Butoh-Tänzer Motoya Kondo im Tanz*Hotel
Butoh im Tanz*Hotel. Am 9. November war mit „B.O.D.Y.“ die Vor-Premiere einer Solo-Performance des in Berlin lebenden japanischen Tänzers, Choreographen und Butoh-Lehrers Motoya Kondo zu sehen, die im Dezember in Berlin Premiere feiern wird. An seinem künstlerischen Ziel, „zu enthüllen, wer wir wirklich sind“, arbeitet Kondo in dieser Arbeit mit Expressivität, äußerstem Tonus und forschender Langsamkeit.
Nach fünf Minuten absoluter Stille und Dunkelheit regt sich hinter der steilen Stiege zur Galerie ein Etwas und beginnt, sich mit Verrenkungen und ungeheurer physischer Spannung der Enge zu entwinden. Langes. schwarzes, glattes Haar bedeckt nicht nur das Gesicht dieses fast nackten Wesens, das bei sanftem Licht, wie durch eine Metamorphose gehend, Boden und Wand benutzt, sich schließlich, doch nie gänzlich, aufrichtet. Elektronisch bearbeitete Klänge fernöstlicher Streichinstrumente breiten einen zarten akustischen Teppich aus, der durch gemach ansteigende Tonhöhe die performative Entwicklung begleitet. Zögernd öffnen die Hände den Vorhang aus Haar und zeigen ein menschliches Gesicht. Ganz langsam und nur wenig gelöster entschwindet der Mann durch die Tür.
Der Butoh-Tanz ist mit Carlotta Ikeda (1941–2014) und Ko Murobushi (1947– 2015) in Wien und ganz Europa bekannt und gefeiert geworden. Sowohl die Tänzerin und Choreografin Ikeda wie auch der Butoh-Künstler Murobushi waren seit den 1980er Jahren viele Male beim ImPulsTanz Festival zu Gast und konnten das Publikum mit ihren Choreografien, den Solos und Workshops für den „Tanz der Finsternis“ öffnen und begeistern. Der erste Tänzer, der den Butoh Tanz nach Wien gebracht hat, war der betagte Butoh-Meister Kazuo Ohno. 2007, mit 100 Jahren, ist der Künstler zum letzten Mal aufgetreten. Körperlich bereits eingeschränkt, formte er Bewegungen mit seinen Händen und bäuchlings mit Armen und Beinen. Am 1. Juni 2010 ist Kazuo Ohno mit 103 Jahren in Yokohama verstorben. 2017 hat der Butoh-Tänzer Takao Kawaguchi im Rahmen des ImPulsTanz Festivals mit „About Kazuo Ohno“ eine Hommage an den Künstler getanzt. Gemeinsam mit Hijikata Tatsumi, der 1959 mit „Kinjiki“ seine erste Butoh-Aufführung gezeigt hat, gilt Ohno als Begründer des nun weltweit bekannten „Ankoku Butoh“.
Motoya Kondo bringt die Auseinandersetzung mit dem Selbst meisterlich auf die Bühne. Trotz der Befremdung durch Verfremdung war der tiefe Kontakt des Tänzers zu der ihm heiligen Dreieinigkeit aus Körper, Seele und Geist zu spüren. Eine beeindruckende und berührende Arbeit.
„B.O.D.Y.“; Konzept, Choreografie, Lichtdesign, Tanz: Motoya Kondo (Motimaru Dance Company); Musik: Hoshiko Yamane; Supervision: Tiziana Longo (Motimaru Dance Company); 9. November 2018, Tanz*Hotel.
Die Vorstellung ist über eine Einladung der Wiener Butoh-Tänzerin und Choreografin Dani Mayu in Zusammenarbeit mit dem Tanz*Hotel zustandegekommen.