Aug in Aug mit dem Publikum tanzen neun Tänzer:innen von Tanz Linz ein vierteiliges Stück, das von zwei Ensemblemitgliedern geschaffen worden ist. „Labo Traces“ heißt das neue Format, das die künstlerische Leiterin von Tanz Linz, Roma Janus, vorgeschlagen hat. Während sieben Tänzer:innen des 16köpfigen Ensembles im Musical beschäftigt sind, proben die übrigen ihr eigenes Stück. Hinako Taira und Yu-Teng Huang haben je zwei kurze Choreografien geschaffen, die nahtlos und verschränkt ineinander übergehen. Die Aufführungen finden im Probensaal statt, Publikum und Tänzer:innen begegnen einander hautnah.
Hinako Taira, in Japan geboren, hat zum Thema ihrer Choreografie die Natur und ihr Wirken auf die Kreativität gewählt. Wasserrauschen, Feuerprasseln und die von Antonio Vivaldi so meisterhaft in Töne umgesetzte Sommerhitze samt dem erlösenden Gewitter untermalen die weich fließenden Bewegungen der Tänzer:innen. Ohne Pause schieben sich Huangs Choreografie dazwischen. Der taiwanesischen Tänzer, der neben der Tanzkunst auch darstellende Talente zeigt, beschäftigt sich mit dem Zusammenwachsen von Individuen zu einer Gemeinschaft, um das Kommunizieren miteinander.
Taira und Huang betonen im anschließenden Publikumsgespräch, wie wichtig es sei, einander kennenzulernen, Stärken und Schwächen zu zeigen, die Individualität zu behalten und allmählich zu einem einheitlichen Tanzensemble zusammenzuwachsen. Choreografin Taira und Choreograf Huang tanzen selbst mit. Huang, ein Tänzer von beachtlicher Größe, choreografiert kräftige Bewegungen, heftige Auseinandersetzungen, auch zwischen Männern und Frauen, und zeigt, dass den Tänzer:innen auch der Kontakt mit dem Publikum am Herzen liegt. Der freundlichen Einladung, doch einen Pas de deux mit ihnen auf der Bühne zu tanzen, folgen die aufgeforderten Männer und Frauen mit sichtlichem Vergnügen.
Die neue Schiene, Labo Traces, ist mobil. Geplant ist, aus dem Haus hinauszugehen, in Schulen oder in ein Museum. Tanz Linz will nicht nur warten, bis das Publikum kommt, sondern auch zum Publikum gehen. „Wir wollen uns als Kollektiv präsentieren und positionieren, als Ensemble, das sich durch seine Diversität in Herkunft, Alter, Körperlichkeit sowie tänzerischem Vokabular auszeichnet,“ beschreibt Direktorin Roma Janus das neue, einstweilen im Ballettsaal gut funktionierende Projekt. In einem an die gelungene Tanzvorstellung anschließenden Publikumsgespräch beteiligen sich die Tänzer:innen mit neuer Offenheit. So gern sie auf der großen Bühne arbeiten und den Applaus im großen Haus genießen, so sehr freuen sie sich auch über die Nähe zum kleinen Publikumskreis – etwa 50 Zuschauer:innen. „Wir spüren die Energie, die vom Publikum ausgeht, es ist ein stummes Feedback, das uns anfeuert“, sagen sie unisono. Yu-Teng Huangs choreografische Arbeit über „Kommunikation“ scheint bereits Früchte zu tragen.