auf Hawaii und lernen gleich, wie man dort grüßt, „Aloha“ entspricht nämlich unserem „Hallo“. Gleich üben wir den Hulatanz, um bei den Einheimischen, die mit ihren Selbstüberwachungsgeräten im Anschlag umher wandern, allein oder zu zweit, sogar mit kleinen Menschen, die sehr freundlich zu uns sind, Eindruck zu schinden. Wir nehmen die Sicherheitskleidung und die schützenden Helme nicht ab, wer weiß, ob uns die Viren der Hawaiianer*innen freundlich gesinnt sind. Was aber die Schmiere aus einer Flasche, die die Einheimischen auf die Hände sprühen, bedeutet, verstehen wir noch nicht. Vielleicht ein Begrüßungsritual? Wir sprühen auch. Für alle Fälle.
Orientierung auf dem unbekannten Planeten. Als wir den Hauptplatz von Hawaii verlassen haben, sehen wir auch welche in rolenden, bunten Kästen sitzen. Die Kästen stinken und machen Geräusche, ihre Bewohner sehen uns nicht an und grüßen auch nicht. Auch wenn wir mit flatternden Armen den Hula tanzen. Oben auf dem Dach eines weißen Kastens, "Leopoldmuseums" können wir lesen,  sehen wir Glaskuppeln, die aussehen wie unsere Landehäfen zuhause. Sind schon andere Aliens hier gewesen? Wir erfahren es nicht, müssen weiter gehen auf unserer Entdeckung der rauen Steine von hohen Mauern oder der Lebewesen, die Arme mit grünen Auswüchsen haben, die Leiterin unserer Crew nennt sie Lebewesen, die Sauerstoff spenden. Wir brauchen ihn auch. Luft und Erde sind bei uns gleich wie auf diesem städtischen Hawaii, nur das Wasser, das sie hier wie wir dort auch brauchen, sehen wir nicht. Ist vermutlich zu weit weg für unsere kurzen Beine. Ein Loch in der Oberfläche, wir steigen in den Untergrund. Die Zweibeiner sind freundich, niemand will uns vertreiben.

Wir wandern weiter, doch ich beende jetzt meinen Bericht, denn bald wird das Raumschiff repariert sein, nach 38 astro-Stunde wird das System wieder gestartet und eine neue Bordgemeinschaft wird auf Testfahrt gehen, hoffentlich problemlos. Doch so eine Notlandung hat auch ihre Vorteile, Hawaii war wohl interessanter und ist auch lebenswerter als die Planeten aus Plutonium oder Strontium oder fremden Gasen. Doch alle Überraschungen und Entdeckung werde ich der neuen Besatzung in Desinfektionskleidung und Helm nicht verraten. Übrigens, bleiben Sie beisammen, sicher ist man nur im Kollektiv (wenn alle auf einander aufpassen).
Die Reparatur ist gelungen, wir können zurück auf den Heimatlplaneten. In der Fantasie zumindest. WaVid-20 ist eine technisch, aber auch logistisch überaus aufwändige Produktion, und dass es in der Realität des Spaziergangs keine Notlandung gegeben hat und auch keinerlei Probleme, ist weniger dem blauen Himmel zu verdanken als der Mischung aus Klugheit und Präzision, genauer Vorbereitung und computertechnischem Aufwand sowie einer durchdachten und perfekten Durchführung durch das Team. Für das Publikum, das diesmal nicht aus Zuschauer*innen besteht, weil diese selbst die Performer*innen sind, ist das Projekt lehrreich und amüsant, in jedem Fall: gelungen.

TWOF2 + DasCollectiv: WaViD-20. „Wo ist Walter?“ reloaded. Performance im öffentlichen Raum.
Konzept TWOF2. Team: Giovanni Jussi, Maria Spanring, David Pujadas Bosch, Simon Hajos, Mario Stadler, Bernhard Hammer, Julian Hruza, Juan Diaz, Francesco Diaz, Nora Soponyai, Stella Krauss und andere. Premiere: 26.9. 2020.
Letzte Vorstellungen: 3., 4.10.2020. Dschungel Wien.