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ImPulsTanz – Saskia Hölbling / Dans.Kias

Saskia Hoelbling: Assemblage mit Schleiern. © Anna Stöcher

Saskia Hölbling kämpft mit Requisiten und einem Partner, den zweiten weidet sie aus. „Assemblage Humain“ ist ein Solo mit Puppen, aufgeführt im Rahmen von ImPulsTanz im Schauspielhaus. Ein „relatives Solo“ nennt Hölbling ihre Performance, die von grausig und unheimlich zu einem fröhlich bunten Tanz wechselt.

„Assemblage“, ein Begriff aus der bildenden Kunst, bedeutet Ansammlung. Mit Strohbesen und Stock, Stange, Sessel, Filzdecke  und Lederjacke nimmt die Tänzerin, ganz in Schwarz,  ihren Kampf mit einem in weiße Tücher gehüllten Gerippe auf. Dieses geschlechtslose Wesen ist widerspenstig, auch böse. Hockt auf ihrem Rücken, wehrt sich gegen die Positionen die sie ihm – kleiner Kopf ohne Gesicht, lange Gliedmaßen, klauenartige Finger und Zehen – zuteilt, steht, liegt, ist Anfangs Herr und später vergessen in der Ecke. Saskia Hölbling: Relatives Solo. © Anna Stöcher

Die Atmosphäre wechselt. Ein neuer Partner ist gefunden, menschenähnlicher, weich und riesig. Die den Bühnenboden kehrende Hausfrau ist zum Vamp geworden und zaubert als Geistheilerin die bunten Innereien aus dem Bauch des stummen Opfers. Im roten Bikini, später splitternackt wird sie zur Kitschkönigin, umhüllt sich mit den Plastikhäuten in Blau und Grün, Gold und Silber. Die bunten Stoffbahnen schweben in der Luft, schmiegen sich wie die aufzuckenden Lichtblitze um die Tänzerin. Die Fetzenpuppe ist kurzzeitig vergessen,  der grausige Knochenmann am Rand des Spielfelds für immer.

Saskia Hölblig,  menschlich – unmenschlich. © Anna StöcherEinen wesentlichen Anteil an Hölblings menschlicher Ansammlung, relativ menschlicher Ansammlung, denn die Partner sind nur noch menschenähnlich, hat der Tiroler Komponist Wolfgang Mitterer. Seine Klangfetzen –  bedrohlich laut, in Gewitter und Sturm explodierend, unheimlich, wild und bacchantisch, doch ebenso, wenn auch selten,  beruhigend schön –  sorgt für Stimmung und Assoziationen. Mitterers Komposition ist großartige Filmmusik und zurecht von der Tänzerin als fundamentaler Teil der Choreografie in  ihre Assemblage aufgenommen.

Der Tanz in der bunten Wolke macht müde. Das Klangunversium scheint in sich zusammen zu fallen, wie die Tänzerin, die nach dem Fest ihren Kopf auf den (leeren) Bauch des dicken Mannes legt. Noch schimmern die bunten Gewebe durch die hereinbrechende Dunkelheit.  Saskia Höbling, Kitschkönigin. © Anna Stöcher

Die Interpretation dieser abwechslungsreichen, etwas rätselhaften Performance überlasst Hölbling und Ihr Team (Ausstattung: Gudrun Lenk-Wane, Licht: Gerald Pappenberger) den Zuseherinnen. Jede darf ihre eigene Geschichte denken und erzählen. 

Saskia Hölbling / Dans.Kias: „Assemblage humain“, 22.Juli, Schauspielhaus im Rahmen von ImPulsTanz 2015.

Weitere Vorstellung: 24. Juli 2015.