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Manuel Legris: „Le Corsaire“ mit Kim Kimin a. G.

Kimin Kim, Liudmila Konovalova

Kimin Kim, Principal Dancer beim Ballett des Mariinski-Theaters in St. Petersburg, hat das Wiener Publikum bereits als Albert im Ballett „Giselle“ begeistert. Im Mai war er zweimal als Conrad in Manuel Legris Adaptation des dreiaktigen Balletts von Marius Petipa zu sehen. Der in Korea geborene und ausgebildete Tänzer weiß, was dem Publikum gefällt und bietet eine großartige Show.

Kimin Kim zeigt spektakulär hohe Sprünge, schnelle Drehungen und weiche Adagio-Bewegungen, als Conrad, der „Corsaire“ ist er eineDer aus Korea stammende Solist des Mariinsky-Balletts Kimin Kim als Conrad ideale Besetzung, zumal er auch mit der Musik (in Legris Fassung nicht nur von Adolphe Adam) gut zurechtkommt, sich an sie anschmiegt, mit ihr nahezu verschmilzt. Er ist ein richtiger Gala-Tänzer, dem die Gesamtheit eines Balletts, Inhalt und die Charakterisierung der Rolle egal ist, der Applaus des Publikums jedoch keineswegs. Den bekommt er in Wien reichlich, das Publikum liebt jeden Gast und Kimin Kim begeistert auch mich, so ein einnehmender jungenhafter Tänzer er ist.Liudmila Konovalova, in jeder Rolle superb, hier als Médora in "Le Corsaire"

Am Ersten Abend hat er Maria Yakovleva (Médora) als Partnerin gehabt. Die hat sich leider verletzt, und so er hat in der 2. Vorstellung, der 25. insgesamt, mit Liudmila Konovalova getanzt. Ob er die Kostbarkeit dieser Tänzerin zu schätzen wusste? Konovalova macht aus jeder Rolle ein Ereignis, sie hat gelernt, auch auf den Ausdruck zu achten, Gefühle zu zeigen und nichts an ihrer exzellenten Technik, ihrer Sicherheit auf der Spitze und Exaktheit in jeder Bewegung zu verlieren.
Eine reine Freude war mir Ioanna Avraam als Zulméa. So genau ist nicht definiert, wer diese junge Frau ist, offenbar eine Bewohnerin der Insel, auf der Conrad mit seinen Piraten angelegt hat, unter anderem, um sich eine Frau zu angeln. Ein frisch verliebtes Paar: Zulméa (Ioanna Avraam) und Birbanto (Davide Dato).Zulméa jedenfalls angelt sich Conrads Mitstreiter und späteren Verräter Birbanto (Davide Dato). Wie Avraam dies anfangs nur mit Blicken, später auch mit einladenden Gesten andeutet, ist hinreißend. Schüchtern ist diese Zulméa nicht, eher eine raffinierte Circe. Gulnare, die mit dem Sklavenhändler Lanquedem (mit kräftigen Sprüngen und bitterböser Miene tanzt ihn Géraud Wielick) den bravourösen Pas d’esclave tanzt, in der die an den Mann zu bringende eingefangene Frau ihre Reize zeigen muss, ist Kiyoka Hashimoto. Im ersten Akt scheint sie mit ihrer Rolle gar nicht glücklich zu sein. Im dritten Akt Kiyoka Hashimoto: Gulnare; Géraud Wielick: Lanquedemdarf sie den Pasha (Eno Peçi), dem sie verkauft worden ist, zum Tanzen verführen, dieses Getändel im Harem liegt der Ersten Solotänzerin sichtlich mehr.

Auch wenn Kimin Kim bei jedem Sprung mit einem Ballon verblüfft, so stehen ihm die Halbsolisten (Wielick ist tatsächlich noch immer nicht avanciert) Solisten und Ersten Solisten des Wiener Staatsballetts iKimin Kim begeistert als Conrad das Publikumn nichts nach, vor allem nicht an Exaktheit und Rollenspiel. Davide Dato ist mit der Rolle des Birbanto schon nahezu verwachsen, wird aber am 27. Mai in der letzten Vorstellung von „Le Corsaire“ die Titelrolle tanzen. Ich erwarte ein Fest.
Dem Gast zu Ehren war auch der Stehplatz knallvoll, in den Logen reckten die Besucher*innen der hinteren Reihen die Hälse und allesamt klatschten sich nach jedem Hupfer von Kimin Kim die Hände wund, und am Ende litten auch die Stimmbänder. Der einnehmende Tänzer ist jederzeit wieder willkommen auf der Bühne des Wiener Staatsballetts.

„Le Corsaire“, Ballett in drei Akten. 25. Aufführung. Choreografie: Manuel Legris nach Marius Petipa und anderen. Bühnenbild und Kostüme: Luisa Spinatelli; Licht: Marion Hewlett; Dramaturgie und Libretto: Manuel Legris und Jean-François Vazelle nach Lord Byron, Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges und Joseph Mazillier. Musik: Adolphe Adam und andere, ausgewählt von Manuel Legris und zusammengestellt von Igor Zapravdin. Choreografische Assistenz: Albert Mirzoyan. Dirigent. Valery Ovsyanikov. 13. Mai 2019, Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
In den nächsten beiden Vorstellungen debütiert Jakob Feyferlik als Conrad, Dumitru Taran als Lanquedem. Feyferliks Partnerin (Médora) ist Olga Esina. 17. und 19. Mai 2019.
Fotos von Ashley Taylor, © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor