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The Loose Collective: „On Earth III”, Wuk

The Loose Collective in der Karaoke Bar.

Mit dem dritten Teil ihrer Trilogie über das Leben auf der Erde hat The Loose Collective die Serie „On Earth“ beendet. Vom Urknall über die Einzeller und Humanoiden ging es in Teil 1, „Feeding, Fighting and Fucking“ im Museumsquartier bis zum aufrechten Gang. In Teil 2, aufgeführt im WuK, leben die Menschen in steinzeitlichen Höhlen und lernen, das Leben durch Werkzeuge und Arbeit angenehm zu machen. Teil 3, in der Pandemie entstanden, gibt einen Blick in die Zukunft frei. In einer Karaoke Bar wird gesungen und getanzt. Premiere war am 4. Juni im WuK.

Schlittschuhlauf in der Bar: "On Earth – Part 3".Auch wenn der goldige Android piepsend durch die Zukunft schleicht, kann das Leben demnächst nur angenehm sein. Böse Menschen haben doch keine Lieder und tanzen auch nicht. Hie und da fallen die Menschen zwar auf alle Viere, erinnern sich an ihre Ahnen, doch sie stehen wieder auf und arrangieren sich mit der KI, die sicher ist, dass auch eine Maschine demnächst in der Bar bedient werden wird. Brav sitzen sie alle dann am Tisch, warten auf den nächsten Auftritt. Im Hintergrund leuchtet das Schild der Bar, vor den Tisch hat Bühnenbildnerin Hanna Hollmann einen grauen Hund platziert. Er rührt sich nicht. Erst als die Schlittschuhläufer sich für die eisige Kälte rüsten und sich die wärmenden Kragen umlegen, entpuppt sich das graue Knäuel als eine Ansammlung von Pelzen.The Loose Collective: Anna Maria Nowak, Marta Navaridas, Alexander Gottfarb, Alex Deutinger, Franz Poelstra.
Mit fröhlichem Elan stellen sich Alex Deutinger (der in Goldglanz gehüllte Roboter), Alexander Gottfarb, Marta Navaridas, Anna Maria Nowak und Frans Poelstra vor das Mikrofon und hüllen sich als Stars für eine Viertelstunde in Glitzerhemden. Der Android spielt dazu die elektronische Orgel, der Musiker und Komponist Guenther Berger will auch zu Wort und Gesang kommen. Die Zukunft scheint dem Collective richtig Spaß zu machen.
Vor meiner Nase tanzt der Kameramann, verstellt die Sicht. Die Aufführung wird über eine große Leinwand auch in den Hof des WuK übertragen, das angesagte Gewitter ist ausgeblieben und man darf unter dem Himmel feiern, ohne mit Flaschen zu werfen. Erinnerungen an die Vergangenheit: Feeding Fighting and Fucking war der Untertitel von Teil 1. Doch innen und außen eine gleichermaßen perfekte Performance zu gestalten, ist nicht gut möglich. Will der Kameramann perfekte Bilder nach draußen liefern, müssen die Zuschauer:innen drinnen mit ihm vorlieb nehmen. Toleranz ist gefragt. Die ist leicht aufzubringen, ist die Vorstellung doch perfekt getimt. Bevor sie langweilig wird, rollt Poelstra das Seil, an dem die Fünf sich in den Saal gehantelt haben, zu einer sauberen Scheibe, der Roboter piepst sich in den Hof hinaus und das Publikum spendet Applaus. Die Erde ist nicht explodiert, die Menschheit nicht untergegangen, wir leben (singen und tanzen) weiter.

The Loose Collective: „On Earth – Part 3“, 4. Und 5. Juni im WuK.
Konzept: The Loose Collective; Regie: Gunilla Heilborn. Performance: Alex Deutinger, Alexander Gottfarb, Marta Navaridas, Anna Maria Nowak, Franz Poelstra.
Video und Kamera: Mårten Nilsson, Ulrich Reiterer. Musik, Komposition: Guenther Berger, Stephan Sperlich; Live Elektronik: Guenther Berger. Lichtdesign: Peter Thalhamer; Kostüm und Bühne Hanna Hollmann. Tontechnik, Klangregie: Stefan Ehgartner, Stephan Sperlich. Produktionsassistenz: Sophie Schmeiser; Produktion: Performanceinitiative 22, Kunstverein Archipelago.
Fotos: © Clara Wildberger