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Editta Braun Company: „Trails“, Kosmos Theater
Die Salzburger Choreografin und Tänzerin Editta Braun hat mit ihrer Company Wien einen ihrer seltenen Besuche abgestattet und im Kosmos Theater am 22. März ihr neues Tanzstück „Trails“ gezeigt. Eine ausdrucksstarke, emotional bewegende Aufführung, die durch Filmausschnitte aus Nikolaus Geyrhalters fiktionaler Dokumentation „Homo Sapiens“ und die Musik von Thierry Zaboitzeff die richtige Tiefe erhalten hat.
Die Bühne is
t dunkel und bleibt auch die meiste Zeit so, Licht kommt nur aus dem Hintergrund, wo auf einer großen Leinwand die nahezu starren Filmausschnitte leuchten. Warm, wenn die Sonne durch ein Fenster scheint, kalt, wenn der Schnee fällt. Im Prolog sieht man Menschen mit Koffern vorüberziehen, Frauen, Männer, ein Kind. Sie haben kein Ziel, niemand weiß, woher sie kommen, warum sie ihre Heimat verlassen haben. Dann leuchtet das Hintergrundbild auf, eine von Salz überkrustete Landschaft, kahle Bäume, brackiges Wasser, im nächsten Bild fällt Schnee auf einen Weg, Fußspuren sind keine zu sehen, Geyrhalters Film kommt ohne Menschen aus. Die fügt Choreografin Braun dazu: Paula Dominici, Kamil Mrozowski, Jerca Rožnik Novak und Ornilia Ubisse tanzen und spielen die vier Menschen, die umherirren, gemeinsam gehen und sich wieder trennen, vor Müdigkeit umfallen, wieder aufgerichtet und getröstet werden, fröhlich tanzen , streiten, sich wieder versöhnen und am Ende einen gemeinsamen Rhythmus gefunden haben, in dem sie zusammen weiter gehen werden. Alles wird gut.
Faszinierend ist diese Tanzaufführung durch das nahtlose Verschmelzen von Musik, Tanz und Filmbildern, die in fast unendlicher Tiefe leuchten, sodass es scheint, als würden die Tänzer*innenin die leeren Kirchenraum, in die kahlen Landschaften und Hinterhöfe hineingezogen werden. Immer wieder schauen sie die Wege entlang, der Schnee liegt auch auf der Bühne, die durch die Lichtregie mit dem Zuschauerraum verschmilzt.
Editta Braun, seit den 1980er Jahren als Tänzerin und Choreografin und mehrfach preisgekrönt, kümmert sich wenig um herrschende Trends und Moden. 
Sie bleibt bei ihrem bildhaften, expressiven Tanztheater, das keinerlei Erklärung verlangt und dem Publikum Raum genug zu eigenen Interpretationen gibt. Durch die Einheit der Musik von Thierry Zaboitzeff und der stilisierten Ästhetik der schaurig-schönen Bilder Geyrhalters mit dem ausgezeichneten Ensemble von drei Tänzerinnen und einem Tänzer entwickelt „Trails“ einen Sog, dem ich mich nicht entziehen kann. Dem Publikum scheint es ebenso zu gehen, bevor der heftige Applaus einsetzt, müssen die Zuschauer*innen erst wieder zurück in ihre Welt kommen, wo bereits die Apfelbäume blühen und die Freude an der Natur noch lebendig ist.