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La Fille mal gardée – Debüt für Nina Tonoli als Lise

Feyferlik, Tonoli, Taran: Fröhliches Getändel nach der Ernte.

Einen genussreichen Abend bescherte nicht nur Nina Tonoli, die als Lise ihr Debüt feiern durfte. Auch Jakob Feyferlik als Colas und Dumitru Taran als munterer Alain und ein aufgekratzter Andrey Kaydanovskiy als gelenkige Witwe Simone versetzten das Publik mit flinken Füßen, hervorragendem Port de Bras und eindrucksvollem Spiel in beste Laune. Die Bravorufe durften sich auch das Ensemble und der Dirigent Simon Hewett mit dem Staatsopernorchester ins Stammbuch schreiben.

Nina Tonoli debütiert als Lise. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Nina Tonoli, die schon als Gerda in Michael Corders „Die Schneekönigin“ (Volksoper) oder Gulnare in Manuel Legris’ „Le Corsaire“, oder erst kürzlich als Clémence in Rudolf Nurejews „Raymonda“ bewiesen hat, welche technisch versierte und anmutige Tänzerin sie ist, konnte das auch als Lise bestätigen. Anfangs noch ein wenig aufgeregt und zurückhaltend, hatte sie sich bald die Debüt-Anspannung überwunden und konnte sich ganz dem von Frederick Ashton so innig wie fröhlich choreografierten Liebesspiel hingeben und mit kecker Miene auch dem Tanz auf der Nase der Witwe Simone. Mit Szenenapplaus wurde sie dann für den Fanny-Elßler-Grand Pas im 2. Teil des 1. Aktes belohnt. Lise hat ihren Colas erboert (Tonoli, Feyferlik). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Jakob Feyferlik, bereits ein versierter Colas, ist für sein Debüt mit Natascha Mair als Lise bereits ausgiebig gelobt worden. Er ist mit vollem Einsatz in seiner Rolle und weil ihm die Technik Selbstverständlichkeit ist, kann er sich ganz dem Spiel hingeben.

Alain, wie er sein soll. Dumitru Taran hat seine Verletzungspause beendet und tanzt auch wieder den unbedarften Sohn, des reichen Weinbauern (Gabor Oberegger): mit wachem Witz, unaufdringlicher Bühnenpräsenz und einer Vis comica, wie sie auf im Ballett selten zutage tritt. Dass Tarans getanzte (auch gesprungene und, wirklich drollig getaumelte) Darbietung besonders gewürdigt worden ist, ist den vielen Kindern zu verdanken, die an einem Freitag die Vorstellung besucht haben und zum richtigen Zeitpunkt herzlich lachten.
Kaydanovskiy als recht kokette Witwe. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Ist die Vorstellung lediglich von Erwachsenen besucht, so bleibt es totenstill im Zuschauerraum, nur die Displays diverser Geräte leuchten unangenehm. Kinder erkennen Ashtons Esprit und britischen Humor offenbar besser und die auf der Brüstung tanzenden Fingerchen, zeigen, dass auch die Musik –von Ferdinand Hérold komponiert und kopiert, mit Rossini-Zitaten und Volksmusik garniert, für die Ohren optimiert und vom englischen Dirigenten und Komponisten John Lanchbery († 2003) bearbeitet – ästimiert wird.

Auch Kaydanovskiys energiegeladenen Darstellung der Witwe Simone – ob diese gegen den Schlaf kämpft, kokett in den Holzschuhen die Röcke lüpfend springt oder am Ende einen formvollendeten Knicks als Tänzerin zum Besten gibt – ist mit Fug und recht heftigst bejubelt worden.

Ein beglückender Abend der Tanz- und Darstellungskunst, frisch, fröhlich und urkomisch.

Frederick Ashton: „La Fille mal gardée“, mit Nina Tonoli als Lise, Jakob Feyferlik, Dumitru Taran und Andrej Kaydanovskiy als Witwe Simon. 27. Jänner 2017, Staatsoper.
Noch zwei Vorstellungen in dieser Saison: Am 25. und 27. März 2017 tanzen Liudmila Konovalova, Mihail Sosnovschi, Eno Peçi (Witwe Simone) und Richard Szabó (Alain).