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Imagetanz - brut-Festival auf Reisen

Farah Deen / Hungry Sharks: "The Sky …" © Shananeira

Seit nahezu 20 Jahren bietet das Festival imagetanz Neues aus Choreografie, Tanz und Performance. Der Tanz, der richtige freie Tanz, hat zwar an Platz, vermutlich auch an Interesse, verloren, doch hat sich im Gegenzug die körperorientierte Vorstellung, die nicht unbedingt bewegt sein muss, auf Deutsch Performance, breitgemacht. Dieses Jahr fahren Künstler*innen im Gesundheitszug. Das Publikum fährt mit. Nicht nur, weil es sich mit dem brut-Ensemble auf Wanderschaft begeben muss. Noch ist die Renovierung des Theaters nicht abgeschlossen, doch mit Engagement und guten Ideen haben Chefin Kira Kirsch und ihr Team neue Auftrittsorte gefunden. So spielt sich imagetanz nicht am Karlsplatz ab, sondern am Petersplatz, in der Brunnenpassage, im Studio Matsune im 10. Bezirk oder im Château Rouge auf der Schönbrunnerstraße.

Im März wird am Samstag in der Burnnenpassage getanzt. © Barbara MairEröffnet wird das Festival am 2. März 2018 vom „gefeierten britischen Performanceduo Lone Twin mit Choreografien von künstlerischen Weggefährt*innen aus den letzten zwanzig Jahren“. Gedacht für „Männer in den Mittvierzigern. Die beiden Lone Twins, Gregg Whelan und Gary Winters, tanzen einen letzten "urkomischen Tanz der Jugend.“ (Pressetext), genannt „Last Act of Rebellion“. Wenn das nicht gesund ist, für Männer in den Mittvierzigern. Therapiestunde bei "ichoreography" © Lorelei Bruni

Noch gesünder wird’s mit Magdalena Chowaniec & Valerie Oberleithner. Die beiden Künstlerinnen laden mit „iChoroegraphy“ in einen Kurort mitten im WUK und bieten eine „Therapie-Choreografie“ an. Vier Teenager versuchen ihrer Technologiesucht abzuschwören, aus der Hyperrealität auszusteigen und ein neues „Wir“ zu formen. Auch mit Florentina Holzinger, Orinta van der Zee und Btissame Amadour kann man gesunden. Da sollte wirklich „kann frau“ geschrieben werden können, denn in der Brunnenpassage wird ein „Kampftraining“ für alle außer Männer“ geboten. Schlagwörter gefällig? „Macht, Stärke, Matriarchat“. Standfestigkeit ist beim Training in diesem Workshop Voraussetzung.

Farah Deen (Hungry Sharks), im Titelbild frei, hier verhüllt,ihr Vater tammt aus dem muslimisch geprägten Sri Lanka. © ShananeiraJetzt noch offene Türen eingerannt und die „Hungry Sharks“ aus dem reichen und bunten imagetanz-Programm hervorgehoben, der Rest steht auf der brut-Website (die musste nicht auswandern). „The Sky above, the Mud below“, was für ein schöner, assoziationsreicher Titel! Er steht über dem Solo der Hip-Hop-Tänzerin Farah Deen, das sie mit den Haien erarbeitet hat. Auch dafür genügen Schlagworte: Identitätssuche, Menschenbild, Weiblichkeit, Gesellschaftskritik. Zusammengefasst: Die Norm ist nicht die Realität. Das zu erkennen und zu ändern, wäre ein heilsames Programm für Männlein und Weiblein. Hungry Sharks, genauer Eva-Maria Schaler und Sara Lanner, laden an den Festival-Samstagen,gleich nach dem Mittagessen zu einem Workshop mit „Contemporary Gestures“ in die Brunnenpassage. Ein Outreach-Programm, deshalb ist die Teilnahme kostenlos.

Das offiziell gewählte Motto, um das Festival zu verpacken und schmackhaft zu machen, ist natürlich nicht so platt wie das meiner persönliche Auswahl, sondern sophisticated und doppeldeutig. Es lautet „Reflections“.Ludvig Daae: 2Dance To Dance To", Erstaufführung im deutschsprachigen Raum.  © Johanna Nordahl

Nach drei Wochen, feinst gespickt mit Auftritten, Workshops, Spaziergängen, Studiobesuchen, Diskussionen und – was sonst? – Partys bittet DJ Yolo Ferrari zum letzten Tanz oder zu vielen letzten Tänzen. Der Eintritt für die Abschlussparty ist frei, der Club U am Karlsplatz (nicht weit vom brut, im Jugendstil-Pavillon über und in der U-Bahnstation / Künstlerhauspassage) soll aus den Mauern platzen. Wird er auch.

Imagetanz Festival 2018“, Neues aus Choreografie und Performance, 2. bis 24. März 2018, brut nomadisierend. Programmdetails, Termine und Orte: brut-wien.at