Orpheus will seine verstorbene Eurydike aus dem Reich des Hades zurückholen. Will sie auch mit ihm gehen? Elfriede Jelinek lässt in "Schatten (Eurydike sagt)" die Betroffene selbst reden. Ihr ist das Schattenreich lieber als die grelle Welt. Sabine Mitterecker inszeniert den Text als Drei-Personen-Stück.
„Schatten (Eurydike sagt)“ war vor drei Jahren als österreichische Erstaufführung im Akademietheater zu erleben. Matthias Hartman (damals noch angesehener Burgtheaterdirektor) hatte das Stück aufwändig mit der auf sieben Frauen aufgeteilten Eurydike als grelle Show inszeniert. Eine freie Regisseurin muss es billiger geben. Sabine Mittercker benötigt nur drei Schauspielerinnen und einen Klangregisseur. Christina Scherrer, Sarah Sanders, Alexandra Sommerfeld und Wolfgang Musil werden im F23 Orpheus einen Korb geben: Eurydike bleibt lieber im Schatten, will nicht geliebt und nicht angestarrt werden.
Mitterecker, doppelte Nestroypreisträgerin, lässt sich vom Ambiente der zum Kulturraum genutzten ehemaligen Sargherstellungsfabrik in Wien-Liesing inspirieren und von der Musikalität der Sprache Jelineks begeistern. „Der Fluss des Sprechens trifft immer wieder auf Referenzen aus der Musikliteratur, begegnet visuellen Einschreibungen der Gegenwart – im Orpheus´schen Sinne ein Zusammenspiel der Künste in ihrer jeweiligen Eigenständigkeit“, beschreibt Mitterecker ihre aktuelle Arbeit.
THEATER.punkt: „Schatten (Eurydike sagt)“ von Elfriede Jelinkek, Regie Sabine Mitterecker. Mit Christina Scherrer, Sarah Sanders, Alexandra Sommerfeld. Premiere: 13. Oktober 2016. F23.wir.fabriken.