Zum Hauptinhalt springen

Andrea Gunnlaugsdóttir & Laia Fabre, brut / Werk X

Eine liegt, die andere tanzt (Gunnlaugsdóttir, Fabre) © Elisa Okazaki

Die Mischung aus Heiß und Kalt muss nicht lau sein, Kontraste und Konturen können durchaus spürbar bleiben. Andrea Gunnlaugsdóttir, Tänzerin aus Reykjavik, und Laia Fabre, bildende Künstlerin, Choreografin und Performerin aus Barcelona, zeigen im auf den Petersplatz (Werk X – Eldorado) ausgelagerten brut ihr Duo „And all in between“. Eine beeindruckende, streng choreografierte Performance zweier Bühnenpersönlichkeiten im White Cube.

Worum es in dem Duett geht, erklärt der Programmzettel: Um eine wechselseitige Interaktion im sich ständig verändernden Raum. Also, da bin Ich, Du bist dort, und was ist dazwischen? Doch eigentlich ist es egal, welche Inhalte und Geschichten die beiden Künstlerinnen mitteilen wollen. Die etwa einstündige Performance genügt sich selbst, und das Publikum darf sich denken, was es mag.

Fahnen aus buntem Papier (Lea Fabre, Andrea Gunnlaugsdóttir). © alle Bilder: Elsa OkazakiAndrea Gunnlaugsdóttir, blond, schmal, mit kurzem Haar und ernsten Augen, strahlt eine kühle Bühnenpräsenz aus, der ich mich nicht entziehen kann. Egal, was sie macht, ob sie die Partnerin über den Boden schleift, ins Mikrofon banale Sätze flüstert, einen blauen Zettel aus der rosafarbenen Short zieht, um ein Gedicht in einer fremden Sprache (Isländisch?) vorzulesen oder scheinbar erschöpft schlafend ausgestreckt auf dem Boden liegt, während Fabre entspannt eine Latino-Einlage tanzt, Gunnlaugsdóttir ist voll und ganz anwesend, beteiligt, eine junge Frau und Tanzkörper zugleich. Bestrickend, fesselnd.

Laia Fabre ist ihr Pendant, weicher in den Bewegungen, sinnlich und locker, spielt sie manchmal mit im Duett, um dann wieder ihre eigene Performance zu zeigen. So geht das eben in zwischenmenschlichen Begegnungen, eine Zeitlang im Gleichschritt, dann wieder getrennt, oder gar entzweit. "All in between" ist mitunter ein Gleichschritt (Fabre, Gunnlaugsdóttir).

Mitgespielt haben auch Gunnlaugsdóttirs knopfäugige Puppen, die lange Zeit brav im Hintergrund warten. Später, wenn die beiden Performerinnen aus farbigen Papierrechtecken Konfetti herstellen, dürfen sie nach vorne kommen und die Mitte des bunten Salats beherrschen. Nahezu der gesamte Abend kommt ohne Soundgeplätscher aus. Nahezu lautlos verrichten die beiden ihre Arbeit. Am Ende ist alles Papier. Lea Fabre und die kleinen Puppen im Hintergrnd, während Gunnlaugsdóttir Gelb präsentiert, als wärs ein Bild aus dem Museum. Gemeinsam haben Gunnlaugsdóttir und Fabre sowohl die Kostüm- als auch die Bühnengestaltung erarbeitet. Für das Lichtdesign wurden sie von Denice Kamschal und Lucas Gruber unterstützt. Costas Kekis stand als beratender Dramaturg und Regisseur zur Seite.

Mit heftigem Applaus, der konzentrierten, ernsthaften, doch keineswegs todernsten Arbeit entsprechend, ohne unsinniges Gejohle, bedankte sich das Publikum.

Andrea Gunnlaugsdóttir & Laia Fabre: „And all in between“, 30. und 31. Jänner 2018, brut im Werk X – Eldorado.