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„A Suite of Dances“ – 4. Vorstellung, Rollendebüts

"Glass Pieces" mit dem fulminanten Herrenensemble.

In der vierten Aufführung des mehrteiligen Abends, „A Suite of Dances“ überraschen einige Rollendebüts und, wie erwartet, zeigt sich das Corps de Ballet nun sicher im Takt. Keine Stolperer und Knieschnackler mehr, der erste Teil von „Glass Pieces“ in der Choreografie von Jerome Robbins schnurrt ab, obwohl er mangels rhytmischer Akzentuierung schwierig zu tanzen ist. Zählen, zählen, zählen, und das im gleichen Takt ist das Motto, wenn zur Musik Philip Glass getanzt wird.

Die Solopaare ( Ioanna Avraam / Calogero Failla, Alice Firenze / Arne Vandervelde, Fiona McGee /Lourenço Ferreira) entzücken in ihren hautengen schimmernden Kostümen. Ein wunderbarer Abend nimmt seinen Anfang.
"Glass Pieces":  Rollendebüt für Claudine Schoch Marcos Menha.Im Mittelteil von „Glass Pieces“ zur Musik von Philip Glass – Ausschnitte aus der Oper „Akhnaten“ („Echnaton“, uraufgeführt 1984 in Stuttgart), sowie die Sätze „Rubric und Façades“ aus „Glassworks“ – debütieren Claudine Schoch und Marcos Menha. Die herzerwärmende Harmonie und die Geschmeidigkeit des Paares der Premiere der Neueinstudierung am 20. Mai, Nina Poláková und Roman Lazik, erreichen sie nicht. Präzise tanzen Schoch und Menha mit harten feinst abgezirkelten Bewegungen mechanisch ihren Part. Es besteht keine Verbindung zwischen Mann und Frau, die Musik wird lediglich illustriert, die Atmosphäre bleibt kalt.George Balanchine / Igor Strawinski: "Duo Concertant". Davide Dato mit Kiyoka Hashimoto zeigen als flockenleichtes Paar Musikalität und Tanzfreude. In „Duo concertant“ von Igor Strawinski, Choreografie von George Balanchine, tanzen Kiyoka Hashimoto und Davide Dato zum ersten Mal. Ein Vergnügen. Federleicht Hashimoto, der Musik (Fedor Rudin, Violine / Cécile Restier, Klavier) hingegeben Dato. Ein Pas de deux ganz im Sinne des Choreografen, Miniaturgeschichten, die auf der dunklen Bühne, eingefangen von einem Spot, auch für Spannung sorgen.
Mit Spannung war auch das Debüt von Eno Peçi in Jerome Robbins Choreografie „A Suite of Dances“ zu Ausschnitten aus Johann Sebastian Bachs Cellosuiten, interpretiert von Ditta Rohmann, erwartet worden. Peçi hat nicht enttäuscht, im roten Kostüm von Santo Loquasto tanzt er die Musik. Mit der nötigen Hingabe und Ironie zugleich. Ich versuche,  das Cello auszublenden und die Prélude, Gigue und Sarabande in Peçis Tanz zu hören. Perfekte Interpretation, funktionierende Kommunikation: Ditta Rohmann und Eno Peçi in Jerome Robbins "A Suite of Dances".Doch die Ohren sind nicht zuklappbar, die Bach dirigiert, Peçi gehorcht, das Publikum genießt und bedankt sich mit frenetischem Applaus.
Danach, in Robbins komischem Balletttheater „The Concert“, die letzten Rollendebüts des Abends: Andrey Teterin tanzt und spielt den „Ehemann“, Gala Jovanovic ist seine „Ehefrau“. Teterin macht nicht den Fehler, Eno Peçi, der die Rolle 2011 kreiert und seither immer wieder das Publikum mit seinem komischen Talent entzückt hat, zu imitieren, er zeigt seinen „Ehemann“, härter, böser fast, sich der Ironie seines Vorhabens scheinbar nicht bewusst. Ein gelungenes Debüt, wie auch Gala Jovanovic, als elegante, hartherzige Gattin, die mit Gelassenheit die Eskapaden ihres untreuen Ehemannes hinnimmt, eine neue „Ehefrau“ (Rollenkreation: Franziska Wallner-Hollinek) gezeigt hat. "The Concert": Gelungene Rollendebüts von Edward Cooper, Gala Jovanovic und Andrey Teterin.Als „schüchterner Jüngling“ debütiert Edward Cooper, ein junger Tänzer aus Australien, der an der Bolschoi Ballet Academy studiert hat und seit 2020 dem Wiener Staatsballett angehört. Maria Yakovleva ist eine bezaubernde, leichtfüßige und überaus verführerische Ballerina, schon 2018 hat sie die vor Komik überquellende Paraderolle mit Ben Huys einstudiert. Der Pianist würde es nie verzeihen, wenn er vergessen würde. Das gelingt ohnehin nicht, denn Igor Zapravdin ist nicht nur der Meister an den Tasten, sondern auch mit dem Staubwedel. Gleich zu Beginn von diesem Konzert zur Musik von Frédéric Chopin, signalisiert er lustvoll, dass es etwas zu lachen geben wird. Orchestriert hat die Klavierstücke Clare Grundman, Dirigent Benjamin Pope entfesselt das Orchester und sorgt auch zu Beginn mit „Glass Pieces“ für den nötigen Schwung.
Das erfolgreiche Programm bleibt aktiv im Repertoire und wird auch in der nächsten Saison gezeigt. Im Oktober 2021 steht „A Suite of Dances“ sechsmal im Programm.

„A Suite of Dances“, Choreografien von Jerome Robbins und George Balanchine.  "The Concert": Die Ballerina und der Pianist. Maria Yakovleva und Igor Zapravdin. 4. Vorstellung der Neueinstudierung mit zahlreichen Rollendebüts,
4. Juni 2021, Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Fotos: Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
© The George Balanchine Trust für „Duo Concertant“
© The Robbins Rights Trusts  für „A suite of Dances“, „Glass Pieces“