Maria Beykirch – „Paper Dances“, ein Bildband
So frei wie mit dem Körper auf der Tanzbühne bewegt sich Maria Beykirch mit dem Pinsel auf der Leinwand. Lange Zeit hat sich die Malerin, im Brotberuf Ärztin, ihre Bilder nur guten Freunden gezeigt. Dem Erfolg ihrer ersten Ausstellung in der Wahlheimat München brach den Bann. Jetzt widmet der Hirmer-Verlag der mehrfach Begabten einen Band mit 50 Bildern, wenig Text. Anregungen zum Tanz der Gedanken und zu deren Ruhepause.
Zuerst war die Malerei, dann kam der Tanz. Verständige Eltern förderten beide Begabungen der kleinen Maria, die des Zeichnens und Malens und des Tanzens. Möglich dass die früh verstorbene Malerin Paula Modersohn-Becker Maria Beykirch während eines Aufenthalts in Worpswede die Initialzündung gab, sich intensiv der Malerei zu widmen. Während eines Gaststudiums in Japan, wo sie sich mit Zen Meditation und Kalligrafie beschäftigte, nahm sie bei Min Tanaka auch Tanzunterricht. Danach studierte sie auch Ballett in Wien und Düsseldorf, nahm Unterricht bei Ismael Ivo und Pina Bausch und reiste nach Madrid und Sevilla, um den Flamencotanz zu studieren.
Doch Interesse gilt nicht nur den Künsten sondern auch den Menschen und so studierte sie in München und Paris Humanmedizin und arbeitet nach ihrer Promotion 1989 und späteren Facharztprüfungen seit 2000 als frei praktizierende Ärztin am Isartor mitten in München.
Der Österreichische Maler Giselbert Hoke gab den nötigen Anstoß für die aktuellen großformatigen Bilder in Gouache- und Mischtechnik.
Tanzende Linien, Figuren und Zeichen in bunten Farben erinnern an Beykirchs Freude an der eigenen Bewegung zur Musik. Ruhige, nahezu monochrome Flächen zeigen ihre Sehnsucht nach Ruhe und Stille. Doch es ist nicht notwendig, zu entschlüsseln, was die Künstlerin gefühlt oder gedacht hat, die Bilder regen die eigene Fantasie an, vermitteln Emotionen und erzählen von Freude, Leichtigkeit und der eigenen Lebendigkeit.
Mit der ersten monografischen Publikation des vielschichtigen Werks der Tänzerin, Ärztin und Malerin Maria Baykirch ist dem Hirmer-Verlag die Entdeckung einer Künstlerin gelungen, die durch ihre mannigfaltigen Interessen ebenso interessant ist wie durch ihr künstlerisches Werk.
Übrigens, auch der 2012 in Wien verstorbene amerikanische Tänzer, Choreograf und Pädagoge Bob Curtis konnte beide Künste, die Malerei und den Tanz, miteinander vereinen. Auch Curtis studierte Malerei und Tanz parallel. Viele Jahre widmete er sich nur dem Tanz, im Alter wandte er sich (wieder) verstärkt der Malerei zu.
Jürgen B. Tesch /Hg.: Maria Beykirch: Paper Dances“, Hirmer, 2016. 120 S., mit 60 ganzseitigen Abbildungen und einer Einführung von Gottfried Knapp. € 41,10.