Superamas – "The Battle" im WUK
Philippe (Riera, Superamas) contra Philipp (Gehmacher, mumbling fish). Ein Kampf (fast) bis aufs Messer, der mit zwei Siegern endet. „The Battle“ heißt das von Superamas entwickelte Format eines performatives Wettbewerbs, der heiter und locker beginnt und im Lauf der acht Akte ganz schön hart wird. Ein intelligentes Vergnügen, auf jeden Fall für das Publikum im prall vollen Auditorium des WUK.
„Der Kampf“ hat im Rahmen der Eröffnung der „performing arts“-Saison im WUK stattgefunden, zu der auch Julius Deutschbauer, die Performer Vincent Riebeek sowie Luke & Dome (Dominik Grünbühel und Luke Baio) ihren Beitrag geleistet haben. Das reine Männerprogramm ist Absicht.
Sportlich mit Esprit. Gute Miene zum bösen Spiel beweist Philipp (Gehmacher), wenn Philippe (Riera) ihm zu Beginn der abwechslungsreichen Performance jede Menge peinlicher Fragen schriftlich vorlegt und, weil Philipp nur amüsiert bis maliziös lächelt, auch die Antworten gleich selbst bereitliegen hat. „Findest du das irritierend?“ fragt Philippe. Philipp schmunzelt, zwinkert, schweigt. Also wird der Wettkampf am Pingpong-Tisch fortgesetzt. Da ist Philippe eindeutiger Sieger und es helfen auch die Schreie Philipps beim Aufschlag nicht, den Punktevorsprung auch nur annähernd auszugleichen. Doch die Rache folgt buchstäblich auf den Fuß (und auf Schultern, Bauch und Rücken). Wie ein wilder Stier geht Philipp das angesagte Wrestling an. Doch wir wissen ja, der Sieger steht von Anfang an fest und heißt diesmal Philipp . Dass der unterlegene Philippe, dennoch schwitzt und keucht und stöhnt, gehört zur Show. Sieger Philipp ist immer noch nicht zu stoppen. Mit seinem Fragenkatalog, diesmal mündlich vorgetragen, aktiviert er neuerlich sämtliche Schweißdrüsen des Partners. Es wird eng für Philippe.
Live und ehrlich. Philippe muss auf die heiklen Fragen gar nichts sagen, es genügt die zweiseitige Tafel hochzuheben: „I have“ / „I have never“. Wir erfahren immer mehr über die beide Performer, sehen wie Philippe schluckt und sich windet und lügt, dass sich die Balken biegen. Ehrlich beantwortet er die letzte Frage nach den Lügen, die er Philipp aufgetischt hat. „I have“.
Ich bin (wie) du. Stumm muss Philipp danach zusehen, wie Philippe eine Gehmacher-Performance imitiert, oder versucht zu imitieren. Das Publikum ist nun ganz sicher: Philipp hat Humor, bleibt gelassen, lächelt in sich hinein, weiß, er ist unnachahmlich. Im Blindtest gilt es dann mithilfe kleiner Grüße aus der Küche den Namen schicker Cocktails zu erraten. Der Pariser Philippe, Mann von Welt, hat die Nase vorn, ahnt noch nicht dass es gleich ans Eingemachte gehen wird.
Aufstellung mit Plüschtieren. Philipp schont seinen Partner nicht, holt dessen Innerstes nach außen, indem er mit ihm eine Systemaufstellung durchspielt. Ernsthaft und echt. Mit Spielzeugfiguren und Plüschtieren muss Philippe seine Beziehung zu Partnerinnen, Kindern, der Arbeit und allem, was er liebt aufzeigen. Der kleine Pinguin, den Philippe als Stellvertreter für sich selbst ausgewählt hat, spielt tatsächlich mit. Neben die Lebensfreude gesetzt, fällte er, schwupps, auf den Rücken. Der kleine Kerl liegt da wie gefällt. Die Beklemmung über das Seelenstriptease löst sich in Gelächter auf.
Versöhnliche Romantik. Das Ende dieses geistreichen, teils hart geführten, Kampfes löst sich in süßer Romantik auf. Philipp singt ein Liebeslied für Philippe und dieser antwortet ebenso sanft. Zwei geniale Bühnenkünstler haben mehr von sich hergegeben, als sie ahnen konnten. Und doch ist „The Battle“ nur ein Spiel, eine Show – mit dem Zusatz Reality – in Parenthese gesetzt.
Superamas: „The Battle – Philippe vs. Philipp“, einmaliges Ereignis am 11. 9. Zur Saisoneröffnung 2015 im WUK.