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Debüt für Jakob Feyferlik in „Bach Suite III“

Jakob Feyferlik: "Bach Suite III"

Der vierteilige Abend mit „Stravinsky Violin Concerto“ und „Thema und Variationen“ von George Balanchine, „Bach Suite III“ von John Neumeier und dem fröhlichen „Concert“ („Or, The Perils of Everybody“) von Jerome Robbins kommt beim Publikum bestens an. Das konnte auch am 3. Mai 2018 in der Staatsoper beobachtet werden. Am heftigsten wurde Neumeiers „Bach Suite III“, ein verzauberndes Ballett für zwei Hauptpaare und drei Begleitpaare, gefeiert. Solotänzer Jakob Feyferlik hat als Partner der Ersten Solotänzerin Olga Esina auch bei diesem Debüt gezeigt, welch feinsinniger, eleganter Tänzer er ist.

Schwungvoll beginnt Dirigent Kevin Rhodes Stravinskys Violinkonzert mit Albena Danailova als Solistin. Die Tänzer*innen wiegen sich, fliegen, springen mit der Musik, die beiden unterschiedlich charakterisierten Paare (Olga Esina, energisch in schönem Port de Bras, mit Roman Lazik, Nina Poláková, anschmiegsam und weich, mit Masayu Kimoto) reißen das Publikum mit. Applaus nach jeder Nummer, als wäre es eine Zirkusvorstellung. Die Tänzer*innen freuen sich.

Olga Esina, Roman Lazik: Energiegeladen in Balanchines Chrografie zu Strawinski.Danach noch einmal Balanchine zum 4. Satz aus Peter Tschaikowskys „Orchestersuite Nr 3“: „Thema con variazioni“. Ein Fest für die perfekte Ballerina Liudmila Konovalova mit Denys Cherevychko als Partner. Choreograf Balanchine (1904–1983) wollte 1947 in Amerika noch einmal „an die großartige Zeit des klassischen Tanzes“ erinnern. Das ist ihm eindrucksvoll gelungen, und wäre noch beglückender, wenn die schon etwas angestaubt wirkenden Kostüme (wippende Tutus in Gelb und Orange von Christian Lacroix) ersetzt werden würden. Neben dem Solopaar mit dem delikaten Grand Pas de deux dürfen auch die übrigen Tänzer*innen in zwölf Variationen zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich klassischer Tanz, durch Neoklassik von einem Meister gefiltert, sein kann. Balanchine: "Thema und Variationen" mmit Liudmila Konovalova, Denys CherevychkoDass Ballettchef Manuel Legris auch Corpstänzer*innen immer wieder Gelegenheit gibt, zu zeigen, welche Klasse sie haben, ist ihm nicht hoch genug anzurechnen. Rikako Shibamoto und Madison Young, nach einer Verletzungspause gibt sie ihr Debüt mit Tschaikowsky, erfüllten jedenfalls meine Erwartungen. Die Halbsolistinnen Elena Bottaro und Adele Fiocchi zeigen ebenfalls sprühende Energie, die Männer, Leonardo Basilio, Francesco Costa, Marcin Dempc und Alexandru Tcacenco (auffallend musikalisch und exakt mit Shibamoto) halten mit. Den jeweils acht Tänzer*innen, die das Corps bilden, macht es Balanchine nicht leicht. Doch ihre Tanzfreude macht so manche Unsicherheit wett. Rhodes, der sowohl die Musik als auch das Ensemble gut kennt, hat kein Mitleid, aber feurige Energie und schlägt den Takt mit Verve und wirbelnden Stab. Die Tänzer*innen müssen mithalten, Dynamik mit Exaktheit, Linientreue mit rasantem Schrittwechsel in Einklang bringen. Tschaikowsky macht alles gut.

Der Höhepunkt des Abends: "Bach Suite III" von John Neumeier mit Olga Esina, Jakob Feyferlik (Debüt).Gefühle, tiefe Empfindungen, werden in Neumeiers „Bach Suite III“ getanzt. Das Ensemble ist bereits vertraut mit dem feinen Stück. Ioanna Avraam – Leonardo Basilio, Alice Firenze – Dumitru Taran, Natascha Mair – Alexandru Tcacenco tragen mich fort, erheben mich, assen mich träumen. Nikisha Fogo und Richard Szabó beeindrucken immer wieder als 2. Solopaar. Olga Esina und Jakob Feyferlik zelebrieren die (berühmte) Air feinfühlig, als wären sie in der Kirche. Im schwierigen Schulterstand des Tänzers ist der Größenunterschied schwierig zu überwinden, wie soll die Tänzerin des Partners Beine stabilisieren, wenn sie bis in den Himmel ragen. Weich und elegant kommt Feyferlik dann wieder auf die Beine. Gleich möchte ich die Variation noch einmal sehen. Hinreißend: Nikisha Fogo mit Richard Szabó in "Bach Suite III"Auch der Dirigent wird ganz innig, treibt die Tänzer*innen nicht an, sondern lässt sie und auch das Publikum die innige Stimmung genießen.

„The Concert“ von Jerome Robbins zur Musik von Frédéric Chopin (Polonaisen, Mazurkas, Préludes, die süße Berceuse Des-Dur, die bekannte Mazurka G-Dur etc.) ist unverwüstlich und wenn die „energische Frau“ (Céline JanouDie Ballerin in "The Concert": Irina Tsymbal, Céline Janou Weder zieht ihr, als energische Frau den Sessel weg Weder) der Ballerina (unnachahmlich: Irina Tsymbal) den Sessel unterm Hintern wegzieht, kapiert auch der Letzte im Saal, dass bei diesem Stück aus vollem Herzen gelacht werden darf. Eno Peçi der ebenso wie Tsymbal, die Rolle auch bei der Premiere (exakt vor 7 Jahren, am 3. Mai 2011) getanzt hat, ist nicht zu ersetzen, ob als mordlustiger Ehemann, tollpatschiger Infanteriekommandant oder Schmetterlind, der unverdrossen der Ballerina nachjagt. Gala Jovanovic hat an ihrer Rolle als Ehefrau gefeilt, zeigt Gefühle und weist den unmöglichen Kerl in die Schranken. Igor Zapravdin darf sich samt Schmetterlingsnetz noch einmal in seiner Rolle als Starpianist zeigen, und das Konzertpublikum verabschiedet sich samt Gartensesseln vor dem Vorhang. Beglückt und fröhlich wandert das Publikum in die Mondnacht.

Balanchine | Neumeier | Robbins: „Stravinsky Violin concerto” | „Thema und Variationen“, George Balanchine; „Bach Suite III”, John Neumeier; „The Concert – Or, The Perils of Everybody“, Jerome Robbins. 10. Aufführung in dieser Zusammenstellung, 3. Mai 2018. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Letzte Aufführung in dieser Saison in derselben Besetzung am . Mai 2018.
Fotos: Ashley Taylor. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor