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Tanz*Hotel: „Herr Jemineh hat Glück“

Kinder wachsen aus dem Blumentopf © Beatrix Fiala

Aus Alt mach Neu! Bert Gstettner mit dem Ensemble seines Tanz*Hotel ist das großartig gelungen. Nach der Uraufführung im Dschungel 2013 hat er das Tanztheater mit Live Musik und sechs springlebendigen Kinder keineswegs in der Mottenkiste abgellegt. Aufgefrischt und mit einer neuen Generation von Volksschulkindern und der Tänzerin Karin Steinbrugger knödelt es als nahezu neues Stück über die Dschungel-Bühne. Statt weitausholender Lobeshymnen sei gemeldet, dass alle bisher vorgesehenen Vorstellungen bereits ausverkauft sind. Fragen kostet aber nichts, der feuchtkalte Winter provoziert Restkarten.

Familie Jemineh eim Knödelmal. © Heinz ZwanziWas sich da abspielt mit dem Tänzer und Akrobaten Ákos Hargitay als Titelfigur, kann grosso modo in meiner Rezension der Uraufführung nachgelesen werden. Hargitay fühlt sich in der Rolle des bestens gelaunen Herrn Jemineh sichtlich wohl. Jemineh hat eben Glück, „schaut niemals zurück, schaut gar nicht nach vorn. So wird jeder Moment für ihn wie neu geboren." Der Text stammt aus dem Kinderbuch „Herr Jemineh hat Glück“ von Heinz Janisch, das Bert Gstettner als Grundlage für sein Libretto und die Inszenierung genommen hat. Die Kinder singen auch die Knödelarien und sogar von der Liebe und einem Kuss.

Es wird wieder heftigste geknödelt, Herr und Frau Jemineh beginnen am Esstisch mit der Herstellung des Teiges, um die Köstlichkeiten am Ende zu verspeisen. Zwischendurch rennt Herr Jemineh aus dem Haus,  fällt ins Wasser, ein Blumentopf landet auf seinem Kopf und er seiner künftigen Frau (Rollendebüt für Karin Steinbrugger) vor die Füße. Prustend schwimmt er mit dem Seepferdchen und den Fischen und bleibt mit dem nackten Hintern in der Klomuschel (natürlich auch ein Blumentopf) stecken. Dennoch findet er immer einen Grund, dass er schon wieder Glück gehabt hat. Junge Solist*innen samt Töpfen, die auch Sessel, Hut und Brücke sein können.  © Franzi Kreis

Überhaupt spielen nicht nur die sechs großartigen jungen Tänzer*innen – energiegeladen, körperbewusst und textsicheren – eine wesentliche Rolle bei Jeminehs Glückssuche, sondern auch die Blumentöpfe in allen Größen. Am Beginn der Performance bereitet ihr Inhalt eine entzückende Überraschung.

Auch unter Wasser wird gesungen. ©  Franzi KreisEr und seine Partnerin Steinbrugger samt den Kindern sind mit Tanz und Gesang, Knödeleien und auch der Requisitenorganisation immer im Takt der rhythmischen, lautmalerischen Musik von Schelander / Gross. Es wird gesungen und gerappt, die Glöckchen angeschlagen und die Trommeln geschlagen. Professionelles Theater, wie es sein soll, deshalb wird auch nicht aufgefordert zum Mitsingen. Diesmal hätte ich es vielleicht sogar getan.

Das Stück aus dem Repertoire des Tanz*Hotel ist das Gleiche wie 2013, aber keinesweges dasselbe. Statt älter ist es jünger geworden, lockerer, kompakter, präziser. Noch ein sanftes Komprimierungsprogramm eingesetzt, und "Herr Jemineh" ist preiswürdig. Weil sich Jung (ab 5) und Alt gleich gut unterhalten und die Lebensweisheit entspannt genießen kann, aber auch, weil Gstettner und sein Team mit der Aufführung auch beweisen, dass Theater für Kinder durchaus ernst zu nehmen ist. Auch wenn es viel zu Lachen gibt dabei.   Die Juroren für den Jugendtheaterpreis „Stella“ werden sicher Einlass finde, auch wenn über jeder Vorstellung das „Ausverkauft“-Schild hängt. Der Weg in den Dschungel ist nicht weit.

Tanz*Hotel / Bert Gstettner: „Herr Jemineh hat Glück“, aufgefrischt und neu inszeniert von Bert Gstettner.
Mitwirkung: Ákos Hargitay, Karin Steinbrugger und die Kinder Alina Foltyn, Jaša Frühwald, Vanessa Fülöp, Adam Heis, Julian Voglmayr, Leo Wacha. Live-Musik: Igor Gross, Matja Schelander. Kostümbild: Hanna Adlaoui-Mayerl; Bühneneinrichtung: Rrose Sélavy (unter Verwendung von Kostümteilen (Davi Saha) und Bühnenbildteilen (Monika Biegler) der Uraufführung). Licht: Klaus Greif, Hannes Röbisch; Schauspielcoaching: Noemi Fischer. Premiere am 10. Februar 2018, Dschungel Wien.
Folgevorstellungen bis April 2018.
Heinz Janisch: "Herr Jemineh hat Glück", G & G Verlag.