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ImPulsTanz – S. Mayer: "SunBengSitting"

Simon Mayer in Aktion. @ Florian Rainer

Als Workshopleiter  ist der klassisch ausgebildete Performer Simon Mayer bei ImPulsTanz  kein Unbekannter. Jetzt darf er (endlich) auch auf die Bühne. Im Odeon  zeigt er seine brillantes  Solo „SunBengSitting“.  Eine präzise gearbeitete, energiegeladene Tanzdarbietung, die Elemente des klassischen Tanzes mit Volkstanzelementen, Brauchtum und Machoverhalten nahtlos verbindet und zeigt, dass Stadt und Land nicht gar so weit voneinander entfernt sind, wie es manchmal scheint.


Im Dorf – da sitzt man seit je auf der Hausbank,
schaut in die Abendsonne und lässt den Herrgott einen guten Mann sein. „SunBengSitting“ nennt denn auch Simon Mayer, vielseitiger Bühnenkünstler aus Oberösterreich, seinen Besuch in der Stadt. Man muss den scheinbar englischen Titel nur laut aussprechen, um zu erkennen, dass es sich eben um die meditative Tätigkeit des Sitzens auf der Sonnenbank handelt. Mayer ist selbst die personifizierte Synthese von Land und Stadt: Dort, wo er 1984 geboren wurde, lebt er auch. Im Innviertel, mit seinen Brüdern auf dem eigenen Biobauernhof.
Studiert hat er in Wien, an der Ballettschule der Staatsoper in deren Ensemble er auch kurz getanzt hat. „Ich wollte damals niemandem erzählen, dass ich von einem Bauernhof komme. Bauer wurde als Schimpfwort benutzt.“ Mit „SunBengSitting“ will er, indem er Tradition und Brauchtum in seine Performance integriert, verkrustete Vorurteile auflösen und zu einem generell neuen Blickwinkel animieren. „Das funktioniert weniger über den Verstand, als über die Emotionen. Goaslschnalzen oder Jodeln, da gibt es fast eine spirituelle Ebene.“  Simon Mayer richtiet sich die Sunbeng. © Gerhard Ludwig

In seinem knapp einstndigen Solo schont sich der  Künstler nicht, springt und dreht, rennt und arbeitet, spielt auf der Violine, singt und pfeift –  alles splitterfasernackt. Mit Objekten aus dem bäuerlichen Leben, Schlaginstrumenten, Body-Percussion und der elektrischen Kettensäge erzeugt er vom Vogelzwitschern bis zum Holzsplittern alle Geräusche selbst. Sounddesigner Pascal Holper sammelt sie zum Orchesterklang. Endlich, nachdem er sich die Bank selbst aus einem Stück Holz ausgesägt hat, sitzt der Mayer auf der Sunbeng, singt kein Abendlied, sondern vom Tod am Berg und unterhält dennoch so perfekt, dass erst nach der Vorstellung offenbar wird, was er uns alles erzählt und klar gemacht hat, ohne den Zeigefinger zu heben.

Simon Mayer: „SunBengSitting“, gesehen im Rahm der brut-Reihe „Village People“ am 30. April 2014 (Premiere).
Auftritte im Rahmen von ImPulsTanz 2015 / [8:tension] im Odeon: 9., 10., 11.8.