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"Le Corsaire" in Serie

Corsaire Conrad mit angebeter Médora (Cherevychko, Hashimoto)

Die Begeisterung hält an. Auch die der Premiere folgenden Aufführungen des von Manuel Legris inszenierten Balletts „Le Corsaire“ mit wechselnder Besetzung werden vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Zuletzt (21.,23.3.) debütierten Kiyoka Hashimoto (als Gulnare und gleich drauf als Médora), Olga Esina als Médora, Denys Cherevychko und Vladimir Shishov als Conrad, Masayu Kimoto als Birbanto, Mihail Sosnovschi und Francesco Costa als Lanquedem, sowie Nina Tonoli als Gulnare. Alle brachten sie neue Farben in Manuel Legris Choreografie und ernteten verdienten Applaus.

Auch wenn Denys Cherevychko bei seinem Debüt nicht in bester Laune war, lässt er doch erkennen, dass er der geborene Korsar ist. Wild entschlossen holt er sich die Geliebte, quert in hohen Sprüngen Bazar und Schlafhöhle und entzündet auch in seiner Médora (Kiyoka Hashimoto) ein Feuer. Hashimoto hat allein vor der Premiere eine Meisterleitung vollbracht, in dem sie zwei unterschiedliche Rollen einstudiert hat (wie auch Liudmila Konovalova, die nach ihrem Debüt als Gulnare, am 28.3. die Médora tanzen wird, Hashimoto ist wieder Gulnare). Die anschmiegsame Médora liegt ihr deutlich mehr. Noch etwas zurückhaltend gefällt sie mit Eleganz im ersten Akt, explodiert aber, angefeuert von Cherevychkos raumgreifenden Sprüngen, im Grand Pas des 2. Aktes. Das Publikum tobt. Und Legris ist mit der Ernennung der Ballerina zur Ersten Solotänzerin nicht blamiert. Nina Tonoli debütiert als Gulnare © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

An diesem dritten Abend der neuen Kreation hat Legris wichtige Rollen auch jungen Talenten anvertraut: Francesco Costa ist als Sklavenhändler Lanquedem eher ein fürwitziger Puck denn ein grausamer Bösewicht, so erträgt er auch seine Gefangennahme mit Humor und verliert niemals seine Sprungkraft. Mit seinen Partnerinnen geht er liebevoll um, hält sie fest und warm.
Als Gulnare debütierte die junge Halbsolistin Nina Tonoli, die ihre herausragende Begabung schon als Claire in Rudolph Nurejews „Nussknacker“ und zuletzt als Lise in „La Fille mal gardée“ gezeigt hat. Noch fehlt der personifizierten Anmut aber das Feuer und die Exaktheit in den Beinen. Allerdings, was Liudmila Konovalova bei der Premiere als Gulnare vorgetanzt hat, ist ohnehin unnachahmlich. Dennoch meine ich, als Médora wäre Tonoli besser eingesetzt gewesen. Doch das ist die Hauptrolle aller Hauptrollen und Hashimoto war schon zum Avancement vorgesehen. …

Birbanto, Zulméa: ein aufgewecktes Paar (Kimoto, Firenze) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Wer bleibt noch zu loben? Auf jeden Fall und immer wieder Alice Firenze, die offenbar unersetzbar ist: Sie tanz Zulméa, die mit Birbanto verbandelt ist, in sämtlichen Vorstellungen der aktuellen Serie. Und wie sie tanzt! Voll Lebensfreude und quirliger Kraft. Ein Vergnügen zuzusehen. Ob mit Davide Dato wie bei der Premiere oder Masayu Kimoto, Firenze lässt nicht locker, ist fröhlich wirbelnde Freundin und gemein schleichende Giftbringerin.

Am 21.3. hat Masayu Kimoto als Birbanto debütiert, so war er in der aktuell besprochenen Vorstellung am 23. bereits vertraut mit der Rolle des Bösewichts. Kimoto ist ein kräftiger, verlässlicher Solist, ebenso freudig springend wie intensiv spielend. Würde man ihn nicht als fröhlichen Basil in „Don Quixote“ oder kindischen Alain in „La Fille mal gardée“ kennen, man könnte sich glatt fürchten, vor diesem verräterischen Freund Conrads. Dem gelingt es, trotz seines Kampfesmuts, nur mit Mühe dem hitzigen Räuber das Messer ins Herz zu stoßen.

Das gefällt dem feinsinnigen von schönen Damen umschwärmten Pascha gar nicht. Blut auf Brokat! Wie eklig. Dieser noble Herr ist Jaimy van Overeen, der den Pascha als Mann von Welt anlegt, der keiner Haremsdame ein Härchen krümmt und ohnehin an Gulnare (Tonoli) genug zu haben scheint.

Eszter Ledán und Anita Manolova debütierten als Odalisken, Natascha Mair trippelte zierlich als Dritte im Trio. Drei erfolgreiche Halbsolistinnen, die den Blick auf die Liste der Solotänzerinnen lenken: Die kann aufgestockt werden. Masyu Kimoto: Birbanto ist kampfbereit. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Am Ostermontag, 28.3., ist, frisch gestärkt und ausgeruht, wieder Robert Gabdullin Conrad, der Korsar. Alexis Forabosco mimt Seyd Pascha und mit Ledán und Manolova vervollständigt Nikisha Fogo den Pas de trois der Odalisken. Zulmèa (Firenze) wird die Intrige gegen Conrad mit Richard Szabó spinnen.

Tanz braucht Musik und den liefert das Staatsopernorchester unter Valery Ovsianikov aufs Beste. Der musikalischen Leiter der Waganova Ballettakademie in St. Petersburg hat die „Corsaire“-Partitur, in welchem Arrangement auch immer, im kleinen Finger und bereits an vielen großen Häusern dirigiert. Das spürt auch das Publikum und ehrt ihn mit den Tänzer_innen.

„Le Corsaire“, Choreografie und Inszenierung: Manuel Legris, Dirigent: Valery Ovsianikov. Gesehen am 23.3. 2016. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Nächste Vorstellungen: 28., 31.3., 2.4. 2016. Wer den Augen- und Ohrenschmaus versäumt, muss bis zur kommenden Saison warten.