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Julischka Stengele: „Bodies of Water“, Tanzquartier

Julischka Stengele, fotografiert von Barbis Ruder.

Riot don’t Diet / Aufstand gegen die Körperstandards. Diesen Protest probt Julischka Stengele mit ihrer Vorstellung  „Bodies of Water“ und stellt Im Tanzquartier ihren Körper multimedial zur Schau. Die voll beleibte Performerin bewegt sich anmutig durch die dunklen Tanzquartier Studios und nutzt dabei Wasser in unterschiedlichen Varianten als Spielelement, um die Grenzen zwischen ihr und der Außenwelt verschwinden zu lassen. Ihr korpulenter Körper ist entweder von einem knappen Bikini bedeckt oder aber gänzlich entblößt, sodass jede Feinheit ihres Körpers beobachtet werden kann.

Das Spiel mit dem Wasser – egal ob damit gegurgelt, gespuckt oder darin eingetaucht wird – versetzt Körperfette in unterschiedlichste Schwingungen. Stengele gleitet schwerelos durch das Element Wasser, seine Vielschichtigkeit bereitet ihr Freude. Julischka Stengele, fotografiert 2017 von Viktor JaschkeIn der Performance lotet die Künstlerin die Grenzen von Scham aus, sie zwingt die Zuseher*innen dort hinzusehen, wo es „sonst weh tut“.
Übergewichtig zu sein, bedeutet im Alltag ausgegrenzt und angefeindet zu werden. Bei „zu viel“ Körperfett wird weg- und nicht hingeschaut. Stengele nutzt die Bühne, um ihre negativen Erfahrungen auf Grund ihres Äußeren umzudeuten. Sie erhält einen Raum der positiven Aufmerksamkeit und Selbstpräsentation, welcher ihr oft verweigert wird. Selbst in den sozialen Medien stößt Stengele auf Grenzen, schon öfter wurde sie auf Facebook zensuriert.
„Ich hatte keine Möglichkeit, Leute für den heutigen Abend einzuladen“, erklärt Stengele. Stengele, Teilnehmerin am Festival Body and Freedom 2018 in Zürich. © Reto Cortesi / Body and Freedom FestivalDie queer-feministische Künstlerin emanzipiert sich von einer Körperkultur der Fitness, indem sie gängige Körpernormen hinterfragt und künstlerisch auflöst.
In der Performance erscheint der korpulente Körper höchst interessant, vielschichtig und fragil, merkwürdig, dass er im Alltag nicht salonfähig ist. Stengele erzeugt eine angenehme Performance-Sprache für das unbequeme Thema Fettleibigkeit und setzt dabei auf das Thema Natürlichkeit.
Auf dem Boden hinterlässt sie den Schriftzug: „Bodies of Water, I am made of you, I belong to you, Giving myself to you, is coming home (…).”

Julischka Stengele: "Bodies of Water", Performance. Konzept, Performance, Bildmaterial: Julischka Stengele. Probenassistenz: Rosa Wiesauer. Dokumentation: Magdalena Fischer. 6. März 2020, Tanzquartier / Studios.