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Philipp Gehmacher – Es ist alles gesagt.

Philipp Gehmacher im 21er Haus. © Eva Würdinger

Ein Kommentar anstelle einer Rezension.
Denn zu „my shapes, your words, their grey“, der Performance von Philipp Gehmacher im 21er Haus ist alles gesagt. ImPulsTanz kündigt den Auftritt keck als Uraufführung an. Das stimmt im Grund, doch eigentlich auch wieder nicht. Die Performance / Ausstellung beschäftigt Gehmacher schon seit gut zwei Jahren und wurde in Variationen bereits mehrmals gezeigt. Im 21 Haus war nun, im Rahmen von ImPulsTanz, eine neue durch den Raum bedingte, Variante zu sehen.

Es gibt nichts Neues mehr zu sagen. In Deutsch und Englisch, in Niederländisch und Französisch ist alles geschrieben. Im November 2013 war die Vernissage zum Projekt „my shpaes, yourwords, their greiy! Im Grauraum, später gab es eine Performance im Tanzquartier. Danach, im März 2015, eine Version beim Performatic Festival in Brüsseler Kaitheater; im April war eine weitere Variante im mumok zu sehen. Wirklich zufrieden ist der Künstler Gehmacher nie, doch das muss so sein, ist Teil der Performance. Der Künstler, seine Formen, unser Grau. © Eva Würdinger

Jetzt also die Version im 21er Haus zu sehen gewesen und auch wenn sie sich von den anderen Aufführungen, in anderen Räumen, unterscheidet ist es doch die gleiche. Von der möglicherweise programmatischen Aufschrift auf dem T-Shirt (Fade out) bis zu zur mit angenehm leiser Stimme in verständlichem Englisch gesprochenen Gedanken und Erklärungen („Kein Grund dramatisch zu sein“) ist alles bereits besprochen, zitiert, analysiert.

Ich könnte nur noch Zitate wieder zitieren, die Hymnen (ja es sind großteils Hymnen, oder überaus wohlwollende Berichte) kopieren, nach beten. Soviel ist geschrieben, dass kein neuer Aspekt mehr zu finden ist. Da ist es doch klüger Philosoph(in) zu bleiben.

Gehmacher will und kann auch, bildende und darstellende Kunst gleichzeitig auf die Bühne (ins Museum) bringen. Die Ausdrucks- und Kommunikationsmittel des Körpers, der Objekte und der gesprochen Sprache sind ineinander verwoben, berühren und infizieren einander. Und fesseln das Publikum. Die anthrazit- und silberfarbenen Ballone der Ausstellung (Tomás Saraceno: „Becoming Aerosolar - Visionen mit Luft und Licht") bleiben unbeachtet und auch der begehbare Ballon aus Plastiksackerln döst luftlos, schlapp im Hintergrund. Nicht das Publikum geht von Objekt zu Objekt, bewegt sich durch den Raum sondern der Performer.
Philipp Gehmacher: Grau positionieren. © Eva Würdinger Gebannt von seinen minimalen („homöopathischen“) Bewegungen, bleibt der Halbkreis der Stehenden starr, unbeweglich. Hört den auf und ab Wandernden von den Problemen des Künstlers erzählen und sieht zu wie Gehmacher seine Objekte – Rechtecke mit und ohne Schrift, nicht nur in Grau, auch Gelb mischt sich ein und ein gemaltes Interieur – mit Bedacht positioniert. Einmal steht er versonnen an der Glaswand des Kubus, sieht auf die stille Straße, winkt – niemand winkt zurück.

Doch, doch, auch über den Antagonismus und die Vereinigung von Black Box und White Cube habe ich gehört und längst davon in früheren Berichten gelesen. Kann es nicht neu erfinden.
Also schlicht: Gefesselt sein, begeistert sogar, einen Künstler neu entdecken, Sinneswandel zugeben, schweigen, Philosophin bleiben. Wiederkommen.

PS: Gehmachers graue Performance: „hat nichts mit einer Depression zu tun“. Eben, es war ja auch Gelb dabei. Und Grau trägt ohnedies alle Farben in sich.

Philipp Gehmacher: „my shapes, your words, their gray“, „Uraufführung“ im 21er Haus, 4. 8. Im Rahmen von ImPulsTanz 2015.
Die dezente, sporadisch erklingende Musik stammt von Gérald Kurdian.

Weitere Vorstellungen: 6., 8., 9.8