Dario Fo macht froh im Theater Akzent
Es sind schwierige Zeiten, und da tut es gut, im Theater gelegentlich lachen zu können. Wenn das Stück dann auch noch intelligent, komisch und satirisch ist, kann es fast nur von Nobelpreisträger Dario Fo stammen. Im Theater Akzent hat Hubsi Kramar den Dauerbrenner „Bezahlt wird nicht!“ inszeniert, ganz und gar nicht postdramatisch, aber dafür erfrischend für Herz und Hirn.
„Die Macht fürchtet nichts mehr als das Lächeln und den Spott“, hat Fo einmal gesagt. Er schrieb „Bezahlt wird nicht!“ 1974 als persiflierenden Kommentar zur damaligen Wirtschaftskrise Italiens. Als die geldknappe Arbeiterin Antonia eines Tages im Supermarkt einkaufen möchte, gerät sie in einen Protest anderer Frauen gegen die drastischen Preiserhöhungen der Lebensmittel. Eine schlägt vor, nur das zu bezahlen, was man will, andere wittern die Gunst der Stunde und skandieren: „Bezahlt wird nicht!“. Und so wird aus der politischen Aktion im Namen der Kapitalismuskritik unversehens eine gewöhnliche Fladerei.
Das nutzt auch Antonia aus, doch schaut sie in der Hitze des Klau-Gefechts nicht genau, was sie da überhaupt einpackt. Zu Hause entdeckt sie neben Nudeln und Reis vor allem Tierfutter, wofür mangels Haustiere nicht wirklich ein Bedarf besteht. Zu allem Übel muss sie nun auch noch den Groll ihres hungrigen Ehemannes Giovanni fürchten.
Trotz edler linker Gesinnung verachtet der nämlich Rechtsbrecher: „Ein Lumpenproletariat, Schweinebande, Ungebildete, lauter Provokateure, die das Spiel der Bosse treiben…damit die rumlaufen und sagen können, die Arbeiter klauen, wir wären alle Kriminelle und so weiter“. Antonia macht kurzerhand ihre Freundin Margherita zur Komplizin und übergibt ihr einen Teil der Beute, um diese daheim zu verstecken. Um unauffällig in ihre Wohnung zu gelangen, deponiert Margherita Nudeln, Reis und Oliven unter ihrem Kleid am Bauch – das ist der Startschuss für eine wunderbare Farce à la Fo.
Die skurrilen Dialoge galoppieren in der Folge nur so dahin, Screwball-Comedy in Italiano. Für das richtige Tempo sorgen vor allem Asli Kislal, Markus Kofler und Stefano Bernardin. Einige Aktualisierungen dürfen auch sein, und so schwirren Namen wie „Monsanto“, „Nestlé“ oder „Hypo Alpe Adria“ über die Bühne.
Hubsi Kramar erweist sich einmal mehr als begnadeter Komödien-Regisseur, und seine Truppe hat sichtlich selbst großen Gefallen an ihrem Bühnentreiben. Einziger Wermuts-Tropfen: die Pause. Gerade dann, als die größte Energie in der Luft liegt, kommt der Cut, und eine sinnlose halbe Stunde muss vertrieben werden. Naturgemäß ist die Luft danach draußen, und der Ballon muss erst wieder mühsam aufgepumpt werden, um abheben zu können. Aber das Arbeiterkammer-Publikum verlangt eben nach seinem Glas Sekt.
Dario Fo: „Bezahlt wird nicht“, Regie Hubsi Kramar. Mit Ali Kislal, Viola Osthoff, Markus Koffer, Sascha Tscheik, Stefano Bernardin. 10.11., Theater Akzent.
Weitere Vorstellungen: 19., 20.11., 4., 5. 12. 2015.