Magnus Miller: „Das Paradies möglicherweise“
Der englische Autor Magnus Mills ist in seiner Heimat hochgeschätzt, diesseits des Ärmelkanals ist der 60järge kaum bekannt. Lediglich sein jüngster, der achte, Roman ist, übersetzt, im Buchhandel zu haben. Für den Rest muss man schon die Antiquariate bemühen. „Das Paradies möglicherweise“ ist eine metaphorische Geschichte über Besiedelung und Landnahme, Territorialkämpfe und das Leben miteinander. Eine eher langweilige Erzählung in einfachem Stil.
Schauplatz ist „das große Feld“, ein leerer Ort an einem Fluss, der nach und nach von Menschen der unterschiedlichsten Art besiedelt wird. Erzählt von einem namenlosen Siedler, der auf „große Ereignisse“ wartet und jeden Neuankömmling mit Argwohn betrachtet, erfährt die Leserin, Vom Auf und Ab der Siedlungsbewegung. Die unterschiedlichsten Gruppen kommen, stellen ihre Zelte auf, beanspruchen Platz, versuchen Regeln zu erstellen, manche gehen wieder. Der Erzähler nennt Namen, beschreibt das Verhalten der Anführer und ihrer Gefolgsleute, doch die Personen bekommen keine Konturen, kein Leben. Sie werden alle nur von außen gesehenen, wie die Boote mit denen sie kommen oder die Zelte, die sie aufbauen. Was sie denken und vorhaben, kann der Erzähler nicht wissen.
Eine Art Guru in weißem Gewand agiert wie ein König und wählt sich auch die schönste Frau. Später erscheint ein Messias, der Guru muss weichen. Bald werden jene ausgewählt, auf die man herabsieht, die verfolgt und vertrieben werden sollen. Räuber und Usurpatoren tauchen auf, Gesetze werden erlassen. Machtgier und Gewalt machen sich breit. Die großen Ereignisse lassen auf sich warten.
Man könnte diese an einen Schulaufsatz erinnernde Erzählung des Namenlosen, ein feiger Opportunist, der sich mit allen gutstellen will und dauernd Angst hat, dass ihm jemand seinen Zeltplatz streitig macht, ich könnte seinen Bericht auch als die Geschichte der britischen Insel lesen. Zivilisierte Römer, wilde Normannen, christliche Heilsbringer lassen sich auf dem großen Feld nieder. Die Geschichte hat kein Ende, die Erzählung hört einfach auf.
Magnus Mills ist im Hauptberuf Busfahrer und will diese Arbeit, die er liebt, auch nicht aufgeben. Über den heutigen Zustand der Welt aber, erzählt er nichts, das Gleichnis vom Zeltplatz, der die Welt ist, scheint mir platt und wenig durchdacht.
Was die Engländer so faszinierte, kann ich nicht verstehen. Das Lesevergnügen wollte sich nicht einstellen. Offenbar muss man Britin sein, um an diesem simplen Bericht Freude zu haben.
Magnus Mills: „Das Paradies möglicherweise“ (Originaltitel: „The Field oft he Cloth of Gold“) übersetzt von Sylvia Spatz, carl’s books, 2016. 224 S. € 17,50.