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La fille mal gardée – Eno Peçi als Witwe

Witwe Simone (Peçi) steppt in Holzschuhen. © Wr. Staatsballett / Ashley Taylor

Wenn es ein Weihnachtsstück in dieser Wiener Ballettsaison gibt, ist es jedenfalls nicht „Die Schneekönigin“. Der wahre Feiertagsspaß ist das mehr als zweihundert Jahre alte Stück „La Fille mal gardée“ in der Choreographie von Frederick Ashton an der Staatsoper, gut in jeder Besetzung. Diesmal mit Maria Yakovleva, Eno Peçi, Mihail Sosnovschi und Richard Szabó.

Auf dieses komödiantische Werk können sich ausnahmsweise alle einigen: Alt und Jung, und traditionell orientierte Zuschauer lieben es ebenso wie jene, die sonst moderne Choreographien bevorzugen. Auch die Tänzer_innen haben Spaß in der Ausübung ihres Jobs, und der Direktor darf sich über hohe Auslastungsquoten freuen. Es ist eines der kurzweiligsten und charmantesten Stücke des Ballettrepertoires, uraufgeführt am Vorabend der französischen Revolution mit bürgerlichen statt adeligen Protagonisten, und tänzerisch anspruchsvoll dazu.

In der aktuellen Besetzung ist Maria Yakovleva das „schlechtbehütete“ Bauernmädchen Lise. Ihr steht die Rolle des selbstbewusst-störrischen Mädchens sehr gut, und sie tanzt leicht und mit köstlicher Mimik ihren Part der Tochter, die sich den Heiratsplänen der Mutter zielstrebig widersetzt. Der Star ist natürlich die Mutter, eine „Rock-Rolle“, von einem Mann getanzt. Witwe Simone mit dem erwünschten Schwiegersohn Alain (Peçi, Szabó) © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Diesmal iist das Eno Peçi, der in seiner Gestaltung des Rollendebüts weniger auf Klamauk setzt, als auf spielerische Improvisation. Er ist ein formidabler Charaktertänzer, und besonders der witzige Tanz mit den gelben Holzschuhen liegt ihm, flankiert von ebenfalls in Holzschuhen tanzenden Freundinnen Lises.

Lise soll ja den reichen, doch nicht sehr hellen Winzersohn Alain heiraten. Richard Szabó (Rollendebüt) ist dabei vielleicht ein wenig zu kasperlhaft, denn denn die Komik entsteht durch Choreographie und Kostümierung und braucht keine weitere Präsentation. Die wahre Liebe Lises ist der Bauernsohn Colas. Ihn tanzt Mihail Sosnovschi souverän und routiniert, vielleicht ein wenig zu glatt. Er ist der wahre Routinier in diesem Stück und hat sogar am Beginn seiner Karriere schon den Hahn getanzt, flankiert von entzückenden Hennen.
Liebes Liebespaar:  Colas bändelt mit Lise (Sosnovschi, Yakovleva). © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor Diese Hühnertänze gehören zu den absoluten Liebenswürdigkeiten des Stückes.
Als Hahn im Korb reüssiert wie in jeder Vorstellung Marian Furnica, ein sehr überzeugender Gockel. Im Gegensatz zum Pony, einem echten Pony, das in jeder Vorstellung mehr oder weniger freiwillig auf die Bühne traben muss, um den Wagen zu ziehen, in den Lise und Gefolge steigen. Unnötig, denn sicher ließe sich das Pony durch ein künstliches Pferd auf Rollen oder dergleichen ersetzen, ohne die Choreographie zu gefährden.

Sehr schön immer wieder der Bändertanz im berühmten Fanny-Elßler-Pas de deux, den die Corps-Tänzer_innen nun schon gut beherrschen. Wärmste Empfehlung!

„La fille mal gardée“, Ballett nach einem Libretto von Jean Dauberval, Choreografie von Frederick Ashton. Dirigent Paul Connelly. 25., 28. Dezember 2015. Wiener Staatsballett in der Staatsoper. 

Letztee Termine in dieser Saison: 30. Dezember 2015 und 20. Jänner 2016