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„Jun a cianté“, ein besonderes Kinder-Liederbuch
25 Kinderlieder samt Noten in einem herzig illustrierten Buch zusammengefasst, was Neues, Besonderes, Einmaliges? Tatsächlich, nicht nur, dass die Lieder in vier Sprachen, eine davon, die des Haupttitels, in der Minderheitensprache Ladin, sondern auch weil der Autor, André Comploi, moderne Technologien als Accessoires eingebaut hat. Ein sorgfältig editiertes, handliches, buntes Buch, das seit Ende November Schulen, Chöre und Familien erfreuen soll.
Entstanden ist das Liederbuch – „Jun a cianté! / Lasset uns singen! / Vieni a cantare! / How about singing?“ – in der Familie des Autors. Comploi selbst ist mit der ladinischen Sprache aufgewachsen, er stammt aus St. Virgil in Enneberg (Al Plan de Maréo), einer der fünf ladinischen Gemeinden im Gadertal (Südtirol) und hat sich seiner Muttersprache mit Herz und Zunge verschrieben. Auch mit den Kindern spricht er Ladin und genauso wollte der studierte Kirchenmusiker, Theater- und Musikwissenschaftler und begeisterter Chorleiter auch mit seinen Kindern singen. Bekannte deutsche Kinderlieder übersetzte er in „seine“ Sprache, die nicht aussterben soll. Bald weitete sich das Projekt aus: Warum nicht gleich auch italienische und englische Lieder übersetzen und dazu zunehmen? Getan! Viersprachig ist das Liederbuch geworden, das auch selbst singen kann. Nicht mit zirpender oder schnarrender Computerstimme, sondern mit den Kehlen lebendiger Menschen, die für das App gesungen und gespielt haben. Ein Kind singt, begleitetet von einer Flöte oder von einem Ensemble (Klavier, Violine, Gitarre, Kontrabass, und auch Perkussion). Zauberhaft sind die Aquarelle von Matteo Rubatscher, die die Schaulust der Kinder befriedigen.
Die Übersetzung in drei Sprachen (eine ist ja das Original) ist wunderbar gelungen, immerhin ist Comploi Musiker und hat weniger auf eine wörtliche Übertragung Wert gelegt denn auf die Sangbarkeit der Texte. Lädt man sich das App oder scannt den QR-Code, der jeden Liedtext ergänzt, kann mit Unterstützung gesungen werden.
So fröhlich, herzlich, persönlich, wie das Buch wirkt, war auch die Vorstellung in Wien in der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien –, bei der Superar, ein mehrsprachigen Chor, dem Kinder unterschiedlicher Muttersprachen angehören, die musikalische Übermalung gegeben hat. Die jungen Sänger*innen haben mit solcher Inbrunst in vier Sprachen gesungen, dass sie es sogar geschafft haben, das Publikum – Musiker, Tänzerinnen und Tänzer und Freund*innen des Autors sowie der Direktor des Ladinischen Kulturinstituts, Leander Moroder und die Rektorin der mdw, Ulrike Saych – zu animieren, mit ihnen den Kanon, mit dem Bruder Martin geweckt werden soll, zu singen. Die strahlenden Gesichter der jungen Sänger*innen und der begeisterten älteren Co-Sänger*innen, haben gezeigt, was Singen und Musik an sich bewirken kann: Frohsinn und Glücksgefühle.
Gelungen ist ein nahezu familiäres Fest und ein einmaliges Werk, in dem Musik, Poesie samt Vogelkunde in allen Sprachen und Technologie steckt. Die Arbeit ist nur zu bewältigen, wenn auch das Herzblut fließt. Zumal André Comploi auch einen Hauptberuf in Wien hat: Er leitet das Pressebüro der Wiener Staatsoper. Vermutlich hat er in den vergangenen acht Jahren gelernt, Herausforderungen zu bewältigen.
André Comploi: „Jun a cianté / Lasset uns singen! / Vieni a cantare! / How about singing?“, 25 klassische Kinderlieder in 4 Sprachen: Ladin, Deutsch, Italiano, English. Illustriert von Matteo Rubatscher. Herausgegeben vom Institut Ladin Micurá de Rü , 2018.
Zum Anhören und Mitsingen laden ein : Die jungen Sängerinnen und Sänger: Luianta Clara, Moltina Clara, Marcus Costalunga, Mattia Lezuo, Kristin Moling, Roman Pescollderung und die Instrumentalist*innen: Priska Comploi, Holzblasinstrumente; Marion Palfrader, Violine; Hannes Comploi, Gitarre; André Comploi, Klavier, steirische Harmonika; Emma Moling, Kontrabass; Gustav Mangutsch, Perkussion. Musikalische Leitung: André Comploi.
€ 18,00.
Erhältlich im Opernshop unter den Opernarkaden und im Onlineshop: Institut Ladin Micurá de Rü.