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Abschied vom Mitternachtswalzer im Belvedere
Im Neujahrskonzert 2012 war der von Davide Bombana choreografierte und vom Wiener Staatsballett getanzte Donauwalzer zum ersten Mal zu sehen, danach ist uns die Begegnung von Olga Esina und Roman Lazik im Oberen Belvedere und der Walzer mit von Christof Cremer in Donaublau gekleidete Kolleg:innen als Mitternachtswalzer nach dem Läuten der Pummerin zehn Jahre erhalten geblieben. Heuer aber, eine Minute nach Mitternacht, werden wir die kleine Liebesgeschichte zum letzten Mal sehen.
Das kostet mich nun doch ein paar Tränen. So sehr ich bereits nach fünf Jahren die Walzer-Konserve zu hassen begann, so betrübt es mich jetzt doch, dass Olga und Roman nicht mehr die Stufen der Prunkstiege hinaufeilen, sich im Marmorsaal im Walzertakt drehen werden, um am Ende Arm in Arm das Schloss wieder zu verlassen. Ganze neun Minuten dauert der blaue Dunst, dann beginnt das übliche Tschingdarassabum. Die vulnerable Generation begibt sich zur Ruhe. Viele der damals beeindruckenden Tänzer haben das Ensemble längst schon verlassen, Mihail Sosnovschi etwa, der seine Karriere beendet hat, oder Prisca Zeisel, die an die bayerische Staatsoper gewechselt ist. Maria Yakovleva hat sich ein Karenzjahr genommen und tanzt zurzeit in Budapest und Roman Lazik ist verschwunden wie das bekannte Würschtel vom Kraut. Ohne Blumenstrauß, ohne Dankesworte, hat man ihn ziehen lassen. Auch eine Abschiedsvorstellung, etwa als Onegin, ist dem verdienten Tänzer nicht gegönnt worden. Damit wurde auch dem Publikum das Verabschieden genommen.
Sei’s drum: Morgen um 00.01 Uhr ist Roman Lazik, für mich ein echter Danseur noble, noch einmal zu sehen, wenn er mit Olga Esina das Belvedere erkundet.
Das Jahr 2024 wird mit einer neuen Choreografie des Donauwalzers eingetanzt werden. Die vom britischen Choreografen Ashley Page kreierte Choreografie ist bereits zum Finale des morgigen Neujahrskonzerts zu genießen. Die Kostüme sind ebenfalls britisch, Emma Ryott hat sie zu Walzer und Polka entworfen. Ashley Page ist dem Ballettpublikum wohlbekannt. 2014 hat der ehemalige Erste Solotänzer im Royal Ballet für das Wiener Staatsballett die Choreografie „Ein Reigen“ frei nach Arthur Schnitzler geschaffen, die in der Volksoper gezeigt worden ist. Das Neujahrsballett choreografiert er, laut ORF-Meldung "elegant und humorvoll", nach 2013, 1014 zum dritten Mal. Die britische Kostüm- und Bühnenbildnerin Emma Ryott hat das Staatsballett bereits 2016 und 2020 eingekleidet. Auch bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen und im Theater an der Wien hat die international gefragte Künstlerin gearbeitet.
Abschied vom Donauwalzer im Oberen Belvedere mit der Ersten Solotänzerin Olga Esina und dem ehemaligen Ersten Solotänzer Roman Lazik als Solopaar. Choreografie: Davide Bombana; Kostüme: Christof Cremer.
Zum letzten Mal am 1.1.2023, 00,01 Uhr, ORF 1, ORF 2.
Fotos: © ORF / Günther Pichlkostner.