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Hanna Binder / Alex Bailey: „Ayutthaya“

"Ayutthaya": Kurzer Besuch des Schutzengels. © Le Studio

Mit einer Folge komischer Szenen gibt Hanna Binder, auf deren Mist das Stück „Ayutthaya“ gewachsen ist, dem Publikum, Erwachsenen wie Kindern, einiges zu rätseln auf, bietet keine Antworten auf die vielen Fragen, die im Kopf auftauchen, doch beste Unterhaltung und genug Stoff für das Gespräch danach. Premiere ist in Le Studio am 29. Mai 2021.

Ein Inselbewohner auf dem Sprungbrett. © Le Studio Am Anfang ist der Film: eine junge Polizistin rennt, rennt durch die Wienerstadt bis sie leibhaftig auf der Bühne von Le Studio landet. Dort wartet bereits Alex Bailey, er steht auf dem Trampolin und springt nicht. Das Sprungbrett ist also der rote Faden (nach dem „Mist“ noch eine Metapher, die einige Vorstellungskraft verlangt), der sich durch die aneinandergereihten Geschichten zieht.
Hanna Binder ganz privat. © Severin Koller Ob Hanna Binder schon in Thailand war, könnten Kennerin des fernen Landes fragen, denn „Ayutthaya“ ist die Hauptstadt der gleichnamigen thailändischen Provinz und ist nur wirklich Interessierten bekannt, denn sie liegt nicht am Meer und ist für Partylöwinnen (schon wieder metaphorisch gesprochen) ungeeignet. Wir werden die Antwort nicht bekommen, und es ist auch egal, wer später dieses Trampolin wippt und immer wieder über seinen Rücken, eine kleine Treppe, verlassen wird, weil vorne weder sie noch er, den Absprung wagen. Wäre übrigens auch ziemlich gewagt, denn weder Schwimmbecken noch tiefer See sind zu sehen oder zu riechen.
Alex Bailey in einer anderen Aufführung . © Jacub CajkoGut, nach Zeiten des Nichtspringens sind die beiden auf einer von Palmen gesäumten Insel, vermutlich schon Jahrzehnte, denn die strohigen Haare reichen bereits zu den Zehen und die Liebe ist langweilig geworden. Er verweigert sich, sie ist unglücklich. Mehr wird jetzt nicht verraten, außer dass am Ende alles gut und die Polizei wieder da ist. Wo Polizist und Polizistin in der Zwischenzeit waren, ist auch so ein Rätsel, das nur unsere Fantasie lösen kann. Wie bei jeder großen Show muss im Finale Regen vom Bühnenhimmel fallen. Und das ist jetzt die letzte missbrauchte Redewendung, denn nur selten ist das, was da herabfällt und dem Publikum ein „Wow“ entlockt, nass. Sonnenuntergang in Ayutthaya (historischer Park) © Oliver Spalt / wikipediaDer finale Regen auf Bühnen darf bunt wie Flitter, gelb wie Gold, grün wie Bio oder weiß – nein, nicht wie Schnee, eher wie Ping-Pong-Bälle sein. Egal, die in Reihen dürfen die Hände und müssen die Lider heben, denn wenn es regnet, was auch immer, ist der Zauber vorbei und alle müssen nachdenken, was er nun zu bedeuten hat. Für jetzt und immer dar.
Übrigens und ernsthaft: Hanna Binder hat dieses fröhliche Stück gemeinsam mit Alexandru Cosarca schon 2021 für den Wiener Kultur-Sommer in Andeutungen gezeigt. Buddha (bei Tag) im Wat Na Phra Men / Historiischer Park in Ayutthaya. © wikipediaLise Lendais, für den Bühnenteil von Le Studio, das sich dem Motto „Film und Bühne“ verschrieben hat, verantwortlich, hat Binder eine Residenz spendiert, damit sie ihr Stück fertig entwickeln und bühnenreif machen kann. Mir scheint das Vorhaben gelungen, vor allem weil es dem Publikum, ob jung oder alt, die Deutung und Bedeutung überlässt. Vielleicht war das Paar nämlich auf dieser Insel, wo übrigens die Gewitter einander grollend verfolgt haben, wie zu hören war, im Lockdown, weil die Menschen nichts gelernt haben und auf dem Festland schon wieder dieses unsichtbare V. wütet.

„Ayutthaya“: Regie und Konzept: Hanna Binder., Performance: Alex Bailey, Hanna Binder. Technik: Paul Kotal und Heinz Leitner, Künstlerische Assistenz: Julius Lermer. Premiere: 29.5.2021, Le Studio.