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„Schwarzweisslila“ im Dschungel

Lila, bestens gelaunt (Nancy Mensah-Offei) © Ani Antinova

Mit einer Neuadaption seines ursprünglich für das Berliner Grips-Theater geschrieben Stückes punktet Autor und Regisseur Volker Schmidt beim jungen Publikum im Dschungel. Hauptdarstellerin Nancy Mensah-Offei gibt dem Stück Leben und Spannung.

Lila, eine taffe 11jährige, hat es nicht leicht im Leben. Ihren Vater kennt sie nicht und ihre dunkle Haut kommt nicht überall gut an. Die Mutter will über die Vergangenheit nicht sprechen, doch Lila gibt nicht auf. Tapfer wehrt sie sich gegen rassistische Attacken, lehnt jegliches Mitleid ab und macht sich auf ihren Vater, in Afrika zu finden. Die naiv geplante Reise kann nicht klappen, Lila sucht einen Ausweg und lernt einen Immigranten aus Afrika kennen. Der ist zwar nicht der Häuptling und Herrscher über mehrere Dörfer, den sie sich erträumt, doch er soll an ihrem Geburtstag den Vater spielen. Lila versucht sich eine Familie zu basteln.

Lila wird von der 27jährigen in Ghana geborenen Absolventin der muk (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) Nancy Mensah-Offei, einer bereits erfahrenen Darstellerin gespielt. Mit Intensität und fröhlichem Humor, perfekter Mimik und Gestik ist sie ein hinreißendes junges Mädchen auf der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit. Wenn sie freche Antworten in mit unverstandenen und unverständlichen Fremdwörtern gespickten Sätzen gibt möchte man mit ihr lachen und tanzen; wenn sie traurig und verloren ins Leere blickt, möchte man sie in den Arm nehmen. Das bnte Ensemble: Mensah-Offei, Sibanda, Kaschte, Mohamed. © Ani Antonova

In einem praktikablen Bühnenbild aus bemalten Pappendeckelquadern von Thea Hoffmann-Axthelm werden die Probleme von Misstrauen und Fremdenfeindlichkeit, von Vorurteilen, unreflektierten Klischees und familiären Konflikten mit Tanz und Gesang humorvoll angesprochen. Mit der Handkamera werden manche Szenen als Puppenspiel an die auch als Videowand funktionierende Mauer geworfen, Musikbrücken geben Zeit zum Nachdenken.
Stilbruch. Gegen Ende geht dem Autor die Luft aus, er findet keinen richtigen Schluss für Lilas Geschichte, muss zu Tortenschleuder und triefendem Pathos greifen und die alleinerziehende Mutter zu jammervollem Selbstkritik zwingen. Aber Kremetorten im Gesicht des Widerlings, lösen keine Probleme.

Lila, ein wenig traurig (Mensah-Offei). © Anin AntonovaNeben Mensah-Offei zeigt Sven Kaschte (Peter Pan im gleichnamigen Stück im Dschungelrepertoire) in mehreren Rollen der Vorstellung Professionalität und feine Rollengestaltung. Josef Mohamed, der an der Kunstuniversität Graz studiert hat, ist ein lebendiger, sympathischer Schulfreund. Mira Tscherne bleibt eine etwas blasse Mutter und will auch ihre Stimme nicht so recht einsetzen, in den letzten Reihen ist sie kaum noch zu hören. Futurelove Sibanda, bekannt als „Captain Future“, ist Basuro aus dem Flüchtlingslager, den Lila als Vater präsentieren will. Der Komödiant, Tänzer und Sänger ist auch für die Choreografie der hinreißend getanzten Szenen und die teils live gesungenen Musiknummern zuständig.
Das junge Publikum hat nichts gegen Tortenschlachten und den (für mich unnötigen) schlussendlichen Schwenk in die Realität. Entsprechend begeistert war der Premierenapplaus.

„Schwarzweisslila“ in der Regie von Autor Volker Schmidt. Premiere im Dschungel am 4.2. 2016.
Nächste Vorstellung: 4.2. Weitere Termine im Februar, März und April.