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Cook, eat and clean – eine Einladung

Masoumeh Jalalieh, Kuratorin von „Cook, eat and clean“. © Klaartje Lambrechts

Die grauen Bärte sind abgeschnitten, der Guckkasten ist geschlossen und die vierte Wand niedergerissen. Im Eindorf sind die Hierarchien aufgehoben, kein Podest, kein Vorhang, kein Graben zwischen Kunstköchinnen und Kunst Genießenden. Im Eindorf treffen einander Publikum und Künstlerinnen auf einer Ebene. Aktuell vom 29. Mai bis 2. Juni bei Cook, eat and clean.

Shirin Farshbaf zeigt die Performance „Possibilities“. © Arne HaugeDie Aufforderung klingt appetitanregend: Cook, eat and clean. In holprigem Deutsch: Kochen, essen und putzen im Salon im Eindorf in der Reindorfgasse. Die Gastgeber von Eindorf meinen ihre Einladung durchaus wörtlich, doch es wären keine inspirierten Künstlerinnen, die Eindorf organisieren und betreiben – allen voran Guada lupe Aldrete, Linda Samaraweerová und Daniel Zimmermann –, würde nicht auch eine Metapher verborgen sein.  Im Foyer stellt Hedjleh Ahoo Maher ihre Skulptur „A Journey Through Maternity and Mortality“ aus. © Nazanin Mehraein „Auch Kunst wird gekocht, gegessen, weggeräumt“, erklärt Daniel Zimmermann, der sich mit Kolleginnen Eindorf ausgedacht hat, einen Ort, wo „die Leut‘ zusammenkommen“. Wir sind schließlich in Wien. Die Engländerinnen haben auch einen schönen Ausdruck dafür: „Come together“. Schon beim Betreten des luftigen Foyers, wo die Gäste von einer eindrucksvollen Installation begrüßt werden, ist ein wohliger Hauch zu verspüren. Man weiß, man ist willkommen, man ist gespannt, was man erleben wird, man fühlt sich wohl in der gemischten Gesellschaft aus Künstlerinnen und Freundinnen, Publikum und Veranstalterinnen.
Zweimal im Jahr wird im Eindorf „gekocht, gegessen, weggeräumt“. Zweimal jährlich ist die Veranstaltungsreihe Cook, eat and clean angesagt. Yalda Pakzad: „Even if we are here“. © Camillo PasquarelliEindorf, das kann auf der Website nachgelesen, ist das ganze Jahr über in engem Kontakt mit Künstlerinnen aus aller Welt. In der aktuellen Serie stehen Performerinnen, Musikerinnen, bildende Künstlerinnen und Filmerinnen aus dem Iran im Mittelpunkt. Die in Wien lebende Künstlerin Masoumeh Jalalieh hat sie alle gesucht, gefunden und eingeladen. Sie ist diesmal die Kuratorin der Veranstaltungsreihe und tritt natürlich auch selbst auf. Als ich meine, ich würde mich auf ihre Tanzdarbietung freuen, antwortet mir ihr helles Lachen: „Ich zeige dir,die Bühne“. Wir spazieren durch die „Küche“, wo sich schon bald muntere Gespräche entwickeln werden und besuchen den „Theaterraum“. Alireza Keymanesh: „my lovely home“, Kurzfillm.  © FilmstillIn der Mitte steht ein feinst gedeckter Tisch. Das Besteck glänzt im Licht, die Gläser sind noch leer. Wie wird Masoumeh sichauf dieser Bühne bewegen? Auf dem Tisch mit dem so akkurat aufgestellten Geschirr ist kein Platz. Die Erklärung leuchtet ein: „Ich habe einen anderen Zugang zur Performance. Für mich steht nicht der Körper im Mittelpunkt, sondern das Agieren mit Objekten, mit den Dingen, die uns täglich umgeben.“ Gemeinsam mit der Musikerin Toranj Mashayekhi zeigt sie die Performance Mit einem Sieb Wasser schöpfen. Ein schöner Titel mit Anklängen an die griechische Mythologie.
Roya Keshavarz zeigt den Kurzfilm „Solitude“ / „Einsamkeit“. © Screenshot20 Künstlerinnen, Iranerinnen, die aus allen Himmelsrichtungen anreisen oder in Wien leben, werden den Salon von Masoumeh beleben. An fünf Abenden sind Tanz, Musik, Film zu genießen und natürlich Gespräche und Diskussionen, die sich in diesem heimeligen „Come together“ von selbst ergeben.
Während des Jahres gibt es im Eindorf ein Kommen und Gehen. Langzeit- und Kurzzeit-Residenzen stehen im Programm, die Räume sind Künstlerinnen jeglichen Genres zum Arbeiten und Ausprobieren geöffnet. Kimiya Rastgou Moghadam: „Poignant“, duration Performance / Dauerperformance im Foyer zu ihrer Installation „Entwined“. © Kimiya Rastgou Moghadam: „Poignant“, duration Performance / Dauerperformance im Foyer zu ihrer Installation „Entwined“.  © Rastgou Moghadam Kunst und Gastfreundschaft sind eine Einheit, Kunst ist Gastfreundschaft. Die Auslastung, die in den großen Häusern an erster Stelle steht, ist im Eindorf nicht das Wichtigste. Im Eindorf werden neue Formen der Kunstvermittlung, des Kunstgenießens, der Freude an allen Genres der Kunst und des Austausches zwischen Künstlerinnen und Publikum ausprobiert und etabliert. „Wir sind nicht gewinnorientiert, der Fokus liegt auf der Gastfreundschaft, auf dem Überbrücken von Grenzen und dem Aufheben der Schranken zwischen Künstlerinnen und Publikum“, sagt Eindorf-Organisator Daniel Zimmermann. Kimiya Rastgou Moghadam: „Entwined“, Installation. © Kimiya Rastgou ModhadaAnalog zu den literarischen Salons, die nicht nur in Wien bis zum 20. Jahrhundert en vogue waren, sehen Organisator Zimmermann und Kuratorin Masoumeh Jalalieh eindorf als „Salon, in dem das Publikum in einer intimen Atmosphäre und sehr unmittelbar die Darbietungen erleben kann.“ Ohne Rampe und Wand wird ein Gedanke der Co-Organisatorin im Eindorf Linda Samaraweerová real. In einem Interview hat sie zu mir gesagt: „Kunst wirkt auch auf den Körper, sie hält Leib und Seele zusammen und kann heilen.“ Was bei Cook, eat and clean überprüft werden kann.

Cook, eat and clean, Veranstaltungsreihe im eindorf
Die iranische Künstlerin Masoumeh Jalalieh lädt gemeinsam mit 20 Künstler*innen aus dem Iran ins eindorf:
Eröffnung Mittwoch, 29.5., 18.30 Uhr. Begrüßung durch Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht und die Veranstalter. Danach Musik von Nima Noury.
 Das genaue Programm und Details über die Künstlerinnen sind auf eindorf.at zu finden.
 29. Mai bis 2. Juni 2024, Reindorfgasse 8, 1150 Wien.