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Karin Steinbrugger – "Rundum eckig"

Anna Knapp, Cäcilia Färber, Musiker Ludwig Thöni © Ernst Grünwald

Eine silberne Kugel und ein goldener Würfel sind die magischen Objekte der ersten Geometriestunde für Dreijährige. Die zauberhafte Choreografie „Rundum eckig“ von Karin Steinbrugger war als doppelte Premiere im Tanz*Hotel / Bert Gstettner zu sehen. Ein brandneues Stück und das erste für ganz Kleine im „Artist At Resort“-Projekt von Gstettner im Tanz*Hotel.

Die ehemalige Homunculus-Tänzerin Steinbrugger ist bereits eine erfahrene Choreografin, die ihre Kinder- und Jugend-Tanzstücke nicht nur im Dschungel Wien mit Erfolg gezeigt hat. Nach einer Babypause hat die Tanzpädagogin für Kinder ab drei mit den Tänzerinnen Anna Knapp und Cäcilia Färber eine hinreißend sinnliche Performance erarbeitet, die nicht nur den Unterschied der beiden Objekte klar macht – auf dem Würfel kann die Tänzerin sitzen, die Kugel erlaubt das nicht, rollt stur ihre eigene Bahn –, sondern auch Gefühle weckt. Ganz still wird es, wenn die Tänzerin zur Mama wird und die Kugel, in eine Decke gehüllt, zum Baby. Sanft intoniert Lukas Thöni auf der Gitarre ein Schlaflied. Einem echten Säugling auf der Zuschauerbank passt die Konkurrenz auf der Bühne gar nicht, er beschließt seinen Schlummer zu beenden und das auch lauthals zu melden. Erst wenn die Kugel wieder rollt, die beiden Tänzerinnen in ihren glitzernden Kostümen hinter ihren Objekten verschwinden, sie tauschen und bewegen, ist der jüngste Gast zufrieden. Anna Knapp wiegt ihr Baby. ©  Ernst Grünwald Anna Knapp wiegt ihr Baby. ©  Ernst Grünwald

Steinbrugger hat eine kompakte, abwechslungsreiche, auch den Kleinsten verständliche und sie verzaubernde Choreografie geschaffen, in der auch den Tänzerinnen genügend Möglichkeit gegeben wird, über das Spiel mit den Objekten hinaus, richtig zu tanzen. In unterschiedlichem Bewegungsstil (Färber besitzt den Würfel, Knapp rollt die Kugel) gleichen sie bald ihren Objekten, tanzen mit diesen und auch miteinander.

Anna Knapp, Cäcilia Färber: Die Kugel rollt. © A Ernst Grünwald Gebannt schauen die Kleinen zu, klatschen heftig und erobern nach einigem Zögern auch die Bühne, um sich persönlich "Rundum eckig" zu fühlen.

Konzept Langeweile. Obwohl nicht zur Zielgruppe zählend, war ich ganz eingehüllt in die Zauberschau – die am Vortag im brut gesehene Performance „Formen Formen“ verlor im Vergleich jeglichen Sinn. Der bildende Künstler Julian Weber, D, zeigt mit Tänzer_innen unterschiedlicher Generationen (Nik Haffner, Hermann Heisig, Peter Pleyer Meg Stuart, Claudia Tomasi) und der Vibraphonistin Els Vandeweyer ebenfalls ein Stück mit Objekten.

Die farbigen Gebilde, von Weber entwickelt und den Performer_innen persönlich zu geeignet und in die Wohnungen gestellt, werden auf der Bühne verschoben, getragen, besessen, belegt und schließlich zu einem einzigen Gebilde zusammengesetzt. Das Publikum soll sich wie im Museum fühlen, darf umhergehen, tut dies aber kaum, ein Theaterraum bleibt ein Theaterraum, auch wenn die Sesselreihen entfernt sind und die Zuschauer_innen einen Steh- oder Gehplatz haben. Mit der finalen Skulptur sind die Performer_innen nicht zu frieden, Getuschel und Palaver folgen, ein neues Gebilde entsteht, einem Grabmonument gleich. Die strukturlose Performance, endet mit einem kollektiven Schrei.
Wieder einmal wurde mir klar, dass Theorie notwendig ist, aber nicht immer Kunst ergibt; ein Konzept keine überzeugende Vorstellung ist.

Artist At Resort | Term 11: „ Rundum eckig“, Choreografie von Karin Steinbrugger für Kinder ab 3. Premiere, 4. 12.,Tanz*Hotel.

Weitere Vorstellungen: 5., 6. 12. 2015.

Julian Weber: „Formen Formen“, 3.12., brut.

Weitere Vorstellungen 4., 5.12. 2015.