Thomas Engstrøm: „South of Hell“, Thriller
Ludwig Licht, der Ex Spion und Doppelagent, wird wieder gebraucht. Er benötigt das Honorar. Deshalb lässt er sich überreden, von Berlin nach Pennsylvania zu reisen. Er soll den Kopf von Ron Harriman, ehemals US-Botschafter in Berlin, retten. Knapp vor der Wahl zum Kongress ist Harrimann in einen Selbstmord verwickelt und Licht soll beweisen, dass Harriman nichts mit dem Toten im Hotelzimmer zu tun hat. Der schwedische Autor Thomas Engstrøm hat das perfekte Rezept für einen Thriller gefunden. Auch im zweiten Band der Trilogie mit Ludwig Licht, "South of Hell", versetzt Thomas Engstrøm die Leserin in Hochspannung.
Bald ist Ludwig klar, dass der tot im Hotelzimmer liegende Christopher keinen Selbstmord begangen hat. Also macht er sich auf die Suche nach dem Mörder / der Mörderin und gerät in ein geheimes Netzwerk, von dem aus der Tycoon von Pennsylvania Schlimmeres plant als einen Mord. Ludwig begibt sich in die Höhle des Löwen.
Angenehm für Leserinnen des ersten Bandes ("West of Liberty") ist die Fortsetzung der Bekanntschaft mit einigen Personen, die mit Licht in Berlin waren. Nun sind sie alle in Pennsylvania. Welch ein Zufall. Doch wer das Debüt Lichts als Privatdetektiv erst später liest, weil mit "South of Hell" der Appetit wach geworden ist, hat keine Nachteile. Perfekt schafft es Engstrøm, Neuankömmlingen genug zu erzählen, um vertraut mit den Protagonisten zu werden, ohne die Follower zu belästigen.
Ludwig Licht ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Zwar scheut er nicht, seine Gegner ins Jenseits zu befördern, hat aber andererseits hohe Moralvorstellungen, seine eigenen natürlich, die er streng befolgt. Um seine beiden Lokale, die er sich in Berlin gekauft hat, kümmert er sich nicht, er trinkt lieber woanders. Schulden sind seine ständigen Begleiter. Sich selbst in Lebensgefahr zu begeben, macht ihm keine Probleme, auch wenn der vorbereitete Plan B nicht funktioniert. Den hohen Alkoholkonsum schraubt er im Einsatz auf Null herunter. Leserinnen wissen, dass Ludwig auch diesmal überleben wird, denn der Autor hat auch einen dritten Band mit Ludwig Lichts Kampf gegen das Unrecht geschrieben. Engstrøm schreibt seine Thriller nicht mit viel Fantasie, sondern mit genauer Recherche und ist dabei immer hart an der Realität. Seine Figuren sind glaubwürdig und es mangelt dem Autor nicht an Humor. Im Interview erzählt er, dass er viele Monate in Pennsylvania recherchiert hat: „Ich traf in den USA wirklich ungute Typen, unter anderen von den ‚Christian Identitarians‘. Diese Leute sind real und sie haben einen klaren Plan. Einige meiner Charaktere in ‚South of Hell‘ sind nach ihnen gezeichnet.“
Am 24. November startet das ZDF um 22.15 Uhr die Verfilmung des ersten Bandes, „West of Liberty“ der Ludwig-Licht-Trilogie. Barbara Eder führt Regie, Wotan Möhring ist Ludwig Licht. Der Film wird in zwei Teilen ausgestrahlt, der 2. Teil ist am 25. November zu sehen. Bereits am 17. November ist die Verfilmung als Sechsteiler mit je 45 Minuten in der ZDF-Mediathek abrufbar. Ich ziehe das geschriebene Original vor, zumal ich beim Lesen freie Ortswahl habe und mir außerdem Atempausen gönnen kann, wenn die Spannung unerträglich wird.
Thomas Engstrøm: „South of Hell“, 2. Band der Ludwig-Licht-Trilogie. Aus dem Schwedischen von Lotta Rüegger und Holger Wolandt, C. Bertelsmann, 2019. 380 S. € 15,50.
Start der TV-Verfilmung : 24. November 2019, ZDF.