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Le Studio: 4 Sätze für eine Symphonie. Ein Duett
Proben in den Zeiten von Corona! Alles ist anders, wenn Laia Fabre und Thomas Kasebacher die Szenen eines Paares proben. Agustina Sario und Matthieu Perpoint leiten die Proben. Physisch anwesend sind sie nicht. Sie wollten ihr Duett „4 Movimientos para una Sinfonìa“ als Gäste in Wien zeigen. Covid-19 hat einen kräftigen Strich durch alle Pläne gemacht. „4 Sätze für eine Symphonie“ wird trotzdem gezeigt. Mit dem Bildschirm als Regieplatz. Anders eben und doch gleich. Lise Lendais und Pierre-Emmanuel Finzi, die Le Studio gegründet haben und programmieren, lassen sich nicht unterkriegen. Premiere ist am 5. September.
Agustina Sario und Matthieu Perpoint sitzen in Buenos Aires fest: Lock down. Aus dem geplanten Gastspiel in Wien ist nichts geworden. Das Paar darf nicht ausreisen, noch immer nicht: „Das haben wir bereits im März geahnt“, sagt Lendais. Und sie haben gehandelt – und verhandelt. Sario und Perpoint waren schnell einverstanden, die Performance von der anderen Seite des Atlantiks aus einzustudieren und zu leiten. Mit in Wien arbeitenden Darsteller*innen.
Die Aufführung, Bühne, Kostüme, Licht, Ton, alles gleicht dem Original, soweit es der Platz und die Corona-Regeln erlauben. Kostümbildner, Lichtdesigner, Tonmeister, sie alle sind von ihrer Wohnung aus mit dem Team in Wien verbunden. Agustina Sario und Matthieu Perpoint haben für ihre Performance, „4 Movimientos para una Sinfonìa“, Szenen aus ihrem Leben gewählt. Wie sie selbst sollte das Paar in Wien auch privat zusammengehören, gemeinsam leben und auch zwei Kinder aufziehen. Auf Laia Fabre und Thomas Kasebacher sind die strengen Bedingungen zugetroffen. Nach der Probe werden sie von den beiden Töchtern abgeholt. Wie Agustina und Matthieu arbeiten auch Laia und Thomas als Duo notfoundyet selbständig, ohne vorgegebenen Text, ohne Regieteam, sie schöpfen aus ihrem Leben und Erleben, mischen Realität und Fiktion. Das Thema des argentinischen Originals kommt ihnen entgegen: Das Paar auf der Bühne steht in der Küche, er knetet den Teil, sie bereitet das Mailänder Schnitzel zu, in Argentinien wird das im Backrohr fertigstellt, auf der Bühne glüht es bereits. Es wird getanzt und geschmust, geplaudert und gesungen, im Hintergrund mischt sich das originale Video ein.
Es war gar nicht so einfach für Fabre und Kasebacher, worauf sie sich da eingelassen haben. Sie müssen gehorchen, Sario und Perpoint haben das Heft in der Hand: „Ja, das ist ziemlich ungewohnt“, sagt Kasebacher. „Wir waren neugierig und wollten diese Herausforderung wagen. Es ist eine neue Erfahrung.“ Doch sie stehen nicht als geklonte Figuren von Agustina und Matthieu, viel Text zu lernen gibt es auch nicht. Andere Körper, andere Erfahrungen und Bewegungsmuster, vielleicht auch eine andere Auffassung von Liebe, denn um diese geht es in den vier Szenen. „Wir bleiben schon wir selbst“, meint Kasebacher schmunzelnd. Laia Fabre nickt. Dass sie sich nicht gar so heftig ins Gespräch mischt, liegt an der Muttersprache, sie ist in Barcelona aufgewachsen, lebt aber seit vielen Jahren in Wien, wo sie auch bei Dorit Margreiter Visual Arts an der Akademie der bildenden Künste studiert hat. 2007 hat sie mit Kasebacher das Performanceduo notfoundyet gegründet.
Schon die letzten Proben zeigen, dass das Experiment gelungen ist. Ein intensiver Abend steht bevor, denn die Premiere ist Teil der Eröffnung der Herbstsaison in Le Studio. Agustina Sario und Matthieu Perpoint werden selbstverständlich dabei sein – Zoom macht‘s möglich.
Das Konzept von Le Studio ist die Verschwisterung von Bühne und Film, deshalb besteht auch jeder Abend aus mindestens zwei Teilen.
Für die Eröffnung sind vier vorgesehen: Begonnen wird mit dem Gastpaar Elena Francalanci & David Eder. Sie zeigen ebenfalls eine Paargeschichte, erzählen von einer fantastischen Liebe: „Der grüne Tod“. Nach „4 Sätze für eine Symphonie“ wird Anne Juren – nur am Eröffnungsabend, dem 5. September – erzählen, was ihr so zur Liebe einfällt. Den Abend beschließt der Film „Double blind / No sex last night“, ein Videoprojekt der französischen Konzeptkünstlerin Sophie Calle in Zusammenarbeit mit Gregory Shephard. Ganz von selbst hat sich das Motto der Saison-Eröffnungsabende ergeben: Der Titel des Chançons und des Films von Serge Gainsbourg „je t’aime moi non plus“ passt zu allen Programmpunkten.
Saison-Eröffnung in Le Studio: „ je t’aime mois non plus“ mit Agustina Sario & Matthieu Perpoint / Laia Fabre & Thomas Kasebacher; Elena Francalanci & David Eder; Anne Juren (5.9.); The Golden Pixel Cooperative (6.9.), Sophie Calle. 5. September 2020, 19 Uhr / 6. September 2020, 17 Uhr. Le Studio – Bühne und Film, Studio MoLière, 1090 Liechtensteinstraße 37.
Probenfotos: Le Studio.