Hallelujah – Ein Lied geht um die Welt
Über Jahre, dokumentiert sind sieben, hat sich für Leonard Cohen die Arbeit an seinem Song „Hallelujah“ hingezogen. Und als der kanadische Dichter endlich ein Ende gefunden hatte, lehnte die Plattenfirma das Album ab. In ihrem Dokumentarfilm „Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song“ erzählen Daniel Geller und Dayna Goldfine die Geschichte eines und zugleich die Hochs und Tiefs im Leben Leonard Cohens, der mit 82 Jahren im November 2016 gestorben ist.
Der Film beginnt mit dem Ende: Cohen singt sein Lied, das erst durch andere Interpreten zum Hit geworden ist, ein letztes Mal live in Auckland. Im dunklen Anzug, den Hut auf dem Kopf, geht er in die Knie als ob er beten würde. Nicht nur der melancholische, depressive Leonard ist in diesem Film zu sehen, sondern auch ein humorvoller und bescheidener Mann, der ein Leben lang auf der Suche war. „Woher die Songs kommen, weiß niemand. Sie sind Geschenke, die einem nicht gehören“, sagt er in einer Filmszene. Dass der Musenkuss keiner st, weiß man, Cohen belegt es mit seiner Erinnerung an seine Arbeit an „Hallelujah“: „Ich weiß noch, wie ich in Unterwäsche auf dem Teppich kauerte, mit dem Kopf gegen die Wand hämmerte und rief: 'Ich kann nicht mehr!’“Sechs Jahre hat Cohen in einem buddhistischen Kloster, dem strengen Mount Baldy Zen Center in 2000 Meter Höhe nahe Los Angeles, verbracht, mit 65 kehrt er wieder heim, hat seine Depressionen verloren und auch sein Vermögen. Seine Managerin hat das gesamte Kapital, mehrere Millionen Dollar, veruntreut, Cohen nimmt das Desaster mit Gelassenheit, geht wieder an den Start und steht mit über 70 Jahren wieder auf der Bühne, gibt Konzerte in Europa und den USA, tourt durch Neuseeland, Australien und Kanada.
Im zweiten Teil widmet sich der Film der Genese des Songs, den nicht Cohen selbst ins kulturelle Gedächtnis eingegraben hat, sondern andere Interpreten. Nach der Ablehnung des Albums mit „Hallelujah“ durch Columbia Records wurde es von einem kleinen Label veröffentlicht, doch nahmen weder das Publikum noch die Musikberichterstatter davon Notiz. Erst als John Cale 1991 eine Coverversion von „Hallelujah“ als seinen Beitrag für das Tributalbum an Leonard Cohen „I’m your fan“ aufgenommen hatte, erreichte der Song die Öffentlichkeit. 1994 sorgte der junge amerikanische Singer-Songwriter Jeff Buckley (1966 –1997) mit seiner posthum veröffentlichten Version eine weitere Popularisierung. Endgültig weltweit bei Alt und Jung bekannt wurde „Hallelujah“ 2001 durch den amerikanischen Märchenfilm „Shrek“. Höhepunkt der Filmmusik, die aus englischsprachiger Rockmusik besteht, ist „Hallelujah“, gesungen von John Cale. Die US-Charts erreichte der Song in der Originalversion erst nach dem Tod des Schöpfers.
Sieben Jahre haben Geller und Goldfine Archive gewälzt, Zeitzeugen befragt, Fotos und Konzertausschnitte sowie Originalinterviews mit Cohen und nicht zuletzt die Lizenzen zusammengetragen, bis der schöne Film endlich in die Kinos gekommen ist, als Zeugnis dafür, dass sich wahre Kunst immer durchsetzt und überlebt, auch wenn vermeintliche Kenner ihr keinen Erfolg (vor allem für ihre Kassa) zugetraut haben. Doch Geller und Goldfine bringen auch den Beweis, dass man einen Star anhand eines Liedes beleuchten kann, und er, der Dichter und Sänger, dennoch ein geheimnisvoller Außenseiter in der Szene bleibt.
Der Film beruht übrigens auf dem 2012 erschienenen Buch „The Holy or the Broken: Leonard Cohen, Jeff Buckley & the Unlikely Ascent of 'Hallelujah“ des Musikjournalisten Alan Light, der auch als beratender Produzent an dem feinen Film beteiligt ist.
„Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song“, Filmdokumentation
Regie und Drehbuch: Daniel Geller, Dayna Goldfine
Mit ihren Erinnerungen und Urteilen wirken mit: Produzenten, Journalisten, Freunde und Freundinnen. Außer unterschiedlichen von Cohen gesungene Versionen des titelgebenden Songs sind noch 22 andere Lieder im Film zu hören. Verleih:polyfilm. In den Kinos ab 18.11.2022,