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Bühne Baden – In 80 Tagen um die Welt

Fogg und Passepartout heben ab (B. Binder, R. Rumpold). © Christian Husar

Wie es der Gentleman Phileas Fogg und sein Diener Jean Passepartout schaffen, eine schier aussichtslose Wette zu gewinnen und in 80 Tagen rund um den Erdball zu reisen, zeigt Beppo Binder im Stadttheater Baden. Aus Jules Vernes bekanntem Roman hat der Autor und Regisseur gemeinsam mit dem Komponisten Pavel Singer ein Musical für die ganze Familie geschaffen, dass zwei Stunden lang aufs beste unterhält und auch in Spannung versetzt.

Binder ist nicht nur Autor des Librettos sondern versprüht seinen Esprit auch als komische Figur, Jean Passepartout, der Fogg auf seiner abenteuerlichen Reise um die Welt begleitet. Schließlich ist Beppo Binde ein erfahrener Buffo- und Charaktertenor und auch als Regisseur und Autor in der Welt des Musicals längst zu Hause. So nimmt es nicht Wunder, dass diese „Reise um die Welt in 80 Tagen“ bunt und abwechslungsreich vor sich geht, zum Lachen und Staunen ist. Binder hat auch das Bühnenbild und die Kostüme gemeinsam mit Ausstatter Markus Windberger entworfen und die Übergangsnummern des Chores so gestaltet, dass keinerlei Leerlauf entsteht und jeder Szenenwechsel eine Überraschung mit erstaunlichen Lösungen bietet. Ob Flug über die Alpen oder das totes Ende der Eisenbahn im Urwald, mit der Illusion wird zugleich ein Blick in die Praxis des Theaterzaubers geboten. Elefantenritt (Foog / Rumpold; Chromarty / Födinger). © Christian Husar

Binder muss nicht modernisieren und aktualisieren, lässt die Geschichte für sich selbst sprechen und siedelt sie dort an, wo Autor Verne sie spielen lässt: Im 19. Jahrhundert, als die Eisenbahn die Welt in Aufregung versetzte und das Luftschiff in Mode kam. Fogg und Passepartout benützen sämtliche Verkehrsmittel, einschließlich des Heißlustballons und eines riesigen Elefanten. Nixen bewegen das Meer, während die beiden Reisenden mit dem Schiff auf den Wellen schaukeln; allerliebste Geishas führen einen Fächertanz auf, in dessen Mitte sich der verkleidete Passepartout tollpatschig bewegt, nachdem er davor in Indien mit einem Trick eine schöne Witwe vor dem Flammentod und aus den Armen der tanzenden schwarzen Todesgöttin Kali gerettet hat.

Passepartout  (Binder) als Geisha unter Geishas. © Christian HusarJules Vernes Roman, erschienen 1873, hat in allen Jahrzezhnten Autoren zu neuen Fassungen angeregt. Schon ein Jahr nach dem Erscheinen von „Le Tour du monde en quatrevingt jours“ hat Verne als Coautor seinen Roman zu einem „Spektakelstück“ bearbeitet. Und das ist die Vorlage auch geblieben, ein Ausstattungsstück mit Gesang, Tanz, Überraschungen und pointierten Texten. Nur die Stummfilme, die in reicher Zahl folgten, mussten auf den Gesang verzichten, doch im 20. Jahrhundert erfreuten auch Zeichentrickfilme, Musicals und eine Fernsehserie Jung und Alt.

Beppo Binders Fassung muss sich hinter der Fülle an Bearbeitungen nicht verstecken.
Mit ihm spielen und singen René Rumpold als abenteuerlustiger, anständiger, aber wenig empathischer Phileas Fogg, Franz Födinger als zupackender Major General Chromarty und viele andere. Herzig die Tiere im Dschungel: Marlene Weiß, Anna Pregesbauer, Vera Urban, Caroline Wurm und Katrin Szivacz. Gefallen hat mir auch Christa Ertl als Chiho, die Passepartout ins Ehebett zwingt und Martin Fischerauer in der Dreifachrolle als Jodler, Elefantenführer Ranjid und schießwütiger Billy the Kid. Erwähnt muss auchwerden, dass das  Programmheft besonders ansprechend gestaltet ist auch das informative Programmalbum. Mehr ein Album denn ein Heft, ist es nicht reich bebildert sondern auch informativ. Gern werden es die Besucher_iinnen immer wieder zur Hand nehmen.
Warum in dem kleinen Badener Stadttheater Mikrofone die Stimmen verstärken müssen, so dass sie mitunter hallen und manche Darsteller zu brüllen scheinen, ist mir jedoch nicht verständlich. Schaukelnde Fahrt auf den Wellen. © Christian Husar

Die schmissigen, den bereisten Ländern angepassten Melodien Singers werden unter Oliver Ostermann vom Orchester der Bühne Baden sauber und flott gespielt. Für die richtige Beleuchtung sorgt Stefan Kreienbühl. Zurecht ist diese fröhliche musikalische Abenteuerreise als Nachmittagsvorstellung angesetzt. Kinder, Eltern, Großeltern bedankten sich mit lautstarkem Applaus im Takt bei den Mitwirkenden.

In 80 Tagen um die Welt“, Familienmusical von Beppo Binder; Musik: Pavel Singer. Uraufführung frei nach Jules Verne. Stadttheater Baden. 
Weitere Vorstellungen: 8., 13., 19., 27. Dezember; 3. Jänner 2016. Beginn 15 Uhr.