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„Tanz der Hände“ – Tilly Losch, Hedy Pfundmayr

Cover des Bildbandes © Bonartes

Aus einer eindrucksvollen Ausstellung des Salzburger Museums der Moderen im Rupertinum, die beiden Wiener Tänzerinnen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr (1920 bis 1935 ) gewidmet war, ist ein Fotoband mit fachkundigen Textbeiträgen entstanden. Als „Beitrag zur Geschichte der Fotografie in Öterreich (Band 7)“ ist der Band im Photoinstitut Bonartes erhältlich.

Man sah vom Scheinwerferlicht beleuchtet nur die zwei blassen schmalen Hände, die für sich alleine zu leben schienen, die ein Spiel aufführten, darin Verrücktheit und Andacht, geheimnisvolle Laster und schmerzliche Sehnsucht sich atemberaubend mengten.

1927 hatte der Autor Felix Salten, der so unterschiedliche Werke geschrieben hat wie „Bambi“ und „Josefine Mutzenbacher“, bei den Salzburger Festspielen die beiden Solotänzerinnen der Wiener Staatsoper gesehen und sich begeistert gezeigt. Tilly Losch und Hedy Pfundmayr hatten sich in ihrer Performance ausschließlich auf die Ausdruckskraft ihrer Hände verlassen. Sie reagierten damit auf einen Händekult in de Zwischenkriegszeit, dessen Breite und Vielfalt heute kaum noch bewusst ist. Um die im begnnenden 20. Jahrhundert galten die Hände als die wahren Spiegel der Seele, wie in den gemalten und fotografierten Porträts des ausgehenden Jugendstils zu sehen ist. Auch der expressionistische Film und der freie Tanz thematisierte die suggestive Kraft der menschlichen Hände.  Tilly Losch als Prinzessin Teeblüte in Schlagobers (Richard Strauss), 1924 fotografiert von Trude Fleischman © Theatermuseum Wien Tru

So hatten auch Losch und Pfundmayr genügend Vorbilder. Wie die Tanzhistorikerin Andrea Amort in ihrem Beitrag ausführt, waren Losch und Pfundmayer „keine Tanzpionierinnen, auch keine Vordenkerinnen […]. Beide Frauen aber verstanden es, in ihrem ursprünglich ausgewählten Beruf als klassisch-akademisch ausgebildete Bühnentänzerinnen im Sog der Moderne auf für sie ungewohnte, neue Darstellungsformen zu reagieren.“ Und, stellt Amort fest: „Sowohl Tilly Losch als auch Hedy Pfundmayr gaben der Kritik an dem damals auch in Wien als veraltet erlebten klassischen Ballett Gestalt.“

Hedy Pfundmayr in Tanz der Salome, um 1924, fotografiert von Dora Kallmus © Sammlung Christian BrandstetterDie Autorinnen der Publikation – neben Amort, die Journalistin und Bonartes-Kuratorin Magdalena Vuković sowie die Schriftstellerin, mit Schwerpunkt lesbische Lebensweisen, Ines Rieder – haben intensiv recherchiert. Ausgehend vom Nachlass Hedy Pfundmayrs, den das Photoinstitut Bonartes (Wien) erworben und zur Verfügung gestellt hat, gibt es genug Material: Tagebücher. Briefe, Rezensionen, historischen Interviews, Fotos, Filmausschnitte, Erinnerungsstücke sind durch aktuelle Interviews mit Zeitgenossinnen ergänzt worden. Hedy Pfundmayr in Hosenrolle und Tilly Losch als Ballerina (V.l.n.r.) in ihrer Parodie Wein, Weib und Gesang (Johann Strauss) mit Hermann und Hans Thimig im Theater der Josefstadt (Silvestervorstellung), 1926. Anonym © Theatermuseum Wien So bietet der reich bebilderte Band einen tiefen Blick auf den Tanz und die Tanzfotografie, zugleich auch auf Lebenseinstellung und  Kultur der 1920er / 30er Jahre. Übrigens, die  beiden  Damen haben, so ist in Wien gemunkelt worden, nicht nur auf der Bühne Neues ausprobiert sondern auch privat. Wie die Schwestern Elßler Therese und Fanny, traten auch Tilly und Hedy als Paar auf. Die große Hedy hatte die Hosen an.

Bild und Text bieten ein breites und buntes Spektrum der Betrachtung des ursprünglich begrenzten Themas „Tanz und Fotografie“. Indem die Spuren Pfundmayrs und Loschs in der Fotografie verfolgt und in einen medienhistorischen Zusammenhang gestellt werden,  ergibt sich auch ein Bild vom Leben der beiden Tänzeringen und der Kunst und Gesellschaft ihrer Zeit. Der nur allzuoft auf die Jetztzeit beschränkte Horizont wird unterhaltsam erweitert.

Monika Faber/Magdalena Vuković (Hg.): „Tanz der Hände. Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920–1935“, mit Beiträgen von Andrea Amort, Ines Rieder, Magdalena Vuković, Photoinstitut Bonartes, 2013, 108 S., 78 Abb. in Schwarzweiß und Farbe. € 12,50.
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