Giuseppe Verdi, Porträt von Giovanni Boldini. © gemeinfrei
Nach ihrer Liebe zu Gioachino Rossini hatten die Wiener in der Mitte des 19. Jahrhunderts den jungen Giuseppe Verdi entdeckt. „Nabucco“ dirigierte er 1843 sogar selbst im Kärntnertortheater, doch „Va pensiero“ wurde hier gar kein Hit wie in Italien. Dieses und einiges mehr erfuhr man bei einer Veranstaltung der Wiener Staatsoper in der Studiobühne Walfischgasse, wo Dramaturg Andreas Lang über „Verdi und Wien“ erzählte.
In Mailand wurde „Nabucco“ ein großer Erfolg; in Wien jedoch kritisierte man das Fehlen einer großen Tenorarie. Der legendäre Musikkritiker Eduard Hanslick hatte dem Werk gar eine „große musikalische Schwachsinnigkeit“ attestiert. Verdi zog es vor, daraufhin nicht mehr selbst in Wien zu dirigieren. An seiner Stelle erledigte das der von Verdi als Einziger autorisierte Gaetano Donizetti, der hier „Ernani“ einstudierte, natürlich mit genauen Vorgaben Verdis, wie etwa „schnell zu dirigieren“. Prompt wurde das Werk ein Erfolg in Wien.
Verdi dirigierte dann doch noch einmal in Wien; das zweite Mal 1875 in der Hofoper „Aida“.
Auch „I due Foscari“ fiel hier durch. Die Wiener sprachen von „Due Fiaschi“. Selbst „Rigoletto“ fand nicht allzu viele Bewunderer und wurde immer mit einem Ballettstück kombiniert, jedenfalls bis zur Direktionszeit von Richard Strauss. Von „La traviata“ ganz zu schweigen. Nur den „Trovatore“ ließ man gelten.
Es gab auch eine lange Verdi-Abstinenz, doch das ist lang passé. Ohne Verdis Opern würde der Spielplan der Wiener Staatsoper heute dramatisch anders aussehen. Pro Spielzeit gibt es 45 Verdi-Aufführungen.
Richard Wagner kommt etwa auf die Hälfte und Giacomo Puccini auf noch weniger, W. A. Mozart und Richard Strauss auf etwa ein Drittel. Und wessen Opern sind fast immer ausverkauft? Gut geraten: jene von Verdi.
"Verdi und Wien", Vortrag von Andreas Láng, 16.2. 2017, Agrana Studiobühne | Walfischgasse.