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Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit …
Nicht einer, sondern zwei Prinzen, haben sich durch die Dornenhecke gekämpft, die den Österreichischen Tanzrat viele Jahre umgeben hat, um die Organisation wachzuküssen. Der langjährige Ballettchef der Bühne Baden, Michael Kropf und der Tanzpädagoge und Leiter des Europaballetts St. Pölten, Michael Fichtenbaum, haben sich als Präsident und Vizepräsident vorgenommen, dem Tanzrat (ÖTR) neues Leben einzuhauchen.
Die praktikable Abkürzung ÖTR gilt nicht für den Österreichischen Tanzrat allein. Als ÖTR kürzt sich auch die Österreichische Tierrettung und die Plattform Österreichischer Tennis- und Racketsporthallen ab. Da ist schon besser, man gibt sich international und ist im Internet als Austrian Dance Council erreichbar.
Die URL weist auch auf die internationale Vernetzung des Tanzrates hin, schließlich sind im Dachverband, dem CID, Conseil International de la Dance oder International Dance Council, mehr als 2000 internationale Institutionen und an die 10.000 Einzelmitglieder aus 170 Ländern vertreten. Der CID definiert sich selbst als „die offizielle Dachorganisation für alle Formen des Tanzes in allen Ländern der Welt. Er ist eine nicht-kommerzielle internationale Nicht-Regierungs-Organisation, gegründet 1973 innerhalb der UNESCO-Zentrale in Paris, wo er auch seinen Sitz hat.“ Der 1989 gegründete Österreichische Tanzrat sieht sich als „Interessensvertretung für den Tanz und auch als Regulierungsinstrument.“ Deshalb soll auch ein Gütesiegel für Tanzschulen eingeführt werden, damit eine fachgerechte pädagogische Ausbildung garantiert ist. Die richtige, altersgerechte Ausbildung liegt besonders dem Pädagogen Fichtenbaum am Herzen. Der aktuell aktive Tanzrat besteht mit Ausnahme von Alexandra Zehetner, die für Marketing & Medien verantwortlich ist, nur aus Männern. Das jüngste Mitglied des ADC, der Tänzer, langjähriger und umtriebiger Präsident der Vereinigung Wiener Staatsopernballett, Mihail Sosnovschi, war aus beruflichen Gründen verhindert. Neben Präsident Kropf und Vizepräsident Fichtenbaum halte auch zwei Ehrenpräsidentinnen ihre schützenden Hände über dem Tanzrat: Evelyn Tėri, eine Grande Dame des Tanzes, ausgezeichnet mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und dem Ritterkreuz ihrer Heimat Ungarn für die „Bereicherung des internationalen wie ungarischen Tanzlebens". Schon mit dem 2013 verstorbenen ehemaligen Tänzer in der Ballettcompagnie der Wiener Staatsoper, Karl Musil, war sie ab 1994 im Präsidium des Tanzrates. Unter John Cranko hat Rille auch in Stuttgart getanzt. erWas ihn von vielen Kollegen abhebt, ist sein Medizinstudium, das ihn befähigt, sich besonders um die Gesundheit von Tänzerinnen zu kümmern.
Ein erstes öffentliches Erscheinen des Tanzrates findet im kommenden Juni statt: Im Theater des Balletts St. Pölten findet am 15. 6. ein ÖTR-Ballett- und Tanzfestival statt. „Ausbildungsstätten sind eingeladen, an diesem Tag auf der Bühne des Theaters Darbietungen ihrer Nachwuchstalente zu präsentieren“, sagt Präsident Kropf. Dabei verfolgt Kropf ein doppeltes Ziel: Die jungen Tänzerinnen zeigen auf einer großen Bühne, was sie gelernt haben, und in den alten Tanzfreundinnen im Saal soll die Freude an der Bewegung zur Musik, dem Tanz, egal in welchem Stil, (wieder) geweckt werden.
Abschließend kommentiert:
Bei der Vorstellung des neuen Präsidiums des als Verein organisierten Tanzrates, ist sehr viel über die Vergangenheit und eigene Erfahrungen und Erlebnisse der sechs aktiven Mitglieder berichtet, die Zukunft blieb eher vage. Dass die Website sich als lieblos gestaltete, wenig userfreundliche Ruine darstellt, ist ein leicht zu lösendes Probleme. Doch viele der anderen angekündigten Vorhaben scheinen kaum verwirklichbar. Endlose Verhandlungen mit Gemeinden, Ministerien und internationalen Institutionen stehen bevor. Tanzschulen und eine Ballettausbildung stehen im Mittelpunkt des Interesses und in einer Bemerkung ist auch die Idee,des Ballettunterrichts an Schulen gefallen. Tanzunterricht gehört wie der Musikunterricht an öffentlichen Schulen unterrichtet. Eine Vorbereitung auf den bühnenreifen Spitzentanz ist jedoch nicht notwendig. Es gibt viele Arten der Bewegung zur Musik, wozu auch der Volkstanz gehört. National und international ist das gemeinsame Tanzen unterschiedlicher Altersgruppen und Könnensstufen als immaterielles Kulturgut (im Rahmen der darstellenden Künste) von der UNESCO geadelt. Ob österreichischer Landler oder schottischer Hornpipe, ob polnische Mazurka oder afghanischer Atan, der Volkstanz lebt in allen Ländern. Diese Tradition vor dem Erstarren im Museum, vor der Instrumentalisierung durch die Tourismuswirtschaft und vor dem Festhalten an einem überkommenen Bild zu bewahren, könnte auch eine Aufgabe des Tanzrates und im Weiteren jeglicher Schulen sein.
Neuer Vorstand für den Österreichischen Tanzrat (Austrian Dance Council), präsentiert am 30. Jänner 2024.
ÖTR-Ballett- und Tanzfestival, 15. Juni 2024, Theater des Balletts Sankt Pölten.
Wie das Theater des Balletts, hat auch der ÖTR seinen Sitz in St. Pölten, Oriongase 4, Kulturhaus Wagram.
Nachtrag:Bald wird es eine neue Website geben.