Lucinda Childs – Available Light
Die Tänzerin Lucinda Childs hat ihre 1983 gemeinsam mit dem Komponisten John Adams und dem Architekten Frank O. Gehry geschaffene Choreografie „Available Light“ wieder aufleben lassen. Im Rahmen einer ausgedehnten Europatournee war das bahnbrechende Werk an einem Abend auch im Festspielhaus St. Pölten zu sehen. Keine Sensation mehr, doch ein Gesamtkunstwerk immer noch, postmodern, minimalstisch, im Einklang von Tanz, Musik und Bühnenarchitektur.
Im neuen Jahrtausend hat die Childs, Ikone der Postmoderne, Jahrgang 1940, begonnen ihre einst revolutionären Arbeiten neu zu beleben. Zuerst „Dance“ (1979, Musik: Philipp Glass, Bühne: Sol LeWitt) und nun „Available Light“, ein ebensolches Kleinod der Postmoderne.
Zu Adams’ akzentlos mäandernden Minimalmusik bewegen sich sieben Tänzerinnen und vier Tänzer in knappen Kostümen (rot, schwarz und auch weiß) mit einem minimalistischen Bewegungsrepertoire im doppelstöckigen Bühnenbild. Die Variationen und Loops erfahren nur winzige Veränderungen, werden unten auf der Hauptbühne entwickelt, vervielfacht und oben, auf dem Steg über den durch querstreben luftig, geometrische konstruierten Metallquadern Gehrys, gedoppelt, verdreht und variiert. Auf der Soundfläche bewegen sich die Tänzer_innen als wären sie durch eine unsichtbare Schnur verbunden, berühren einander niemals und sind doch miteinander verbunden.
Schwingende Arme, Spitzentanz (ohne Spitzenschuhe), Alltagsbewegungen der Beine fügen sich nahtlos aneinander, in stetigem Fluss entwickelt sich eine Geometrie der Diagonale, luftig und leicht. Dass der Klangteppich kaum Impulse und Orientierungsmöglichkeit gibt, ist dem Tanz nicht anzumerken präzise und exakt bewegen sich die Tänzer_innen gemeinsam, in Gruppen u dritte oder zu viert, selten einzeln.Das hohe Alter von mehr als 30 Jahren sieht man dem Tanz nicht an, Adams’ elektronische Musik kann da nicht mithalten.
Mehr noch als die Körper der Tänzer_innen und das Bewegungsvokabular hat sich die elektronische Technik entwickelt. „Light Over Water“, Adams’ Komposition, die sich an der Klarheit des Lichts orientiert, wirkt in seiner Monotonie eher einschläfernd als konzentrationsfördernd. Erst gegen Ende lockern sich die Klangflächen auf, die Musik wird dynamischer, ein letztes Aufflackern des weißen Lichts, einmal noch voll Energie dem Tanz gehuldigt. Nicht einmal eine Stunde dauert der Tanz im Licht, Minimalismus pur ohne Botschaft oder Kritik, ohne politisches Statement und pseudointellektuelles Geschwurbel.
Die Aussage ist simpel: einfach Tanz. Und der ist klar, einfach und wunderschön.
John Adams/ Lucinda Childs / Fran O. Gehry: „Available Light“, einmaliges Gastpsiel im Festspielhaus St. Pölten am 13.11. 2015.