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Editta Braun / Cat Jimenez: „Layaz“, Tanz

Cat Jimenez in "Layaz", Choreografie: Editta Braun.

Editta Braun und ihre Company, ebc, feiern das 30jährige Bestehen mit einer Festvorstellung, in der die Tänzerin Cat Jimenez ein neues Solo zeigt. Gefeiert ist die PremiereLayaz" in der Szene Salzburg worden, die ebenfalls Grund zu feiern hat, nämlich, dass sie seit 50 Jahren sämtliche Stürme überdauert hat.  Das Publikum zeigte sich in Festtagsstimmung, die Tänzerin im Premierenfieber und die zu feiernde Compagniechefin mit fröhlich-entspannter Ausstrahlung.

Wer ist diese Figur? Wieviele Ichs hat sie? (Cat Jimenez  in "Layaz").In der familiären Atmosphäre der Szene legt die
Tänzerin Schicht um Schicht (Layers) frei, um sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität zu begeben. Ein Thema, das nicht nur die Tänzerin, Cat Jimenez, persönlich betrifft, sondern viele Menschen, ob sie ihr Geburtsland, ihren Kulturraum, freiwillig oder gezwungen, aus Not oder Abenteuerlust verlassen haben. Cat Jimenez ist auf den Philippinen geboren und als Kind mit der Familie nach Österreich gekommen. Wie einige andere in Wien lebenden Tänzerinnen / Choreografinnen steht sie mit einem Bein auf einem anderen Kontinent, mit dem anderen in Europa. Diese Zerrissenheit ist auch eines der Hauptthemen ihrer Arbeiten.Die Tänzerin mit ihrem Alter Ego (Cat Jimenez, Pascale Staudenbauer).

Begonnen hat Paz Katrina Jimenez als Hip-Hop-Tänzerin, ist unter anderen bei Ákos Hargitay, Elio Gervasi und den Hungry Sharks aufgetreten und hat im Rahmen des Residenz-Programms von Bert Gstettner (Tanz*Hotel) 2016 ihre erste eigene Arbeit gezeigt und sich damit von Hip-Hop und Break Dance deutlich entfernt. Seitdem schwank Cat Jimenez nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen den Bewegungsvokabularen, zwischen dem freien, zeitgenössischen Tanz und den Regeln des Urban Dance. Battle oder Ballett, das ist die Frage.

Cat Jimenez verbirgt ihr Gesicht unter dem dichten Haarschleier. Im Solo „Layaz“ hat ihr Choreografin Editta Braun ein zweites Ich (Alter Ego: Pascale Staudenbauer) zur Seite gestellt, das der Hauptperson folgt und sie imitiert, sich jedoch auch selbständig macht und entspannt auf der Schaukel turnt, während die Solistin Schicht um Schicht ihrer Kostüme ablegt und sich durch die persönliche und auch allgemeine Geschichte tanzt. Lange Zeit bleibt ihr Gesicht dem Publikum verborgen, sie ist (noch) nicht Cat, das Individuum, eher die Historie ihres Heimatlandes, die Erinnerung an die Vorfahren. Die Mimik wird durch die ausdrucksvolle Sprache der Hände ersetzt, Zeichen, Wörter, Sätze erscheinen an den schwarzen Vorhängen. Editta Braun, Tänzerin, Choreografin, Company-LeiterinSie sind mit Kreide geschrieben, zerbröseln und lösen sich auf. Die Tänzerin ist fromme Spanierin und Covergirl, fröhliche Teenagerin und landet endlich in Cebu, wo sie auf die Welt gekommen ist.
Der Jubel ist langanhaltend und warmherzig und gilt auch der Choreografin Editta Braun, die im Anschluss einen filmischen Rückblick auf 30 Jahre ebc zeigt. Das abwechslungsreiche Panorama weckt manche Erinnerung und zeigt in der Gesamtschau erst so richtig die Qualitäten der Künstlerin Editta Braun. Wandlungsfähig und sich dennoch treu bleibend, hat sie Trends gesetzt, lange bevor der Rest der Freien Tanzwelt in den Zug gestiegen ist. Das Publikum, lokal, national und international, weiß das zu schätzen.

Editta Braun Company: „Layaz“. Tanz, Performance: Cat Jimenez; Tanz Alter Ego: Pascale Staudenbauer; Choreografie, künstlerische Leitung, Visuals: Editta Braun. Komposition: Thierry Zaboitzeff. Lichtdesign: Thomas Hinterberger; Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau. Schneiderei: Janett Sumbera, Lili Pfeiffer, Movement Research: Cat Jimenez, Pascale Staudenbauer, Martyna Lorenc, Nella Turkki. Fotografie: Bettina Frenzel. Festliche Premiere anlässlich 30 Jahre ebc am 4. Oktober 2019, Szene Salzburg.