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Sophia Hörmann: „Glowing“, brut im Dschungel

Sophia Hörmann glänzt auf öligem Eis. © Mani Froh

Glowing, glühend“ nennt Sophia Hörmann ihre Performance, in der sie mit nackten Füßen auf dem Eis tanzt. Im Rahmen von imagetanz war das brut im Dschungel Theaterhaus zu Gast, wo Hörmann mit ihrem Solo am 28. März Premiere gefeiert hat. Mit Bewegungselementen vom Kunst- und auch Schnelllauf auf dem Eis präsentiert sie ihren durchtrainieren Körper und, vor allem auf dem Video, ihr ernstes Gesicht, in dem die grünen Augen leuchten.

An ihrem ersten Soloprogramm, „Glowing, current moods“ (aktuelle Stimmungen), arbeitet Hörmann schon einige Zeit und hat es in Kurzversionen und als work in progress bei Festivals und als artiste in residence immer wieder durchprobiert. Sophia Hörmann: Hintergrundvideo von Mani Froh.Jetzt ist „Glowing“ ein originelles, fein gearbeitetes und bestens getimtes Tanzstück, das keine anderen Ansprüche stellt als Bewunderung der anspruchsvollen Körperarbeit und Freude an den fließenden Bewegungen. Mit schwingenden Armen gleitet sie im Zeitlupentempo über den glitschigen Boden, kreuzt in kurzen Pausen die Arme vor der Brust und blickt ins Publikum, als warte sie auf den (durchaus verdienten) Applaus.

Das Licht wechselt zwischen intimem Halbdunkel und grellem Rampenlicht. Mit geschmeidigen Bewegungen, erinnert sie an die Kür der Eiskunstläuferinnen – eben sind in Saitama / Japan die Weltmeisterschaften zu Ende gegangen, zur Weltmeisterin im Eiskunstlauf ist die 17jährige Russin Alina Sagitowa, Olympiasiegerin 2018, gekürt worden –, und zeigt ihre eigene Kür im fahlgelben rüschenverzierten Latexanzug zur harten Technomusik (Design: Adolfo Garcia). Faszinierend sind die kurzen Momente, wo die Tänzerin zum Sprung anzusetzen scheint, Die Kunsttänzerin wird zur Catwoman. © Franzi Kreisdoch da sind keine Kufen, keine Zacken, die ins Eis gehackt werden können, nur Öl auf den Füßen und dem ganzen Körper und auch auf dem Boden. Hörmann gleitet und rutscht, schlittert und tanzt mit perfekter Körperbeherrschung zur rhythmischen Musik. Dabei lässt sie sich weniger vom Takt der Paukenschläge leiten als von der Struktur der Musik. Wie die Tonsequenzen in Schleifen wiederholt werden, so sind auch die Bewegungsabläufe durch Loops geprägt. So entsteht Spannung. Show-Zeremonie: Der Körper wird geölt. © Mani Froh

Für das letzte Drittel der knappen Stunde, schält sich Sophia Hörmann aus dem Latexkorsett und begibt sich im Glitzerbody mit silberner Maske ins Rotlichtmilieu. Wenn sie geschmeidig auf allen Vieren übers Eis schleicht, sich wohlig räkelt und ihre grünen Augen vom Video ins Publikum blicken, wird dem männlichen Teil im Publikum ziemlich warm. Catwoman auf dem Eis ist für einen Augenblick ganz nett anzusehen, doch dahinter liegt keine dramaturgische Idee. Das erstarrte Klischee wird schnell langweilig und nimmt dem ersten, eindrucksvollen Teil der ästhetischen Performance seine Relevanz.

Sophia Hörmann: „Glowing, current moods“, Choreografie, Bühne und Performance: Hörmann; Sounddesign: Adolfo Garcia; Kostüm: Zuhra Hilal, Hörmann; Licht: Alexander Wanko; Video; Mani Froh. Premiere: 28. März 2019, brut im Dschungel Wien. Eine Koproduktion von Sophia Hörmann und imagetanz / brut Wien.
Folgevorstellung: 29. März 2019.