Le Studio: „Je t’aime moi non plus“, Film und Bühne
Zur Saisoneröffnung hat Le Studio Theater und Tanz auf der Bühne präsentier. Filme auf dem Bildschirm und mitten drin persönliche Gedanken von Anne Juren zur Liebe. Die Liebe verbindet sämtliche Vorstellungen, die, unter dem Titel „Je t’aime moi non plus“ zusammengefasst, zur Eröffnung der neuen Saison am ersten September-Wochenende gezeigt worden sind.
Elena Francalanci und David Eder zeigen mutig ihre erste gemeinsame Arbeit, eine Tanzperformance mit Videokunst. „Der grüne Tod“ nennen sie es, was möglicherweise ein Tippfehler oder der Italienerin Francalanci zu verdanken ist. „Der grüne Tod“ kling plausibler, es muss ja auch der frischangetraute Ehepartner der weiblichen Figur sterben. Vor der Hochzeit wird er liebevoll gepflegt, gestreichelt, in der Waschmaschine gesäubert, auf einer stillgelegten Piste zum Trocknen aufgehängt, später hängt er leider blutend an einem Fleischerhaken, sie verleibt sich ihn ein. Doch der Geliebte ist gar kein Mensch, es ist ein Porre-Stängel, wie überhaupt viel Gemüse in dieser mit faszinierenden Bildern und einem perfekten Zusammenspiel von Filmwand und Bühne fesselnden Arbeit eine Rolle spielt. Francalanci, die wie Eder in Berlin und Wien lebt, ist eine erfahrene Tänzerin mit einer Ausbildung in klassischem Ballett, doch sie zeigt in der Performance, dass ihr die Spitzenschuhe angewachsen sind. David Eder arbeitet im Filmgeschäft, ist gewohnt Sets, zu bauen, was vor allem in den Videos, die in Berlin und Wien, außen und innen, gedreht worden sind, sichtbar ist. Auf der Bühne hat er in diesem Stück nicht viel mehr zu tun, als auf dem Zimmerfahrrad zu strampeln. Nach einer wenig fröhlichen, aber etwas unappetitlichen Hochzeit, die aufgeputzten Gäste stopfen sich Berge von Kichererbsen ins Maul, und dem Tod des Bräutigams, gibt es Hoffnung. Auf einem öden Feld wachsen neue Porree-Stängel heran, warten vielleicht auf neue Bräute und das Paar auf der Bühne findet endlich zusammen, ihre Umarmung ist ganz und gar menschlich.
Um eine etwas ruhigere Paarbeziehung geht es in „4 Sätze für eine Symphonie“ von Agustina Sario und Matthieu Perpoint. Ein Ehepaar (ursprünglich vom Tänzerpaar Sario und Perpoint gespielt, das aber die Wohnung in Buenos Aires nicht verlassen darf) kocht, streitet – Konflikte kann man auch mittels einer Teigkugel austragen –, und liebt sich. Für Wien hat das argentinische Paar Laia Fabre und Thomas Kasebacher ausgewählt, die auch das Schnitzel auf Wiener Art zubereiten. Auch Sario und Perpoint mischen Bühne und Video, wobei auf der Bühne das Wiener Paar agiert, während im Video die Originalversion mit dem argentinischen Paar zu sehen ist. Am Premierenabend haben sich Sario und Perpoint samt ihrem Team (Bühne, Ton und Licht sind original) per Video für den gebührenden Applaus, den Fabre und Kasebacher live entgegen genommen haben, bedankt.
Vor dem Film „No Sex Last Night“ von Sophie Calle, den ich nicht gesehen habe, weil ich mich auf die Heimfahrt machen wollte, räsonierte die Tänzerin und Choreografin Anne Juren über die Liebe. „in love“ ist ein kluger, gefühlvoll erzählter Essay über die Liebe in Zeiten des Virus und danach. „Über die Liebe, die nicht vorhanden ist, kann man leichter sprechen als über die vorhandene“, meint Juren. Ihre Gedanken konnten nur die Gäste des ersten Abends genießen. Dafür haben Ausdauernde auf den 2. Film, The Golden Pixel Cooperative: „I Long To be Close To You“, verzichten müssen, der nur am zweiten Tag der Wochenend-Saisoneröffnung gezeigt worden ist.
Eröffnungsabende der Saison 2020/21 in Le Studio mit Elena Francalanci & David Ender, „Der grüne Tot“; Laia Fabre und Thomas Kasebacher in „4 Sätze für eine Symphonie“ von Agustina Sario und Matthieu Perpoint, die per Zoom Regie geführt haben; Anne Juren „in love“; die Filme „No Sex Last Night“ von Sophie Calle, „I Long To Be Close To You“, The Golden Pixel Cooperative. 5. und 6. September 2020, Le Studio, Film und Bühne.
Bilder: © Le Studio
Das gesamte Saisonprogramm, soweit es feststeht.
Der Pausenwein wurde mit Unterstützung der burgenländischen Winzervereinigung Pannobile ausgeschenkt.