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Peter Ketturkat: „Mamma Luna“, Figurentheater

das Venuskind in der Krippe, Mond und Sonne halen Wache mit den Tieren.

Weniger mit niedlichen Püppchen, vielmehr mit gold- und silberglänzenden Objekten führt Peter Ketturkat (Verein zur Rettung der Dinge) sein Publikum in die Steinzeit. Mit „Mamma Luna“ erzählt der Objektkünstler mit feinem Humor, jedoch ohne Worte, den alten Mythos von der Fruchtbarkeit des Mondes. Zur richtigen Zeit, in den Raunächten, wenn rund um die Jahreswende die Ahnen und Geister lebendig werden, zeigt er die Geburt der Venus im Dschungel Theater.

Venus im vergoldeten tabernaculum. © ArchivMit dem Pinsel putzt MuseumswärterE Ketturkat mit amtlicher Mütze, liebevoll die feierlich angestrahlte Venus auf ihrem Podest. Der Mond geht auf, und während der Wächter den Gong schlägt, geht der Vorhang des reich geschmückten, kleinen Theaters auf, und Peter Ketturkat ist samt Mütze zur Puppe geschrumpft. Das Spiel kann beginnen.

Es ist eine abenteuerliche Reise in die Steinzeit, um zu sehen, wie Venus, die Göttin der Liebe und der Sexualität, dem Ei der Mamma Luna entschlüpft und in die Krippe gelegt wird. Eine schnatternde Ente und der blökende Schafbock bewachen sie. Doch das Böse ruht nicht, Piraten rauben Kind und Tiere und wollen des Wärters Reich besetzen. Doch, keine Chance! Der kleine Führer setzt sich statt der verlorenen Kappe die Krone auf und kämpft tapfer gegen die aus dem Nichts aufgetauchten gespenstischen Gestalten. Venus, die in allen Farben in der Eierschachtel ruht. © Peter KetturkatEndlich liegt die Venus wieder in ihrer Krippe, wächst heran und wird zwar keine Gottheit, aber ein Ausstellungsstück. Unter dem milden Lächeln des Mondes sonnt sie sich in ihrem Tabernakel. Und die Kappe hat der glückliche Wärter auch wieder gefunden. 

Die Baby-Venus und auch die erwachsene sind Faksimilenachbildungen der heimischen Fruchtbarkeitsgöttin Venus von Willendorf. Sie stammt aus der Wachau, ist knapp 30.000 Jahre alt und 11 cm groß. Sonne, Mond, die Krieger, der gehörnte Zappelteufel, die Hexen, Trolle und Dämonen sind aus gehämmerten Blech, kupfern oder versilbert. Sie sind historischen Masken und Figuren aus allen Erdteilen nachgebildet.
Ein Dämon, lebendig wird er erst durch den Puppenspieler. Noch mehr als die Kinder, die vom Weihnachtszauber bereits etwas erschlafft sind, lassen sich die Begleitpersonen vom alten Mythos einfangen und bewundern zugleich die feine, liebevolle Machart der belebten Objekte.

Für „Mamma Luna“ arbeitet Peter Ketturkat diesmal alleine, die Puppenspielerin Karin Bayerle sitzt im Publikum. Nicht nur sie denkt sich mitunter, dass dem Spieler eine dritte Hand fehlt. Doch Ketturkat meistert das Spiel ohne Worte, mit gewohnt sicheren Händen und Gesang. Und wenn der Puppenspieler seinen Kopf dem Mond leiht, oder den Vorhang lüftet, damit man ihn arbeiten sieht, gehört das zum Spiel, Mamma Luna beschützt  die kleine Venus. © Peter Ketturkatdamit sich niemand vor den bedrohlichen Dämonen fürchten muss. Der kleine Wärter setzt sich sein Amtskappel auf und legt das Kind in die Krippe, schlägt den Gong auch mit dem Riesenschlägel und platziert Tiere aus Erde, Luft und Wasser auf die große Mondscheibe, wo sie als Schattenbilder einen vielfältigen Tierkreis am Himmel bilden.

Für Ketturkat ist diese Erzählung von der Geburt der Venus (die im griechischen Mythos, Aphrodite genannt, aus dem Meeresschaum geboren wird) gleichzusetzen mit der Geburt der Kunst. Für das Publikum groß und klein ist diese Geschichte von der Vermählung von Sonne und der Mamma Luna, dem Mond, einfach zauberhaft und sogar lehrreich, Mueumswärter, Puppenspieler und Steinzeitführer Peter Ketturkat. Vor der Brust trägt er das selbst hergestellte Tierstimmen-Instrument© Archivobwohl das kaum die Absicht des verschmitzten Museumsaufsehers ist.

Im Dschungel Theaterhaus wird die magische Vorstellung schon für Vierjährige empfohlen, ich meine, Kinder ab sechs haben mehr Freude an der Reise in die Steinzeit. Dass „der Mond“ die Mamma ist, klingt vor allem in der deutschen Sprache sonderbar, in vielen anderen Sprachen, vor allem in den romanischen, ist Sonne männlich, Mond weiblich. Und auch im Deutschen gibt es die Mondgöttin und den Sonnengott. Und in Mythen und Märchen ist es eben die Luna, sanft und freundlich und der Sol, mit grellen, heißen Strahlen, wie Pfeile.

Verein zur Rettung der Dinge: „Mamma Luna“. Schatten- und Figurentheater von und mit Peter Ketturkat. Premiere im Dschungel 28.12.2019. Weitere Vorstellungen: 29. bis 31. Dezember 2019, vormittags und nachmittags. 13.Jänner bis 14.16. Jänner 2020, vormittags, Dschungel Wien.
Fotos: Karin Bayerle, Peter Ketturkat.