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Catherine Poulain: „Die Seefahrerin“, Romandebüt

Catherine Poulain © France Culture_GeoffroyMathieu.

Eine Frau in der Männerwelt. Die junge Französin Lili sehnt sich nach dem Meer und der totalen Freiheit. Illegal reist sie nach Anchorage, dem Hafen in Alaska, um auf einem Fischtrawler anzuheuern. Der Kapitän der Rebel akzeptiert „den Spatz“ auch ohne Pass und Visum. Sie wird härter arbeiten als die Männer, Hunger, Verletzungen, Kälte und Krankheit überstehen.

im kleinen Hafen von Kodiak wird der Fang abgeliefert, gewogen und belohnt.  © Katie Walker Flickr commons.wikimedia.orgLili bewährt sich, trotz der schweren Arbeit, der Kälte und der Nässe. Fast stirbt sie an einer Blutvergiftung, ein Stachel durchbohrt ihr die Hand, Fieber und Müdigkeit versucht sie zu überwinden. Sie will akzeptiert sein in dieser hermetischen Männerwelt, will Männerarbeit verrichten und dennoch Frau bleiben. Der Lohn ist gering, wann und wieviel gefangen werden darf, von Kohlenfisch, Wels oder Lachs, ist streng vorgeschrieben. Auch wenn zu viel gefangen wird, wird ein Teil des Lohnes von den Eignern der Flotte einbehalten. Lili gibt nicht auf, ruht sich zwischendurch an Land aus, geht mit den Männern in die Bar, verdient sich ein paar Dollar mit Reparaturen an den Fangleinen und dem Streichen der Kähne. Das Meer lässt sie nicht mehr los. Und dann kommt es, wie es kommen muss: Auch ein Mann fasziniert sie, sie verliebt sich in den „großen Seefahrer“ – le grand marin. So lautet auch der schöne Originaltitel des französischen Romans, fast eine Autobiografie. Porträt der Autorin von  Jean Francois Robert / JF Robert modds

Auch die Autorin Catherine Poulain hat mit 20 ihre Heimatstadt Manosque in Südfrankreich verlassen, um quer über den Erdball zu reisen. Zehn Jahre hat sie als Fischerin in inmitten der Männer auf den Meeren Alaskas gearbeitet. Sie war bereits über 40, als sie von der Immigrationsbehörde ertappt und ausgewiesen worden ist. Zurückgekehrt nach Frankreich hat die heute 57-Jährige über diese schwere Zeit ihren ersten Roman geschrieben. Inzwischen hat „Le Grand Marin“ zahlreiche Preise und hymnische Kritiken erhalten und Poulain arbeitet als Schafhirtin. Seelachsfang, die Fischfangzeit ist limitiert, ebenso die Menge. © geo.com

Vielleicht liegt es an der Übersetzung, dass ich mit diesem Bericht wenig anzufangen weiß. Gewiss, Poulain ist überaus sachkundig, erklärt mir dennoch kaum, wie diese harte und immer wieder lebensbedrohliche Arbeit vor sich geht. Die Tage vergehen in Monotonie und ständiger Wiederholung: Viel Arbeit, wenig Schlaf, Verletzungen, Landurlaub, die Männer saufen. Emotionslos reiht Poulain die unfrisierten, oft plumpen Sätze aneinander, sie werden nicht lebendig. Lili ist eine naive, verträumte Person ohne Vorgeschichte, die Männer sind nur Namen, schattenlose Figuren, lauter gute Kameraden. Tote Fische vor dem Filetieren. © geo.comDie Freiheit, nach der Lili sich so sehnt, gibt es auf den Trawlern, wo sie auf dem Boden schlafen muss und rohen Fisch verzehrt, keineswegs. Für sie ist die Welt auf dem Meer dennoch in Ordnung, keine Raufereien stören den Arbeitsfrieden, keine sexuelle Attacke holt Lili in die Realität.Buchcover © btb Verlag Unvorstellbar!
Erst mit ihren letzten Kapiteln, wenige Seiten vor dem (offenen) Ende des Berichts, wird Lili lebendig, kommt mir nahe und weckt Gefühle. Doch da ist es schon zu spät. Welch herrliche, ergreifende Romane habe ich über das Meer und die Einsamkeit, die Kälte des Wassers, der Luft und der Herzen schon gelesen!

Schwamm drüber, mich hat Catherine Poulain weniger begeistert als gelangweilt und ziemlich unwillig gemacht. Wohl lese ich die Wörter, die wie Steine ins Wasser plumpsen, allein mir fehlt der Glaube.

Catherine Poulain: „Die Seefahrerin“, „Le Grand Marin“, aus dem Französischen von Bettina Bach und Christiane Kuby, btb 2017. 416 S. € 21.60. E-Book 16,99