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Steirischer Herbst – Back tot he Future

7 Pleasures – Mehr als nackt. © Marc Coudrais

Englisch klingt es halt besser, das Allerweltsmotto „Zurück in die Zukunft“. Eine abgedroschene Hülle, die aber alles und jedes zu stülpen ist. Sei’s drum. Auch heuer wird beim steirischen herbst getanzt und vorgeführt, gelacht, vielleicht auch geweint und eben auch die Vergangenheit neu betrachtet, („damit die Zukunft gelingen kann“, steht im Text der Intendantin Veronica Kaup-Hasler). Den Reigen eröffnet Mette Ingvartsen mit einer Uraufführung.

„7 Pleasures“ verspricht die dänische Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen und lässt für diese Vergnügungen zwölf Tänzer–innen als Kollektiv agieren. In sieben Etappen testen die Performer_innen, als Körperteile des gemeinsamen nackten Körpers, die Grenzen und Möglichkeiten sinnlichen Vergnügens aus. In sieben Kreisen soll ein Vergnügungsplan entstehen, der zum Entziffern und Erleben auffordert.(26., 27.9. Dom im Berg)

Ein ebenso so sicherer Tipp wie der Hinweis auf die P.A.R.T.S-Schülerin Ingvartsen, ist der auf Anne Teresa De Keersmaeker, die im Sommer beim ImPulsTanz Festival 2015 von manchen schmerzlich vermisst worden ist. Mit ihrer Compagnie Rosas erkundet sie  das Phänomen der Vergänglichkeit, dass gerade Tänzerinnen und Choreografinnen besonders gut kennen. „Golden Hours (As you like it)“ ist Tanz zur Musik von Brian Eno („Another Green World“, 1975), inspiriert auch von von William Shakespeare, wie der Titelzusatz schon sagt („Wie es euch gefällt“).  De Keersmaeker übersetzt die sprachliche Rhythmik und poetische Bildwelt des englischen Dichters in Tanz und Bewegung. Elf junge Tänzer_innen wandern durch den Märchenwald und suchen nach den goldenen Stunden. (16., 17.10., Helmut List Halle) De Keersmaeker / Rosas: Wo sind die Goldenen Stunden? © Anne Van Aerschot

Dritter und letzter Tipp: „The Music of Sound“ ist eine klare Anspielung auf den vor allem in den USA mit Austria gleich gesetzten Film „The Sound of Music“ / „Meine Lieder – meine Träume“ von 1965, der wiederum auf dem gleichnamigen Musical von Rogers & Hammerstein, uraufgeführt 1959, beruht. Schon 1950 hat Wolfgang Liebeneiner unter Mitwirkung von Maria von Trapp einen Film über die singende Trapp-Familie gedreht. Auch „Die Trapp Familie“ war (in Österreich) überaus erfolgreichHans Holt spielt Kapitän von Trapp, Ruth Leuwerik ist die junge Novizin, die die mutterlosen sieben Kinder betreut, sich in den Baron verliebt, ihn heiratet und nach der Flucht aus Österreich ganz Amerika als singende Familie begeistert.
The Loose Collective lässt ein vielschichtiges Patchwork-Stück entstehen, in dem Text und Tanz, Bild und Musik kunstvoll übereinander geschichtet werden. Die verkitschte von Marketingstrategen immer noch gebrauchte Identität wird als peinlich entlarvt. So peinlich allerdings wieder auch nicht, dass nicht schon die nächste Verfilmung des Stoffes im Kasten ist. Angeblich befreit von Fantasie und Kitsch hat Regisseur Ben Verbong die Trapp-Biografie mit Yvonne Catterfeld als Maria verfilmt. Noch heuer soll „The Trapp Family – A Life of Music“ in die Kinos kommen. The Loose Collective kommt 8. und 10.10. in den Dom im Berg.

Wer aber kommt noch nach Graz? Schon da sind „Die Rabtaldirndln“ die Geschichte von Luise 37“ erzählen;  Rimini Protokoll befassen sich mit Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“; aus Belgien kommt der Flame Tom Struyf, in „Vergeetstuk“ erzählt er vom Erinnern und Vergessen. Schließlich reist das Projekt „Nesterval“ nach Vordernberg um am Hauptplatz um an zwei Wochenenden, bei jedem Wetter (!),  nach der verschwundenen Eleonore Nesterval zu suchen. Das Geheimnis von Vordernberg muss aufgedeckt werden.

steirischer herbst 2015, Performance, Tanz, Theater:  von 25. 9. bis 18. 10. 2015. Programminformationen.