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Tanzquartier: Michikazu Matsune & Jun Yang

Michikatsu Matsune, Jun Yang © Artist Video tqw

Die Performance „The past is a foreign country – a landscape in 4 scenes“ ist eine Zusammenarbeit des Bühnenkünstlers Michikazu Matsune mit dem Mulitmediakünstler Jun Yang. Nach der Uraufführung der vielschichtigen Arbeit im Rahmen der Gwangju Biennale 2018 in Korea haben Matsune und Yang den gemeinsamen Blick auf bedeutende Momente der jüngsten und nicht ganz so jungen Vergangenheit am 21. März im Tanzquartier vorgestellt.

Der Titel ist auch ein Motto: „Die Vergangenheit ist ein fremdes Land; dort gelten andere Regeln“, hat der englische Schriftsteller Lesley Poles Hartley (1895–1972) formuliert und damit seine Sehnsucht nach der Kindheit Ausdruck verliehen. Bühnensetting, die Künstler hinter den Bildern verborgen. © Elsa OkazakiAuch Matsune und Yang blicken zurück, zeigen sorgfältig kaschierte Bildtafeln mit Fotografien, manche aus Filmen von Jun Yang, und sprechen über das Meer und den Gipfel des Mount Everest, über das Treffen der Staatschefs Moon Jae-In (Südkorea) und Kim Jong-un (Nordkorea) 2018 an der Demarkationslinie zwischen beiden Staaten und die Mondlandung 1969.

Matsune baut die Aufführung nach dem traditionellen japanischen Bilderzählungstheater Kamishibai nach. Das könnte man als Vorläufer des Fernsehens bezeichnen: Fahrende Verkäufer von Süßigkeiten lockten die Kinder samt den Eltern mit Geschichten an, die durch in einen Holzrahmen gesteckte Bilder illustriert worden sind. Bis 1953, dem Jahr der ersten Fernsehsendung in Japan, waren etwa 10.000 Kamishibai-Erzähler unterwegs, der kleine Michikazu hat es nicht gesehen, er ist 1973 in Kobe, Japan geboren, zwei Jahre vor Jun Yang, Beste Freunde: Matsune und Yang, was ihren Herkunftsländern nicht so ganz gelingt. © Elsa Okazakider in Qingtian, Volksrepublik China zur Welt gekommen ist, aber schon vier Jahre danach mit den Eltern nach Österreich migriert ist. Beide Künstler leben in Wien.

Wie bedachtsam und fein die Bildergeschichte inszeniert ist, zeigt die Lichtregie, je näher sie dem schneebedeckten Gipfel des höchsten Berges der Erde kommt, desto kälter wird das Licht, auch der Mann im Mond hat es nicht so warm wie die Kinder des ersten Bildes, die fröhlich im Meer planschen. In der Mitte, nachdem wir erfahren haben, dass die Uhren Nordkorea anderes gehen als im südlichen Teil der Halbinsel, versuchen die Performer der Zeit nachzulaufen, oder auch einer dem anderen rund um ihre Plätze inmitten der Bühne im Tanzquartier Studio. Matsune ist schwitzend außer Atem geraten, Nicht alle Uhren gehen gleich, und die Zeit ist ein sonderbar Ding. © Elsa Okazakiwenn Yang ihn endlich abklatschen kann, erholt er sich mit einem einer faszinierenden Solos, indem er seine Schuhbänder neu bindet. Eine vage Erinnerung an die Installation "Untitled (Perferct Lovers)" von Felix Gonzales-Torres taucht auf. KHM-Kurator Jasper Sharp hat sie in der Ausstellung "The Shape of Time" (2018) neben ein Relief aus der Frührenaissance gehängt. Die beiden Uhren sprechen jedoch nicht von Differenzen, sondern vom Gleichklang, der allerdings immer wieder etwas holpern kann. In diesem Fall, wenn bei einer Uhr die Batterie ausfällt. Dann müssen Liebe und Freundschaft neu gestartet werden.

Ich genieße die genaue Recherche, auf der die Erzählungen aufbauen, die Gelassenheit der beiden Künstler auf der Bühne und die Perfektion dieser intensiven Show. Nachdenken und neue Erkenntnisse wälzen werde ich danach bei einem Glas Wein inmitten der begeisterten Gäste bei der lockeren Premierenfeier im Tanzquartier.

Michikazu Matsune / Jun Yang: „The past is a foreign country – a landscape in 4 scenes“, 21. bis 23. März 2019, TQW Studios.
Im Rahmen der Ausstellung „Jun Yang – Der Künstler, das Werk und die Ausstellung“ im Joanneum / Kunsthaus Graz ist die installative Version der Performance bis 19. Mai zu sehen.