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Eno Peçi mit albanischem Orden ausgezeichnet

Eno Peçi als frisch geschlagener Ritter © Eros Bardhi

Der Solotänzer des Wiener Staatsballetts ist im Rahmen des Kulturjahres Österreich-Albanien 2018 mit dem goldenen Skanderberg Orden ausgezeichnet worden. Er darf sich jetzt „Ritter des Skanderberg Ordens“ nennen.

Bei offiziellen Anlässen zu tragen: Der Ordensstern. © Eros Bardhi Der Auszeichnung vorangegangen, die vom albanischen Botschafter Roland Biomo überreicht worden ist, war die Premiere der Filmdokumentation „Der Solist“ von Gjergi Mazi. Der Film zeigt Peçi, geboren in Tirana und seit geraumer Zeit albanischer Kulturbotschafter, in all seinen Facetten als einfühlsamen Tänzer und intelligenten Choreografen. Kolleginnen und Kollegen aus dem Wiener Staatsballett und Albaner aus dem internationalen Kulturleben zeigten sich begeistert vom Menschen und Künstler.

Mit 16 ist der in Albanien ausgebildete Tänzer nach Wien gekommen und hat sein Studium an der Ballettschule der Wiener Staatsoper (heute Ballettakademie) abgeschlossen. Renato Zanella, von 1995 bis 2005 Ballettdirektor in Wien, holte ihn ins Ensemble und gab ihm 2002 die Titelrolle im von ihm neugefassten Ballett „Spartacus“. Heute sagt Peçi: „Ich war damals noch viel zu jung und eigentlich noch nicht reif genug für diese Rolle.“Eno Peçi zeigt seine Sensibilität im Ballett "Blaubarts Geheimnis" von Stephan Thoss. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Im Jahr darauf avancierte er zum Halbsolisten und 2009 wurde er zum Solotänzer ernannt. Seitdem konnte er in den unterschiedlichsten Rollen, von Blaubart in Stephan Thoss Ballett „Blaubarts Geheimnis“ über den Ulrich in Roland Petits „Fledermaus“ und den Torero Espada in „Don Quixote“ von Rudolf Nurejew bis zur Titelrolle in John Crankos „Onegin“ oder Tybalt in Crankos Choreografie „Romeo und Julia“ sein Talent und seine sensible Rollengestaltung zeigen.

2009 hat sich Eno Peçi im Rahmen eines vom Ballettclub der Wiener Staatsoper und Volksoper veranstalteten Abends erstmals als Choreograf vorgestellt. Seitdem tanzt er auch mental auf zwei Beinen: Mit dem Eno Peçi mit Olga Esina bei der Weltstargala 2018 in seiner Choreografie "Hush". ©  Jack DevantWiener Staatsballett hat er seine Choreografie „Herzblume“ auf die Bühne der Volksoper gezeigt und zuletzt war seine Inszenierung zu Igor Strawinskys Ballettmusik „Petruschka“ ebendort zu sehen. Bei der Weltstargala 2018 waren die beiden Pas des deux „Subject“ (mit Mila Schmidt, uraufgeführt bei der Gala im Grand Théâtre de la Ville Luxembourg mit Maria Yakovleva) und „Hush“ (eine Uraufführung mit Olga Esina) zu sehen. Für den 8.Februar 2018 hat Peçi auch den Auftritt des Wiener Staatsballett zur Eröffnung des Opernballs choreografiert.

Obwohl Peçi gut sein halbes Leben in Wien verbracht hat und hier mit seiner Familie lebt, ist er seiner Heimat stets verbunden geblieben. Bei der Verleihung wurde die Treue zu seinem Geburtsland besonders hervorgehoben. Der im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestellte Helm wird dem Kämpfer Skanderberg zugeschrieben. © zenit / lizenzfrei

Georg Kastriota (deutsch für Gjergj Kastrioti [ˈɟɛɾɟ ˈkasˌtɾiˈɔˌti]) Skanderberg (albanisch Skënderbeu) wird als albanischer Nationalheld gefeiert. Der Fürst aus dem Adelsgeschlecht der Kastrioti lebte von 1405 bis 1468 und war ein Militärkommandeur, der von 1423 bis 1443 dem Osmanischen Reich, von 1443 bis 1447 der Republik Venedig und ab 1451 bis zu seinem Tod dem Königreich Neapel gedient hat. Durch seine Verteidigung des Fürstentums Kastrioti gegen die Osmanen wurde er berühmt und erhielt 1457 von Papst Calixtus III. sowohl den Titel Fidei defensor („Verteidiger des Glaubens“) als auch den Ehrentitel Athleta Christi („Verteidiger des Christentums“). Der albanische Schriftsteller Ismael Kadare machte Skanderbegs Freiheitskampf in seinem Roman „Die Festung“ zum Thema (dtv 1991, nur noch antiquarisch erhältlich).

Skanderbergdenkmal in Tirana. ©  Fingalo / creativecommons.org Um die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dokumentieren und zu vertiefen, finden im Österreichisch-Albanischen Kulturjahr bis Ende 2018 zahlreiche Veranstaltungen aus allen Bereichen von Wissenschaft und Kultur statt. Dabei wird auch ins Gedächtnis gerufen, dass Eno Peçi nicht der Einzige ist, der die beiden Kulturen verbindet. Auch der Burgschauspieler Alexander Moissi (1879–1935) hat albanische Wurzeln, ebenso der als Erbauer der Semmeringbahn gefeierte Ingenieur Carl Ritter von Ghega (1802–1860). Von den Angehörigen des kleinen Balkanvolkes leben nur 3,5 Millionen zu Hause, 4,5 Millionen Albaner leben im Ausland. Zum Einrahmen und an die Wand Hängen: die Verleihungsurkunde. © Eros BardhiDass so viele Opernsängerinnen und -sänger –  genannt seien als Beispiel Inva Mula und Ermonela Javo, wie auch Saimir Pigu und Gezim Myshketa – aus Albanien kommen, wird mit der Liebe der Albaner zur Musik allgemein und der italienischen Oper im speziellen erklärt, doch vor allem mit der Iso-Polyphonie, der Mehrstimmigkeit mit eigenständig geführten Soli, die in Albanien beheimatet ist. Seit 2005 ist die besondere Art des Volksgesangs UNESCO-Kulturerbe.
Bei den Wiener und Berliner Philharmonikern sind Streicher aus Albanien im Ensemble und auch die Bayerische Staatsoper hat einen Tänzer aus Albanien, Ariel Merkuri, 23, ist als Mitglied des Corps de Ballet erst auf dem Weg zum Solotänzer.

Eno Peçi: Verleihung des albanischen Skanderberg-Ordens und Premiere des Films „Der Solist“ von Gjergi Mazi im Rahmen des Österreichisch-Albanischen Kulturjahres 2018, 22. Oktober 2018, Urania Kino.