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ImPulsTanz – Akemi Takeya "Lemonism"

Akemi Takeya im Zitronenkreis. © Karolina Miernik

Lemonism x Actionism“ nennt die Choreografin und Tänzerin Akemi Takeya ihre Arbeit im Rahmen der ImPulsTanz Serie „Redefining Action(ism). Die Performances finden im mumok, inmitten der Ausstellung „Mein Körper ist das Ereignis – Wiener Aktionismus und internationale Performance“ statt. Takeya hat sich intensiv mit dem Aktionismus beschäftigt und adaptiert, variiert und wiederholt dessen Strategien, konfrontiert sie auch mit ihrem eigenen „Lemonismus“.

Die Zitrone,  eine in Japan, der Heimat von Takeya, teure Frucht, fasziniert die Performerin schon geraume Zeit. Schon 2010 hat sie ihr „Lemon Synthesizer – L. S.“ Projekt gestartet und die Zitrone als biologische Schnittstelle für ein Auio-Netzwerk eingesetzt. Zugleich ist die saure, vitaminreiche Frucht des Zitrusbaumes, vermutlich um das Jahr 1000 aus Indien in den Mittelmeerraum gekommen, für Takeya  immer auch eine Metapher für das europäische Leben.

Das muss man aber alles nicht wissen, um von Akemi Takeyas Performance im Kreis aus 72 Zitronen beeindruckt zu sein. Die Zitronen sind nummeriert und beschriftet, haben Namen und Titel, komisch, auch  unverständliche oder selbst erklärend, die jeweils für einen bestimmten Teil des Körpers der Künstlerin stehen – von den Haarspitzen über das Gesicht, die Zunge und Kehle, die Hände, Arme und den Nabel, bis zur Vagina , dem Steißbein und den Zehen 

Natürlich keineswegs schön geordnet, denn von den 72 aufgereihten Zitronen wählt Takeya willkürlich 20 aus mit denen sie ein Miniatur-Ritual ausführt.
Die Beschriftung der Zitrone wird studiert – Konzentration;  der gelbe Körper wird in die Live-Kamera gehalten – Introduktion; eine kurze Drehung, ein paar Tanzschritte, die Zitrone wird zerschnitten, der Saft rinnt –  Aktion, die mit einer exakten Verneigung beendet wird – Demisson. Lemonism-Künstlerin Takeya. © Karolina Miernik

Takeya hat ihren nackten Körper schwarz bemalt, bald zieht der Saft der Zitronen silberne Spuren. Bedrohlich nähert sich oft das Messer, mit dem jede Zitrone zerteilt wird, dem Körper, schabt Teile der sich auflösenden Farbe ab, zeichnet Muster, verletzt nicht. Der Wiener Aktionismus der 1960er und -70erJahre schimmert durch, doch Takeya lässt statt Blut Zitronensaft statt Blut fließen, und spaltet mit dem Messer nicht das eigene, sondern das Fruchtfleisch. Die Performance fesselt, ist spannend und in absoluter Stille überaus eindrucksvoll. Die Künstlerin schont sich (und ihren Körper) keineswegs, gibt immer neue Blicke auf ihn frei, kontrastierend mit den Live-Bildern auf den Leinwänden, die außerhalb der Performance die Filme der Wiener Aktionisten zeigen. Der Körper ist das Ereignis, doch der Geist ist nicht ausgeschaltet. Takeya ist eine intelligente Performerin, die den Körper schon immer als Medium ihrer poetischen Kreativität eingesetzt hat. Ihr Witz und ihre Selbstdistanz paaren sich mit romantischer Ironie und machen jedes ihrer Solos zu einem auch ästhetischen –  in jedem Fall schönen, im Sinn von reflektierten und ausgewogenen  – Ereignis.

Akemi Takey: „Lemonism X Actionism“, 21. Juli, mumok im Rahmen von ImPulsTanz 2015. 

Nächste Vorstellung: 25. Juli, mumok.

Am 5. 8. zeigt Takeya im Kasino am Schwarzenbergplatz die Gruppenfassung ihres Solos „Little Stories About S.O.S.“